Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
schweigend in den Toaster. Herrgott, war die Frau ruhig! Die friedliche Atmosphäre und die Weihnachtslieder im Radio machten Hannah aggressiv.
Als Maddie ihr den Toast hinstellte, hätte Hannah ihn ihr am liebsten ins Gesicht geschleudert. Wann würde sie endlich mit dem Lächeln aufhören? Wusste sie denn nicht, dass Weihnachten scheiße war? Hatte sie Dad vergessen? Silvester jährte sich sein Tod zum ersten Mal. Die Feiertage waren scheiße, und Maddie summte leise »God Rest Ye Merry Gentlemen« vor sich hin.
»Ich fahre in einer halben Stunde zu Old Tom. Möchtest du mitkommen?«
Hannahs Blick fiel auf Maddies blaues Auge. Sie verstand immer noch nicht, was Maddie da neulich vor sich hin gebrabbelt hatte. Ein weinendes Baby? Total durchgeknallt. Hannah war mehrmals in der Nische gewesen, ohne irgendetwas zu sehen oder zu hören. Doch, einmal, als Maddie früh ins Bett gegangen war, fiel ihr ein, hatte sie merkwürdige Geräusche gehört, wahrscheinlich von einer Katze.
»Hast du Schicht bei ihm?«
»Nein, aber ich dachte mir, vielleicht freut er sich.« Maddie summte weiter vor sich hin.
»Ich könnte den Tag bei ihm verbringen.« Bei OT würde sie Maddies jämmerlichen Versuchen, Weihnachtsstimmung zu verbreiten, entgehen.
»Klar, aber dann wäre Tamsin enttäuscht.«
»Wie kann sie uns heute schon wieder zum Mittagessen einladen, wenn gestern so viele Leute bei ihr waren?« Hannah knabberte an ihrem Toast.
Maddie wischte die Arbeitsfläche sauber und hängte das Tuch auf. »Wahrscheinlich hat sie Zauberkräfte.«
»Möglich.« Hannah lachte. »Und sie scheint über alles Bescheid zu wissen, was die Jungs treiben.«
»Ja, stimmt.« Maddie sah Hannah an. »Begleitest du mich nun?«
»Vielleicht.«
»Okay. Ich zieh mich jetzt an. Bis in zehn Minuten, falls du mitkommen möchtest.«
»Was ist mit den Geschenken?«, fragte Hannah.
»Die könntest du zu Old Tom mitnehmen.« Maddie verließ die Küche.
Hannah schleuderte die Serviette an die Tür. Die Geschenke würde sie bestimmt nicht mitnehmen, weil dann klar wäre, dass sie nichts für Maddie besorgt hatte. Sie stand auf, warf den Toast in den Mülleimer und ging ins Wohnzimmer. Auch hier spielte Weihnachtsmusik. Die Lichter am Baum funkelten. Manche der alten Kugeln daran hatten Maddies Eltern gehört, ein paar ziemlich alberne hatte Hannah mit Maddie für das erste gemeinsame Weihnachten gebastelt. Hannah warf einen Blick auf die Päckchen. Fünf Stück für sie und kein einziges für Maddie. Hannah brachte sie und den Strumpf hinauf in ihr Zimmer.
Sie betraten OTs Cottage durch die Hintertür.
»Mrs Bates?«, rief Mark aus dem Wohnzimmer.
»Nein«, antwortete Maddie und legte ihre Sachen auf die Arbeitsfläche.
Hannah knallte die Tür hinter sich zu und marschierte an Maddie vorbei zu Old Tom.
»Dir auch frohe Weihnachten, Hannah«, sagte Mark, als sie ihn in ihrer Eile fast umstieß.
»Freut mich zu sehen, dass sie nicht bloß mir die kalte Schulter zeigt.« Maddie begrüßte Mark mit einem Kuss auf die Wange. Sie hatte den Kuss vom Vorabend noch sehr deutlich im Gedächtnis. Der verdammte Mistelzweig! »Frohe Weihnachten.« Sie hielt ihm ein großes buntes Paket hin.
»Für mich?«, fragte Mark.
»Ja. Nichts Besonderes.«
»Du machst mich neugierig.« Er lächelte.
»Das kann ich mir denken.« Maddie ging lachend zu Tom. »Frohe Weihnachten.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, während sie aus dem Mantel schlüpfte. »Was ist das da in der Tasse? Tee? Ich hätte Sekt dabei. Der könnte diesen trüben Morgen ein wenig aufhellen.« Und Hannahs Kater mit dem Beelzebub austreiben , fügte sie für sich hinzu.
»Klingt gut. Hannah, wärst du so nett, Gläser für uns alle zu bringen?« Old Tom strahlte.
Hannah verschwand in der Küche.
»Hast du schon gefrühstückt?«, fragte Maddie Mark.
»Nein, noch nicht«, antwortete Mark.
»Gut. Wie wär’s mit Rührei und Räucherlachs?«
»Toll.« Old Tom klatschte in die Hände.
Mark legte sein Geschenk unter den Baum. Maddie hoffte, dass es ihm gefallen würde. Es war das Aquarell von dem Tag auf dem Nare Head, weil sie sich für alles bedanken wollte, was er für Hannah und sie getan hatte. Ohne ihn und Tamsin wäre so vieles schwieriger gewesen.
»Sieht interessant aus.« Tom beugte sich vor.
»Ja, nicht? Soll ich’s nach dem Frühstück aufmachen?«, fragte Mark.
»Erwarte dir nicht zu viel. Ist bloß eins von Maddies Bildern.« Hannah stellte die Gläser auf das
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