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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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wenn du da draußen irgendwo bist, dann hilf ihr und mach sie gesund!
    Jack ließ das Kreuz los. Diese Bitte hatte er vor einigen Jahren schon einmal gen Himmel geschickt - jedoch vergeblich. Der Tod hatte die schwache Emily geholt. Aber Ricarda war stark, wie Moana betont hatte. Aber würde es reichen? Würde es reichen, selbst wenn es keinen Gott gab, der sie beschützen konnte?
    Der Singsang der Heilerin änderte sich nun. Die Worte wurden unverständlich. Jack, der noch immer die Augen geschlossen hielt und in seiner Position verharrte, spürte, dass ihm die Melodie und die Worte allmählich entglitten, sie zogen sich zurück in die dunklen Schatten des Zimmers und verstummten schließlich.
 
    Am Nachmittag rüttelte Moana Jack wach. Er bemerkte, dass sich der Stand der Sonne verändert hatte. Offenbar war es bereits spät. Benommen sprang er auf. Er blickte die Heilerin forschend an und fragte: »Was ist passiert?«
    »Nichts, du ruhig sein.« Moana klopfte ihm auf die Schulter. »Das Feuer zurückgehen. Nicht mehr so heiß.«
    Jacks Benommenheit verflog. Das bedeutete, dass Ricarda gerettet war! »Darf ich zu ihr?«
    Moana nickte, worauf er an ihr vorbeistürmte. Als er Ricarda so daliegen sah, schob sich plötzlich das Bild seiner toten Verlobten über diesen Anblick. Entschlossen schob er die Erinnerung fort. Ricarda war zwar noch bewusstlos, aber längst nicht mehr so leichenblass; ja, er glaubte auf ihren Wangen bereits wieder einen rosigen Schein auszumachen; und ihre Brust hob und senkte sich nun bei gleichmäßigen Atemzügen.
    »Ich haben gesagt, sie sein stark«, erklärte Moana, die hinter ihn getreten war. »Sie haben viel mauri.«
    Jack sank gegen den Türrahmen. Die Anspannung war mit einem Schlag von ihm abgefallen. Tränen der Freude verschleierten seinen Blick. Seine Beine zitterten kraftlos, seine Arme waren schwer wie Blei. Trotzdem umklammerte er das Kreuz seiner Mutter und küsste es so leidenschaftlich, als wäre es Ricardas Mund.
    Moana beobachtete ihn lächelnd.
    Jack war sich dessen bewusst, dass ihre klugen Augen mehr sahen, als er eigentlich zeigen wollte. Aber sie wusste ja ohnehin, wie viel ihm an Ricarda lag.
    »Ich auf sie aufpassen«, sagte Moana und legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Du schlafen, kiritopa.«
    »Nein, das kann ich nicht«, entgegnete Jack. »Ich muss noch einiges in der Stadt erledigen. Wachst du an ihrem Bett?«
    Moana nickte. »Ja, ich bleiben hier. Nicht sorgen, wahine sein stark. Sehr stark. Und gute mauri.«
    Jack konnte nicht von sich behaupten, dass er das in den vergangenen Stunden erwartet hätte. So stark Ricarda auch war, ein altes Sprichwort seines Vaters besagte, dass auch der kräftigste Baum vom Sturm gefällt werden konnte, wenn die Jahre ihn zuvor hohl gemacht hatten. Nicht die Jahre, sondern das Feuer hatte Ricarda ausgehöhlt. Aber auf Moanas Einschätzung war Verlass. Deshalb ließ er Ricarda in ihrer Obhut und ging nach draußen, um das Pferd anzuschirren. Er musste etwas tun, wobei er sich abreagieren konnte.
 
    Eine Stunde später lenkte er seinen Wagen über die Stadtgrenze von Tauranga. Er wollte nachsehen, was von Ricardas Praxis noch übrig geblieben war. Viel konnte es nicht mehr sein, aber vielleicht waren doch ein paar Dinge zu retten. Wenn ja, würde er sie auf die Farm schaffen.
    Schon in der Nacht, als er neben Ricardas Bett gewacht hatte, war in ihm ein Entschluss gereift, den er ihr mitteilen wollte, sobald sie wieder auf den Beinen war.
    Auf halbem Wege, kurz bevor er die Spring Street erreicht hatte, kam ihm Mary Cantrell entgegen. Jack erinnerte sich, dass Ricarda am Tag des Brandes etwas von einer Einladung gesagt hatte. Es wäre sicher angebracht, ihre Entschuldigung zu überbringen, auch wenn Mrs Cantrell gewiss von dem Feuer gehört hatte.
    Als Mary ihn bemerkte, steuerte sie direkt auf ihn zu. Jack brachte das Pferd zum Stehen, sprang vom Wagen und begrüßte sie mit einem vollendeten Handkuss.
    »Mr Manzoni, wie geht es Ricarda?«, fragte sie aufgeregt und vergaß vor Sorge sogar, seinen Gruß zu erwidern.
    »Besser. Sie wohnt jetzt bei mir, vorerst wird niemand ihr etwas anhaben können.«
    »Gibt es denn schon Anhaltspunkte, was die Täter betrifft?«
    »Nein, bisher nicht. Doktor Bensdorf hat erst heute wieder das Bewusstsein erlangt. Sie wird den Constables sicher eine detaillierte Beschreibung von den Angreifern liefern können.«
    Mary ließ diese Worte einen Moment lang auf sich wirken, bevor sie murmelte:

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