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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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wollte das schriftlich von ihr.«
    »Wow«, sagte Tamsin.
    »Ja«, pflichtete Maddie ihr bei.
    »Wie kann eine Frau nur ihr Kind im Stich lassen?«, fragte Tamsin mit leiser Stimme.
    Maddie schnürte sich die Kehle zu. Sie würde Hannah nie im Stich lassen, egal, wie diese sich aufführte, aber auch Hannahs Mutter keine Vorwürfe dafür machen, dass sie gegangen war. Was hatte Susan dazu gebracht? Eine postnatale Depression? John? Hatte er Hannahs Mutter genauso viel abverlangt wie ihr? Maddie klopfte sich innerlich auf die Finger. Das war John gegenüber nicht fair.
    Anthony wandte sich seiner Frau zu. »Du kannst verstehen, dass eine Frau ihren Mann verlässt?«
    »Klar. Als ich neulich den Typen gesehen habe, der dir hilft, ist mir der Gedanke gekommen. Wie heißt er noch gleich? Michael?«
    »Für den wärst du zu stressig. Er ist noch jung.« Anthony lachte. »Dann ist Hannah jetzt deine Tochter?«
    »Ja. Vor ein paar Monaten hat das Gericht es offiziell bestätigt. Hannah war nicht sonderlich erfreut darüber.« Maddie seufzte.
    »Ist schon schrecklich, wenn die eigene Mutter einen nicht will«, bemerkte Tamsin.
    Maddie nickte. Nun hatten sie nur noch einander, und Maddie musste dafür sorgen, dass es funktionierte. Das hatte sie versprochen.
    Hannah ging in ihrem Zimmer auf und ab. Es waren genau dreizehn Schritte vom einen Ende zum anderen, das hatte sie zwanzigmal gezählt. Langeweile war scheiße. Sie holte das Buch aus ihrem Rucksack. Die vergilbten Seiten sahen nicht gerade verlockend aus, aber ihr Lehrer hatte gesagt, es würde ihr eine Menge über Cornwall im sechzehnten Jahrhundert verraten. Merkwürdigerweise hatte er nicht wissen wollen, warum die Epoche sie interessierte, was bedeutete, dass er sie für einen Geschichtsfreak hielt. Oje.
    Momentan versuchte sie, ein Dokument zu entziffern, das 1570 verfasst worden war. Sie hatte Ewigkeiten gebraucht, die Jahreszahl zu entschlüsseln, weil sie die römischen Ziffern nicht mehr beherrschte. Die Schrift war wunderschön und das Papier brüchig.
    Hannah nahm die Taubenfeder in die Hand, die sie im Garten gefunden hatte, und stellte sich die kunstvollen Bewegungen vor, die nötig waren, um so schön zu schreiben. Sie warf einen Blick auf das Gekrakel in ihrem Schulheft. Jämmerlich. Sie fetzte die Buchstaben hektisch und ohne Rücksicht auf den Leser, in diesem Fall ihre Englischlehrerin, aufs Papier. Früher hatte sie Englisch ganz gern gemocht, aber die Lehrerin hier war eine blöde Kuh. Man konnte ihr nichts recht machen, also gab Hannah sich überhaupt keine Mühe mehr. Ihre letzte Prüfungsarbeit war mit roten Korrekturen übersät gewesen. Die Hexe ahnte nicht, was sie noch alles liefern konnte.
    Hannah legte die Feder weg. Sie fand es frustrierend, dass sie es nicht schaffte, den Text zu entziffern, und warf einen Blick auf den Brief und die anderen Papiere. Alles böhmische Dörfer.
    Als es in der Küche endlich ruhig wurde, schlich sie zur Treppe. In dem Raum, den sie insgeheim das Spinnzimmer nannte, warf das Mondlicht gespenstische Schatten auf den Boden. Sie trat ein. Hier hatte Maddie noch gar nichts gemacht.
    Hannah ging zu dem Schreibtisch in der Fensternische. Auf dem Tisch befand sich ein rissiger Lederschonbezug, und die Schubladen hatten aufwendig gearbeitete Griffe, die sich kühl anfühlten. Als sie die mittlere herauszog, fand sie darin ein verstaubtes Fotoalbum. Sie nahm es heraus und schlug es auf. Von der Zugluft, die durch die undichten Fenster drang, bekam sie eine Gänsehaut.
    Hannah blätterte die grauen Seiten durch. In Schwarz und Weiß wirkte das Haus ganz anders als in der Realität. Der Schweinestall hatte auf den Fotos noch ein Dach, und die Frauen auf den Bildern waren groß gewachsen wie Maddie, was Sinn ergab, weil Maddie irgendwie mit ihnen verwandt war.
    Hannah stockte der Atem. Auf einem der Bilder stand Maddie am Fuß des großen Baums vor dem Haus. Hannah zog das Album näher heran. Das war definitiv Maddie im Teenageralter. Die Nase war dieselbe, das Haar, alles, was sie auf dem Bild erkennen konnte. Nur die Bluse, die sie trug, kam Hannah merkwürdig vor. Sie sah nach den siebziger Jahren aus.
    Komisch. Maddie hatte behauptet, im April das erste Mal in Trevenen gewesen zu sein, aber das Bild sagte etwas anderes. Hannah klappte das Album zu und stellte sich Maddies Reaktion vor, wenn sie es ihr am folgenden Tag zeigte.
    Es war mindestens Mittag. Hannah tat der Kopf weh. Als Erstes brauchte sie eine Tasse Tee und

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