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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Furchen und Falten in seinem länglichen Gesicht, die sich fast über Nacht eingegraben hatten, und daran, dass er mit einem Mal kleiner wirkte, weil er sich nicht mehr so gerade hielt wie früher, so als trüge er eine zu schwere Last auf seinen Schultern. Und manchmal dachte Emily, sie habe einen abwesenden, traumverlorenen Glanz in seinen Augen entdeckt, als wenn er gerade Heinrich vor sich sähe.
    »Oh nein, daran hatte ich keineswegs gedacht«, beeilte sich Emily zu erwidern. Stumm leistete sie Abbitte für diese kleine Lüge und senkte verlegen den Blick auf ihre Teetasse.Denn genau darauf hatte sie gehofft: bei Heinrichs Eltern, den Großeltern seiner Kinder, Aufnahme zu finden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Emily sich das schöne Haus an der Außenalster nicht mehr lange würde leisten können.
    Heinrichs Tod war für sie der bislang schwerste Schicksalsschlag in ihrem an Unglück und Todesfällen nicht gerade armen Leben gewesen. Doch diesem Tod waren weitere Hiobsbotschaften gefolgt – kleinere, im Vergleich zum Verlust ihres Mannes geradezu lächerliche –, und doch fühlte Emily sich an der Schwelle zu ihrem vierten Herbst hier in Hamburg, als triebe sie unaufhaltsam auf einen Abgrund zu.
    Heinrichs böse Vorahnungen, was das Geschäftsgebaren von Herrn Rehhoff auf Sansibar anbetraf, hatten sich leider bewahrheitet: Was an Gewinn zwischen Frühjahr 1869 und Heinrichs Tod im August 1870 erzielt worden war, war zu weit mehr als der Hälfte in den Taschen von Rehhoff und von Schriever gelandet, nicht in der mit dem Namen Ruete beschrifteten Schatulle. Viel war es anscheinend ohnehin nicht gewesen, was in den letzten Monaten an Geldern geflossen war. Der hanseatische Handel auf Sansibar lag durch den noch immer andauernden Krieg des Norddeutschen Bundes gegen Frankreich zunehmend brach. Auch der Ertrag von Emilys drei Plantagen aus dem entsprechenden Zeitraum war von den beiden unredlichen Geschäftsleuten in die eigene Kasse abgeschöpft worden. Und als sei dies nicht genug, war bei der Durchsicht der geschäftlichen Aufstellungen ans Tageslicht gekommen, dass Heinrich beträchtliche Summen aus ihrer beider Vermögen in die Geschäfte auf Sansibar transferiert hatte, die nun ebenfalls in dunklen Kanälen versickert waren.
    Emily war froh, dass Heinrich nicht mehr hatte miterleben müssen, dass er sich in seinem einstigen Schulfreund Rehhoff so sehr getäuscht hatte. Darüber hinaus war dieser auch noch der Sohn eines Pastors, was in Emilys Augen die Schwereseiner Schuld noch vergrößerte, wie sie sich in letzter Zeit oft kopfschüttelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen gedacht hatte.
    Doch alles Jammern half nichts, es änderte vor allem nichts daran, dass Emily nur eine kleine Summe Geldes blieb, mit der sie für sich und ihre Kinder sorgen konnte, plus dem durch den Krieg ebenfalls nicht sonderlich üppigen Ertrag aus Aktien, in die Heinrich investiert hatte. Zumal sie trotz der Tatsache, dass sie die Witwe eines Hamburger Bürgers war, keine Bürgerrechte besaß und der Senat der Hansestadt ihr auch weiterhin als Ausländerin die Möglichkeit verweigerte, den entsprechenden Eid abzulegen, sie somit keinerlei Anspruch auf eine Witwenpension erheben konnte.
    »Ich bin schon auf Wohnungssuche«, erklärte sie nun gespielt zuversichtlich und setzte ihre Untertasse ab. »Ein paar passende Objekte habe ich bereits in Aussicht.«
    Die nächste Lüge. Ihren Wunsch, ein Häuschen anzumieten, das einen Garten besaß, in dem die Kinder spielen konnten, hatte Emily sich bei Durchsicht der Annoncen rasch aus dem Kopf schlagen müssen. Mit ihrem sehr beschränkten Budget war so etwas unbezahlbar, und auch von der Alster würden sie Abschied nehmen müssen. Eine Mietwohnung läge vielleicht gerade noch im Rahmen des Möglichen, und ihr war jetzt schon ganz flau, wenn sie daran dachte, dass sie nahezu alle Dienstboten würde entlassen müssen. Vor allem um Anna tat es ihr leid, da sie diese doch sehr lieb gewonnen hatte. Mit etwas Glück würde Friederike vielleicht mitkommen wollen, obwohl Emily ihr nicht mehr ganz so viel würde zahlen können.
    »Gib dabei bitte keinen Schilling mehr aus als nötig«, sagte Hermann eindringlich. »Ich will nicht, dass meine Enkelkinder um ihr Erbe gebracht werden!«
    Mit seinen Worten trieb ihr Schwiegervater den Stacheltiefer ins Fleisch, den Emily kurz nach Heinrichs Tod abbekommen hatte. Das schmale Erbe, das Heinrich hinterlassen hatte, fiel zu einem Drittel an

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