Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Partner.«
»Den könnte ich sicher für dich auftreiben.«
Maddie beobachtete Tamsin, wie sie den Blick über die potenziellen Kandidaten im Pub schweifen ließ. Keiner von ihnen war das, wonach sie suchte, aber wusste sie überhaupt, wonach sie suchte? Ihr fehlten die Nähe, die gegenseitige Unterstützung, die wortlose Verständigung, und all das konnte man sich von einer Zufallsbekanntschaft nicht erhoffen. Sie hatte keine Ahnung, wie es ihr gelingen sollte, wieder einen Mann in ihr Leben zu lassen, nicht einmal, ob sie das wollte. Außerdem gab es da noch Hannah.
»Das bezweifle ich nicht, aber ich bin nicht der Typ für One-Night-Stands. So ticke ich einfach nicht.« Maddie spielte mit dem Weinglas.
»Das ist genau das Problem bei uns Frauen. Ganz ohne Liebe scheint’s nicht zu gehen. Schade eigentlich.«
Maddie schmunzelte. Aus Tamsins Mund klang alles so simpel.
»Soll ich dir ein Blind Date vermitteln?«, fragte Tamsin.
Maddie erschauderte. »Nein!«
»Nun zier dich nicht so. Eine Verabredung schadet nicht; ein ruhiges Abendessen zu zweit in Truro oder sonst wo.«
»Und wo willst du den armen Kerl herkriegen?« Maddie stellte sich vor, wie ihre findige Freundin alle verfügbaren Männer der Gegend wie zur Exekution aufreihte, um sie auf ihre Eignung zu überprüfen. So wie Maddie Tamsin einschätzte, würde keiner von ihnen den wirklichen Bedürfnissen Maddies genügen, aber zum Abbau ihres Hormonstaus beitragen. Vermutlich war es genau das, was sie jetzt brauchte.
»Vertrau mir.«
»Genau das tue ich nicht.« Maddie schmunzelte.
»Musst du aber. Und jetzt trink aus.«
»Lass uns das Thema wechseln.« Maddie nahm einen Schluck.
»Okay. Schau mal, was da grade reinmarschiert.«
Maddie betrachtete den blonden Hünen. »Wikinger« fiel ihr spontan zu ihm ein, und noch dazu ein ziemlich appetitlicher.
»Ja, finde ich auch«, sagte Tamsin.
»Was?«, erkundigte sich Maddie.
»Das, was dir auf der Stirn geschrieben steht.« Tamsin lachte.
»Was redest du da?«
»L-U-S-T. Der Typ verspricht Lust in Großbuchstaben.« Tamsin stieß einen leisen Pfiff aus.
»Still, sonst hört er dich noch«, flüsterte Maddie.
»Hm. Hol uns doch noch ein Glas Wein, ja?« Tamsin schob Maddie vom Sitz und direkt in die Arme des Wikingers.
»Sorry, ich bin gestolpert.« Maddie sah stirnrunzelnd zu Tamsin, die sie mit Unschuldsmiene anlächelte.
»Kein Problem.« Er hatte eine tiefe Stimme, die irgendwie nordisch klang, und schien allein zu sein.
»Darf ich Ihnen einen Drink spendieren?«, fragte er.
»Wie bitte?« Unter dem Blick seiner stahlblauen Augen wurde Maddie hellwach.
»Darf ich Ihnen einen Drink spendieren?«, wiederholte er.
»Danke, aber meine Freundin und ich sind versorgt.«
»Warum warten Sie dann an der Theke?«, erkundigte er sich.
Maddie, die nach einer höflichen Antwort suchte, bemerkte, dass Tamsin sich sehr beherrschen musste, um nicht laut loszuprusten.
»Ich hole Drinks.« Maddie senkte verlegen den Blick.
»Lassen Sie mich das für Sie erledigen.« Er verbeugte sich leicht.
Was sollte sie machen? Wenn sie Nein sagte, klang sie unhöflich, und wenn sie seine Einladung annahm, fühlte sie sich schlecht.
»Danke.«
»Was nehmen Sie?«
»Den Cabernet.« Maddie spürte Tamsin hinter sich.
»Hallo. Danke für den Drink. Ich bin Tamsin.« Sie streckte ihm die Hand hin.
»Gern geschehen. Ich heiße Gunnar.«
»Hallo, Gunnar. Was führt Sie in diesen Teil Cornwalls?«, fragte Tamsin.
Maddie trat Tamsin unauffällig gegen das Schienbein und nahm einen Schluck Wein, während sie den Mann begutachtete. Mit dem kantigen Kinn, den weißblonden Haaren und dem gebräunten Gesicht sah er tatsächlich aus wie ein Wikinger.
»Ich drehe einen Dokumentarfilm über die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Fischerei.«
»Faszinierend«, lautete Tamsins Kommentar.
Hoffentlich, dachte Maddie, machte Tamsin sich nicht noch aggressiver an den Typen ran.
»Sie beeinflusst die Fischerei weltweit, aber hier in Cornwall sind einzelne Fischer mit ihren kleinen Booten davon betroffen, nicht nur die großen Fabrikschiffe. Das macht die Geschichte interessanter.«
»Wie lange haben Sie vor hierzubleiben?«, fragte Tamsin.
»Den Sommer über. Im Moment recherchiere ich hauptsächlich und filme wenig. Für die Filmaufnahmen warten wir auf besseres Wetter.«
Wunderbar, dachte Maddie. Tamsins nächste Frage lautete sicher: »Und wo sind Sie untergebracht?«
»Wann sind Sie angekommen?«, setzte
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