Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
meldete sich eine Frauenstimme.
»Hi, ich bin Madeline Hollis vom Helston Packet in Cornwall, England, und wollte fragen, ob Sie mir helfen können.« Maddie hörte ein Geräusch hinter sich. Oje, Hannah. Die konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
»Wenn Sie mir sagen, worum es geht.«
»Ich recherchiere gerade für einen Artikel über Künstler, die hier in der Gegend gewesen sind und von ihr inspiriert wurden. Dabei bin ich auf den Namen Peter Johnson gestoßen. Ich weiß, dass Sie vor Kurzem Werke von ihm ausgestellt haben.« Maddie schwieg kurz. »Und ich wollte fragen, ob Sie für mich den Kontakt zu ihm herstellen würden.«
»Peter in Cornwall, England? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»1970.«
»Lange bevor ich ihn kennengelernt habe«, erklärte die Stimme fast ein wenig erleichtert.
»Halten Sie das für möglich?« Maddie bekam einen trockenen Mund.
»Warum nicht? Wie heißt die Zeitung noch mal?«
»Helston Packet.« Maddie konnte nur hoffen, dass die Frau keine Nachforschungen anstellte. Wieder hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie versuchte, sich beim Notieren der E-Mail-Adresse zu konzentrieren, die die Frau ihr durchgab.
Als Maddie mit zitternden Fingern auflegte, sah sie, dass Hannah sie wütend anstarrte.
»Was sollte das denn wieder? Du bist nicht Reporterin beim Packet .«
»Nein.«
»Du lügst wie gedruckt. Endlich habe ich den Beweis.« Hannah schob sich die Haare aus der Stirn. »Wer ist dieser Peter Johnson, mit dem du unbedingt Kontakt aufnehmen möchtest?«
Maddie runzelte die Stirn. Wie sollte sie das erklären? »Ich glaube, mein Vater.«
Hannah erstarrte. »Dein was?«
»Mein Vater. Helen wusste, dass ich meinen Vater finden will, und hat bei sich das Gemälde entdeckt, das wir am Weihnachtstag angeschaut haben. Ihr war klar, dass es große Ähnlichkeit mit meinen Arbeiten hat.«
»Ich dachte, das Bild wär von dir.«
»Ja, es sieht so aus. Mich hat es auch erstaunt.«
»Puh. Und, wirst du dich jetzt mit ihm in Verbindung setzen?«, fragte Hannah.
»Offen gestanden: Ich weiß es nicht.«
»Ich an deiner Stelle würde es machen.« Hannah sah sie an. »Ich würde gern mal mit meiner Mutter reden.«
Maddie hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand einen Stich ins Herz versetzt.
»Aber ich weiß nicht, wie das gehen soll.« Hannah ließ die Schultern hängen.
»Es gibt bestimmt eine Möglichkeit.« Maddie berührte Hannahs Hand. Ihr war klar, dass dieser Weg durch Minenfelder führen würde. John hatte sicherzustellen versucht, dass Hannah keinen Kontakt mit Susan hatte.
»Und wie?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber ich denk drüber nach.«
»Danke.« Hannah nickte und verließ das Zimmer.
Noch ein Punkt auf der Liste der zu erledigenden Dinge: die Mutter finden, die ihr Kind im Stich gelassen hatte. Maddie seufzte. Wie sollte Maddie Susan aufspüren? Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was sie machte und wie sie jetzt hieß. Vielleicht war sie wieder verheiratet. Maddie schloss die Augen und bemühte sich, nicht über die Probleme und den Schmerz nachzudenken, die sich aus ihren Nachforschungen ergeben konnten.
Die Adresse in ihren Händen war vielleicht der Schlüssel zu ihrer wahren Identität, und sie konnte, wenn sie wollte, mit ihrem Vater Verbindung aufnehmen. Unterschied sich ihr Wunsch so sehr von der Sehnsucht Hannahs?
Der Geruch gelöschter Kerzen stieg Maddie in die Nase, als sie die Kirche betrat. Sie wusste nicht, warum sie gekommen war, fand aber die Stille beruhigend, als sie von der letzten Bank aus die wunderschönen Blumengestecke bewunderte. Jetzt tat ihr der Besuch hier nicht so weh wie an Weihnachten. Es war Silvester, genau ein Jahr nach Johns Tod. Sie musste in die Zukunft blicken und sich ein neues Leben aufbauen, wie das auch immer aussehen mochte.
Nein, sie würde nicht die Schar Kinder haben, die sie sich gewünscht hatte, aber trotzdem konnte sie in Cornwall glücklich werden. Hier hatte sie gute Freunde gefunden, und wenn sie eine Baugenehmigung für den alten Schuppen bekam, war sie in der Lage, ihn zu verkaufen. Dann verfügte sie über Geld für die Renovierung von Trevenen und die Umwandlung des Schweinestalls in ein richtiges Atelier. Das neue Jahr eröffnete viele Perspektiven.
Maddie nahm den Zettel mit Peter Johnsons E-Mail-Adresse aus der Tasche. Sie hatte drei Mails an ihn verfasst, ohne eine abzuschicken. Wahrscheinlich ahnte er nichts von ihrer Existenz.
Sie schob den Zettel zurück in die Tasche.
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