Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Maddie.
»Das wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen.«
»Und durch die Ohrfeige bin ich nun tatsächlich zu der blöden Kuh geworden, für die sie mich immer schon gehalten hat.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Doch.«
»Maddie, du siehst das, glaube ich, nicht so klar. Sie musste mal in die Schranken gewiesen werden. Ich erkläre dir nur, dass sie sich Sorgen um dich gemacht hat.«
»Und das hat ihr das Recht gegeben, so ausfallend zu werden?« Maddie runzelte die Stirn.
»Nein, doch sie ist ein Teenager und weiß noch nicht, wie man mit intensiven Gefühlen umgeht.«
»Ich offenbar auch nicht.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Nein, aber gedacht.« Maddie seufzte.
»Nein. Das ist deine Interpretation. Ich hätte ihr auch eine gescheuert. Ich war sogar nahe dran.«
»Echt?« Maddie stützte den Kopf in die Hände.
»Ja, wahrscheinlich hätte ich mich eher für einen Tritt in den Hintern entschieden.« Er legte eine Hand auf die ihre.
»Wäre passender gewesen. Wahrscheinlich ruft sie beim Jugendamt an.«
»Nein, tut sie nicht. Dass sie zu Old Tom geht, ist die vernünftigste Lösung. Er wird sich anhören, was sie zu sagen hat, und ihr dann seine Sicht der Dinge erklären. Er tut ihr gut.«
»Das weiß ich. Anders als ich.«
»Das stimmt nicht. Du liebst sie.«
Die Welt stand Kopf. Hannah hatte auf Maddie gewartet, weil Maddie bis in die Puppen unterwegs war. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Doch momentan verliere ich das leicht aus dem Blick.«
»Wenn sie dir nicht wichtig wäre, würden ihre Worte dir nicht so wehtun.«
Maddie lächelte dankbar.
»Und jetzt leg dich ins Bett und versuch zu schlafen. Später wirst du die Energie brauchen.«
Maddie stand auf. »Möchtest du immer noch im Gästezimmer übernachten?«
»Es sei denn, du bietest mir was anderes an.« Mark hob fragend eine Augenbraue.
»Damit Hannah endlich einen Grund hat, mich anzubrüllen? Lieber nicht.«
Mark lachte und küsste sie auf die Stirn. Als Maddie das Wohnzimmer durchquerte, bedauerte sie fast, ihn ins Gästezimmer geschickt zu haben, denn die Vorstellung, sich an ihn zu kuscheln, war verführerisch.
Das Kissen über den Ohren verhinderte nicht, dass sie das Weinen hörte. Nachdem Maddie sich eine Weile schlaflos hin und her gewälzt hatte, setzte sie sich auf. Sie hatte leichte Kopfschmerzen. Eigentlich, dachte sie, hätte sie es verdient gehabt, sich schlechter zu fühlen. Ihr Ausrasten in der vergangenen Nacht war unverzeihlich, der zweite unverzeihliche Akt ihres Lebens.
Vor ihrem Mund bildeten sich Atemwolken. Marks Heißlüfter richtete nicht viel gegen die Kälte aus. Seufzend akzeptierte sie, dass die Geräusche nicht verschwanden, wenn sie sich unter der Bettdecke verkroch.
Sie zog ihre wärmsten Kleider an, schlich sich nach unten und schaltete das Licht im Wohnzimmer ein. Die Geräusche waren verstummt, stellte sie erleichtert fest. Es musste also eine streunende Katze, vielleicht auch ein Fuchs gewesen sein. Maddie hatte weder mit dem Geistlichen noch mit jemand anders über diese Geräusche gesprochen. Sie beschloss, sich einen Tee zu kochen und in der Nische hinter dem Kamin nachzusehen.
Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr jedoch, dass es sieben war, viel später als erwartet. Am Morgen blieb es um diese Jahreszeit lange dunkel. Sie ging in die Küche.
»Guten Morgen.« Mark saß mit Papier und Bleistift am Tisch.
»Morgen.« Maddie begrüßte ihn mit einem Lächeln.
»Hast du gut geschlafen?«, erkundigte er sich.
»Nein. Und du?«
»Nein.«
»Was hat dich gestört?« Sie stellte den Kessel auf den Herd und nahm die Teekanne und zwei Tassen aus dem Schrank.
»Ich glaube, eine Katze.«
Maddie blieb wie angewurzelt stehen. »Du hast es auch gehört?«
»Ja. Ich habe mich umgeschaut, aber nichts gesehen.« Er stand auf und streckte sich. »Es schien aus dem Schmugglerversteck zu kommen, doch Geräusche werden manchmal auf merkwürdige Weise übertragen.«
Maddie nickte und holte tief Luft. »Bist du in den Raum gegangen?«
»Ja, ohne etwas zu entdecken. Die Platten darin sind toll. So große findet man heute nicht mehr, jedenfalls nicht für den Boden.«
»Sie erinnern mich an Grabsteine.«
Er lachte. »Die Größe könnte hinkommen. Vielleicht sind das tatsächlich ausrangierte Grabsteine.«
Maddie fröstelte. Sie beschloss, das Thema zu wechseln. »Wozu brauchst du Papier und Stift?«
»Für meine Liste zu erledigender Dinge.«
»Würdest du was für mich dazuschreiben?«,
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