Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
dass ich noch lebe.«
»Ach, Maddie.«
»Lass gut sein. Ich weiß, dass ich sentimental bin, aber ich habe wirklich alles für John und seine Tochter geopfert, und was habe ich dafür gekriegt? Nichts als Kummer.« Maddie nahm einen weiteren Schluck Wein. Sie hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als ihren Schmerz über das Baby, der immer stärker wurde, laut herauszuschreien. Diese Wunde hatte die Zeit nicht geheilt.
»Ich weiß, wie ich mich anhöre. Ich weiß, dass Hannah niemanden hat, aber ich habe auch niemanden. Für sie bin ich die Stiefmutter aus der Hölle, und das habe ich allmählich satt. Ich gebe ihr ein Dach über dem Kopf und was zu essen; sie sollte dankbar sein.« Maddie traten Tränen in die Augen.
»Diese Gefühle sind völlig in Ordnung.« Tamsin trat näher zu ihr.
Maddie lachte. »Nein, sind sie nicht.«
»Keiner erwartet von dir, dass du eine Heilige bist.«
»Nur ich.«
»Da kann ich dir auch nicht helfen. Ich kann dir nur sagen, dass du völlig normal bist.«
»Danke.« Maddies Mundwinkel zuckten. »Ich bin genau wie die unzähligen anderen alleinstehenden Frauen, die sich eigene Kinder wünschen und merken, dass ihnen das Leben zwischen den Fingern zerrinnt. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich einen Drachen daheim habe, der mich hasst.«
»Du bist noch nicht zu alt, um selbst eine Familie zu gründen«, erklärte Tamsin.
»Und wie soll ich das dem Monster in meinem Leben verklickern?«
»Wie lange empfindest du dein Verhältnis zu Hannah schon so?« Tamsin füllte Maddies Glas nach.
»Keine Ahnung. Seit dem Umzug hierher ist es jedenfalls eindeutig schlechter geworden.«
»Wie das?«
»So genau weiß ich das auch nicht. Irgendwie stimmt nichts mehr. Die letzte nette Geste von ihr war, als sie das Foto meiner Mutter gefunden hat. An Weihnachten hat sie sich nicht mal die Mühe gemacht, mir eine Karte zu schreiben, geschweige denn ein Geschenk für mich zu besorgen.«
»Tja, tut weh, aber sie ist ein Teenager und hat ihren Schmerz noch nicht verarbeitet. Ihre Mutter hat sie doch verlassen, oder?«
»Ja, was ich heute verstehen kann.« Maddie blinzelte; das war ihr so herausgerutscht.
»Das stimmt nicht. Du würdest sie niemals im Stich lassen, nicht einmal jetzt. Ich weiß, dass sie ziemlich schwierig ist, aber versuch mal, dich in ihre Lage zu versetzen. Zuerst hat ihre Mum sie verlassen, und dann ist auch noch ihr Vater gestorben.«
»Im Moment weiß ich nicht mehr so recht, warum ich hier bin.«
»Weil du sie liebst«, erklärte Tamsin.
»Tue ich das? Wenn von ihr nur Bitterkeit zu erwarten ist, bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, so weiterzumachen wie bisher. Ich sollte Trevenen verkaufen, sie ins Internat stecken, und aus. Vielleicht mache ich das sogar.« Maddie drehte das Glas zwischen ihren Händen. Das Frühjahr stand vor der Tür, die beste Zeit, Trevenen zu verkaufen.
»Bist du wirklich an dem Punkt angelangt?«
»Ich glaube schon. Letztlich hält mich nur meine Loyalität diesem alten Gemäuer gegenüber zurück. Meine Mutter hat es geliebt, und es ist schon so lange im Besitz der Penventons.« Maddie schluckte. »Wenn ich es verkaufe, ist es damit vorbei, aber mit mir hört die Linie sowieso auf. Ich bin die Letzte in der Familie, also kann ich genauso gut das Handtuch werfen und Hannah und Trevenen loswerden, die beide deutlich mehr brauchen, als ich zu geben in der Lage bin.«
»Sobald die Scheune verkauft ist, hast du genug Geld.«
»Falls.« Maddie zuckte mit den Achseln. Alles hing am seidenen Faden. Sie nahm einen Schluck Wein und beobachtete, wie Mark und Gunnar die Küche betraten. Was wollte sie wirklich?
19
M ark wartete, bis Maddie die Tür von Trevenen aufschloss. Abgesehen von ein paar Abschiedsworten an Gunnar, der sie an der Kreuzung verlassen hatte, waren sie schweigend von Tamsin hierhergegangen. Maddie war hundemüde und wollte nur noch ins Bett.
»Danke fürs Heimbringen.«
»Gern geschehen«, sagte er.
»Möchtest du im Gästezimmer schlafen? Dann müsstest du nicht mehr nach Hause.«
»Gute Idee.«
»Aber bitte mach schnell. Ich kann vor Müdigkeit die Augen kaum noch aufhalten.« Maddie lehnte sich an die Wand.
»Das sehe ich.« Mark gab ihr einen Kuss. Sie hätte ihn gern erwidert, doch ihr Körper machte nicht mit. Mark schob sie durch die Tür und schloss sie hinter ihnen. Maddie blinzelte, weil das Licht aus der Küche sie blendete.
»Wo, zum Teufel, bist du gewesen?«, brüllte Hannah sie an.
»Was?«
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