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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Zwischenfälle.
    Moana war gerade dabei, ihre Töchter im Zerstampfen von Kräutern zu unterweisen. Als Jack ihre Hütte betrat, blickte sie überrascht auf.
    »Haere mai!«, grüßte er in die Runde und bat Moana nach draußen.
    »Du musst mir helfen«, stieß er dort hastig hervor. »Die Heilerin, von der ich dir erzählt habe, ist Opfer eines Feuers geworden. Ihre Beine und ein Arm sind verbrannt, und sie braucht dringend Hilfe.«
    Moana nickte. »Ich helfen. Aber ich nicht versprechen Wunder. Das Sache von papa.«
    »Bitte, Moana, tu, was du für richtig hältst! Sie darf nicht sterben.«
    Die Maori erinnerte ihn daran, dass der Tod dem Willen der Götter entspringe. Wenn die Götter beschlossen hätten, eine Seele von der Welt zu nehmen, sei jede Maßnahme zwecklos. Aber sie wusste auch, dass die tohungas, die Heiler und Schamanen, unter dem besonderen Schutz der Götter standen, und versprach Jack, alles für die Rettung der weißen Frau zu tun.
    Sie verschwand in ihrer Hütte und kehrte mit einigen Dingen zurück, die sie in ein farbiges Tuch eingeschlagen hatte.
    Jack hätte die Heilerin am liebsten auf sein Pferd gehoben, wagte aber nicht, das vorzuschlagen.
    Doch Moana überraschte ihn. »Du mich auf Pferd nehmen, sonst wir zu langsam«, erklärte sie bestimmt.
    Also setzte er sie auf seinen Hengst und schwang sich hinter sie auf die Kruppe. Sie ritten so schnell, wie es auf diesem Boden möglich war. Jacks Herz raste wie noch nie in seinem Leben. Er malte sich die schrecklichsten Dinge aus, die während seiner Abwesenheit passiert sein könnten, und machte sich Vorwürfe, dass er Margaret, seine Haushälterin, nicht außerplanmäßig zu sich gerufen hatte.
    Als sie sein Haus erreicht hatten, saß er ab und half Moana hinunter. Die Heilerin schien über einen Spürsinn für Kranke zu verfügen, denn sie steuerte ohne Jacks Hinweise auf das Gästezimmer zu, als sei sie schon öfter dort gewesen, und trat an Ricardas Bett.
    Erleichtert erkannte Jack, dass Ricarda atmete und vor Schmerzen leise stöhnte.
    Moana legte ihr Bündel neben dem Bett ab und beugte sich über die Verletzte.
    »Wahine sein stark«, sagte sie, nachdem sie Ricarda untersucht hatte. »Feuer im Blut kommen von Wunden. Ich machen rongoa. Bitte holen zwei Schüsseln.«
    Kaum war Jack mit dem Geforderten zurück, schlug sie das Tuch auf und zog Blätter und Zweige hervor. Einige davon zerkaute sie zu einem Brei, den sie in eine der Schüsseln spuckte. Andere Zutaten zermahlte sie in dem zweiten Behältnis oder bat Jack, sie in Wasser aufzukochen.
    Als sie alles beisammen hatte, vermischte sie einen Teil der Kräuter und des Breis zu einer Paste, die sie auf die Wunden strich. Die aufgekochten Zutaten siebte sie und flößte Ricarda die Flüssigkeit mit Jacks Hilfe ein.
    Doch Ricarda sprach weiter im Fieberwahn von Vater und Mutter, warf sich unruhig hin und her und schien gegen irgendetwas anzukämpfen. Schließlich stöhnte sie laut. Raue Laute drangen aus ihrer Kehle, und das Gesicht der Heilerin wirkte plötzlich sehr besorgt.
    »Feuer hat böse Geister in ihren Körper geschickt«, erklärte sie, während sie über Ricardas glühende Stirn strich. »Geister müssen fort, sonst pakeha nicht werden gesund. Du gehen und ausruhen, ich werde singen karakia gegen Feuer und böse Geister.«
    Mit ihren heiligen Gesängen riefen die Maori die Götter indirekt um Hilfe an. Es gab sie für die verschiedensten Dinge. Jack war einmal Zeuge eines karakia geworden, der einer neuen Waffe Kampfkraft verleihen sollte. Außerdem gab es Gesänge gegen Knochenbrüche, Magenverstimmung und so weiter.
    Jack zweifelte selten an Moanas Heilkunst, denn die Wirkung ihrer Kräuter hatte er schon mehrfach erlebt. Dass ein Gesang Fieber zu bekämpften vermochte, überstieg jedoch seine Vorstellung. Moana hingegen schien davon felsenfest überzeugt zu sein, und so tat er ihr den Gefallen und ließ sie mit der Kranken allein, um sie bei ihrem Ritual nicht zu stören. Die Unruhe in seinem Inneren war quälend. Er wusste, dass ihn nichts ablenken würde. Rastlos tigerte er vor dem Klavier auf und ab. Er setzte sich auf den Hocker, fuhr mit der Hand über den Lack und lauschte angestrengt.
    Aus dem Gästezimmer ertönte nun ein seltsamer, sonorer Gesang. Jack verstand die Worte, sie drehten sich darum, das Feuer aus dem Blut der Frau zu bannen. Er legte die Stirn auf den Deckel des Klaviers, schloss die Augen und tastete nach dem Talisman seiner Mutter.
    Gott, flehte er,

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