Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Tamsin die Befragung fort.
»Vor einer Woche.«
»Erst? Und wo sind Sie untergebracht?«, erkundigte sie sich.
Maddie verschlug es ob der Unverfrorenheit ihrer Freundin den Atem.
»Ich habe hier in Manaccan ein Cottage gemietet.«
»Willkommen in unserer kleinen Welt, Gunnar.« Tamsin strahlte.
»Danke.« Er hob sein Glas und sah Maddie in die Augen. Sie musste zugeben, dass der Wikinger mit den weißen Zähnen, die im gedämpften Licht schimmerten, ziemlich attraktiv war.
6
W ann hast du das letzte Mal mit jemandem geschlafen?«
Tamsins Worte schienen zu hallen, und die Konturen der Küche verschwammen wie Tamsins schelmisches Grinsen. Maddie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und nahm noch einen Schluck Wein. Es war weit nach Mitternacht, sie hatten die dritte Flasche geöffnet. Maddie wusste, dass sie es am nächsten Morgen bereuen würde, aber im Moment machte es Spaß.
»Was hast du gerade gefragt?«
»Du hast mich schon verstanden«, antwortete Tamsin.
»Das ist keine faire Frage.«
»Warum nicht?«
»Keine Ahnung. Wann hast du das letzte Mal Sex gehabt?«
»Vergangene Nacht.« Tamsin grinste.
»Mit deinem Mann, hoffe ich.«
»Das verrate ich dir nicht.«
Maddie beugte sich vor. »Dann sage ich auch nichts.«
»Ist es so lange her, dass du dich nicht mehr dran erinnerst?«
»Nein, ich erinnere mich sogar sehr gut. Wir wussten, dass es das letzte Mal sein würde. Es war ziemlich schlimm.« Maddie blinzelte die Tränen weg.
»Tut mir leid für dich.« Tamsin legte ihre Hand auf die von Maddie. »Und seitdem nichts mehr?«
»Gott, nein. Wer würde eine alte Kuh wie mich schon wollen?« Maddie rang sich ein Lächeln ab.
»Du bist keine alte Kuh, und Gunnar wollte deine Telefonnummer haben. Außerdem wäre da noch Mark. Der schwirrt um dich rum, seit du da bist.«
»Ihm ist gar keine andere Wahl geblieben. Ich bin ja praktisch auf seiner Türschwelle gelandet.«
»Er hat sich nicht drüber beklagt.«
Maddie lächelte. Mark war attraktiv und flirtete mit allen Frauen. Das war es nicht, was sie sich vorstellte, egal, wie verlockend das Angebot sein mochte. Doch vielleicht würde sie ihn bitten, ihr für einen Akt Modell zu stehen, denn sein gut proportionierter Körper war ihr nicht entgangen. Sie wurde rot.
»Du magst ihn, das merke ich doch.«
»Wie könnte man Mark nicht mögen?«
»Hallo, ihr Hübschen.« Das Objekt der Begierde kam mit Tamsins Mann Anthony, der diese abholen wollte, zur Küchentür herein. Maddie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Hatte Mark ihr Gespräch belauscht?
»Hallo, Jungs.« Tamsin stand auf und holte zwei Gläser. Als sie sie füllte, verschüttete sie etwas Rotwein.
Anthonys Blick wanderte zu den leeren Flaschen beim Abfall. »Scheint ein guter Abend gewesen zu sein.«
»Ja.« Tamsin sah ihn mit einem schiefen Grinsen an.
Mark zog den Stuhl neben Maddie heraus. Er roch nach Meer.
»Was habt ihr getrieben?« Maddie trank einen großen Schluck Wein.
»Wir waren zur Race Night im Segelklub. Euch ist ein lustiger Abend entgangen.« Mark streckte die langen Beine unter dem Tisch aus.
»Das glaube ich nicht. Maddie hat nach dem Pub noch was Feines gekocht.«
»Daher die vielen Gefallenen.« Anthony deutete auf die Flaschen.
Tamsin schob seinen Arm weg. Maddie musste über seinen beleidigten Blick lachen. Die beiden gingen so locker miteinander um. Waren sie und John je so gewesen? Hatten sie überhaupt Gelegenheit dazu gehabt? Sie waren gerade erst aus der ersten Verliebtheitsphase heraus gewesen, als der Krebs alles verändert hatte.
»Dann erzählt mal, über was ihr euch unterhalten habt«, forderte Anthony sie auf.
»Denkste!« Tamsin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Aha, also über Sex.« Er lachte.
Mark sah Maddie an. »Wo ist Hannah?«
»Direkt über uns. Sie kriegt wahrscheinlich jedes Wort mit.« Maddie lächelte spöttisch.
»Wie geht’s ihrem Knöchel?«, erkundigte sich Mark.
»Scheint in Ordnung zu sein. Bei jungen Leuten heilt so was schnell«, antwortete Maddie.
»Hübsches Mädchen. Hat ganz andere Haare und Haut als du«, bemerkte Anthony.
»Sie ist meine Stieftochter.« Wie hätte ihr leibliches Kind wohl ausgesehen? Blond wie John oder dunkel wie sie?
»Was ist mit ihrer Mutter?«, fragte Anthony.
Maddie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Sie ist gegangen, als Hannah drei war.«
»Gegangen?«
»Sie hat John gesagt, dass sie ihn und Hannah verlässt und die beiden nie mehr wiedersehen möchte. John
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