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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Weitläufigkeit von Beit il Mtoni kam es Salima jedoch eng und bedrückend vor, und der Lärm, der aus der dahintergelegenen Stadt und aus dem nahen Hafen hereindrang, war ohrenbetäubend. Hier sollte sie von nun an leben?
    Majids Glück schien jedoch so vollkommen, dass sie es nicht über sich brachte, es auch nur im Geringsten zu trüben, und so rang sie sich ein kleines Nicken ab.
    »Gehen wir jetzt zu den anderen Kindern?« Ein Hoffnungsschimmer, der die Vorfreude auf das neue Zuhause wieder zum Leben erweckte.
    »Die sitzen alle brav zu Beit il Sahil im Unterricht«, erklärte Majid lachend.
    Natürlich. Ein Chor aus Kinderstimmen hatte ihren Namen gerufen, als die Barke das Ufer ansteuerte, auf die Anlegestelle vor Beit il Sahil zu. Schlaftrunken hatte Salima sich die Augen gerieben, zu den beleuchteten Fenstern emporgeblickt, andenen sich unzählige Köpfe aneinanderdrängten, große und kleine. Stürmisch war dann die Begrüßung der Geschwister gewesen, neckend und ein bisschen unbeholfen-ruppig, wie es unter Buben nun einmal zuging, und doch hätte nichts Salima seliger machen können als diese gesammelte Aufmerksamkeit ihrer Halbbrüder. Viel zu schnell hatte ihre Mutter wieder zum Aufbruch gedrängt, um Khaduj nicht länger in Watoro warten zu lassen, mit der tröstlichen Aussicht, bald wieder nach Beit il Sahil zu kommen.
    »Bringst du mich dann nachher hin?«
    »Das geht nicht, Salima, ich hab hier alle Hände voll zu tun. Aber du wirst bald mit deiner Mutter hinübergehen, das verspreche ich dir.«
    Bald. Für die Erwachsenen ein so kleines, dahingesagtes Wort; für ein Kind jedoch ein Wort, das eine viel zu lange Zeitspanne umfasst. Salima nickte wieder, tapfer dieses Mal, doch sie ließ den Kopf hängen.
    »Sei nicht traurig, Salima. Komm mit, ich zeig dir was, das dich aufmuntern wird.«
    Folgsam trippelte Salima an Majids Seite einher, mehrere Treppen – viel besser zu gehen als die zu Mtoni – hinab, bis sie in einen Innenhof gelangten.
    »Oooohhh«, hauchte Salima, als sie die weißen Fellknäuel erblickte, die träge herumhoppelten oder vor sich hin mümmelten. »Kaniiinchen!«
    »Geh und such dir eins aus«, ermunterte Majid sie und sah schmunzelnd zu, wie seine kleine Schwester vorsichtig zwischen den Nagern herumstelzte, sich schließlich bückte und eines vom Boden aufhob. Strahlend hielt sie ihm mit ausgestreckten Händen das Kaninchen um den Brustkorb gepackt entgegen, worauf es sogleich mit den Hinterläufen zu paddeln begann und nicht sonderlich glücklich wirkte. Majid lachte.
    »Schau, so musst du es halten.« Er bettete das Tier in Salimas Armbeuge um. »Sonst tust du ihm weh.«
    Salima rieb die Wange an dem weichen Fell, das nach getrocknetem Gras roch, und seufzte voller Wonne. »Danke, Majid! Das muss ich gleich umma zeigen!«
    Ihre kostbare Last an sich gedrückt, klapperte Salima davon, zurück ins Haus, auf der Suche nach ihrer Mutter.
    »Umma, umma! Mama, Mama!«, war ihr Stimmchen bald in allen Winkeln zu hören, wo man das Kind stets mit liebevoller Strenge davonscheuchte, damit es beim Auspacken, Möbelrücken und Einräumen nicht im Weg war.
    » Umma , guck mal, was Majid mir geschenkt hat!«
    Djilfidan, ganz erfahrene Herrin, wies gerade zwei Dienerinnen an, in welchen der geräumigen Truhen sie die Kleidungsstücke zu verwahren hatten.
    » Umma, so guck doch!!«
    »Später, mein Kind«, murmelte Djilfidan vor sich hin und strich ihrer Tochter geistesabwesend über den Kopf. »Khaduj braucht meine Hilfe.«
    »Umm-« , konnte Salima noch machen, dann war ihre Mutter schon aus dem Gemach geeilt. Betrübt sah sie ihr nach. »Dann spielen wir beide eben allein«, flüsterte sie dem Kaninchen in eines seiner langen Ohren. Vorsichtig setzte sie das Plüschknäuel auf dem Boden ab und hüpfte ihm auf einem Bein hinterher, als es davonhoppelte, dabei eine Spur brauner Kügelchen auf den frischen Matten hinterlassend. »Nicht da drunter!«, rief Salima, als sich das Kaninchen unter eine Truhe mit Füßen quetschte. »Nicht! Komm da wieder raus!«
    Sie warf sich vor dem Möbelstück auf die Knie und angelte darunter, ohne mehr als ein Büschel Pelz zu fassen zu kriegen. Sosehr sie auch schimpfte und lockte – das Kaninchen dachte gar nicht daran, sich wieder hervorzuwagen. Bis Salima sichgeschlagen geben musste und langsam aufstand, ein seltsames Ziehen in der Magengegend.
    Mit hängenden Schultern strich sie zwischen den Beinen der Diener herum, ohne dass jemand Notiz von ihr

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