Sternenfall: Roman (German Edition)
viel Platz beanspruchen. Besser wäre es, mehrere Netze durch den Zylinder zu spannen und diese zum Abfedern der Beschleunigung zu verwenden. Einmal im Raum, konnten die Netze verstaut werden, um den nutzbaren Raum zu vergrößern.
Thorpe besprach seine Ideen mit Niels Grayson, der ihm ins Innere des Zylinders gefolgt war. Grayson erinnerte ihn daran, dass sie Bullaugen in die Wände würden schneiden müssen. Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Eintreffens des Kometen wollte keiner von ihnen auf das Spektakel dadurch verzichten, dass er sich in eine fensterlose Stahlbüchse einschloss.
Im Anschluss an ihr Gespräch begaben sie sich in eines der Büros an der Peripherie der Halle. Dort entdeckten sie einen CAD-Computer. Während seines Aufenthalts auf dem Felsen hatte Thorpe einige Fertigkeit darin erlangt, von seinen in Planung befindlichen Projekten Skizzen anzufertigen. Innerhalb von zwei Stunden hatte er einen ganzen Satz von Plänen für den Umbau ihrer provisorischen Raumfahrzeuge.
Während er und Grayson planten, erkundeten die übrigen Mitglieder ihrer Gruppe die Höhle. Der Massebeschleuniger erwies sich als eine Schatzkammer von Dingen, die sich für einen Schiffbrüchigen als nützlich erweisen könnten. Außer zwei gewaltigen Eisklötzen, die auf ihren Abtransport warteten, entdeckten sie zwei riesige Gasflaschen mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff. In einem Lagerraum fanden sich Dutzende großer Rollen mit starkem Elektrokabel, das sie benutzen konnten, um sich daraus Netze zu knüpfen. Aus einem anderen Lagerraum stammte ein Vorrat von Funkgeräten und Geräten zur Stromerzeugung. Diese würden in Funkfeuer verwandelt werden, damit ihre Retter die Container in der Weite des Weltraums fanden.
Nachdem er sich die Bestandsaufnahme angehört hatte, teilte Thorpe die Astronomen in zwei Arbeitsgruppen ein. Vier Stunden später wurde die erste Scheidewand in einem der Container festgeschweißt. Thorpe beobachtete, wie mehrere Männer eine große Stahlplatte in den ersten Container schafften. Er bemerkte erst nach einer Weile, dass Niels Grayson neben ihm stand.
»Hallo, Niels. Ich habe Sie gar nicht kommen gehört.«
»Das wundert mich nicht. Sie sehen aus, als würden Sie jeden Moment umkippen.«
»Nicht doch. Mir geht’s gut.«
»Wann haben Sie zuletzt geschlafen?«
»Vor dreißig Stunden, schätze ich.«
»Wohl eher vierzig, würde ich sagen. Warum legen Sie sich nicht irgendwo aufs Ohr? Die kommen schon ein paar Stunden ohne Sie zurecht. Und Sie wollen doch wohl bei der großen Show morgen frisch und munter sein.«
Thorpe blinzelte verwirrt. »Was ist denn morgen?«
»Das sollten Sie eigentlich wissen. Sie sind derjenige, der alles ins Rollen gebracht hat.«
»Oh, wirklich? Der Felsen stößt mit Donnerschlag zusammen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich bin wohl müder, als ich dachte. Ich glaube, ich werde auf Ihren Vorschlag eingehen. Was ist mit Amber? Sie ist ebenso lange wach wie ich.«
»Nein, das ist sie nicht. Sie ist eingeschlafen, während sie das Bedienungshandbuch dieser verdammten Anlage zu entziffern versuchte. Ich hab sie ins Vorzimmer des Betriebsleiters bringen lassen.«
»Nun, ich glaube, ich werde ebenfalls ein Loch finden, in dem ich mich verkriechen kann. Wecken Sie mich, wenn es so weit ist oder wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.«
»Mache ich.«
Thorpe ging in ein Büro, das ihm schon vorher aufgefallen war. Es hatte einen Tisch, auf dem er sich ausstrecken konnte, und eine Tür, die geschlossen werden konnte. Dieser letztere Punkt war der wichtigste. Seine Mannschaft von Amateur-Schiffsbauern erzeugte mehr Lärm, als er für möglich gehalten hätte.
Thorpe erwachte, als er unsanft an der Schulter geschüttelt wurde.
»Aufwachen, Mr. Thorpe. Der Direktor erwartet Sie oben im Kontrollraum. Sie müssen sich beeilen.«
Thorpe öffnete die Augen. Jamie Byrant blickte auf ihn herunter. Er stöhnte und setzte sich auf, wobei seine Beine über die Tischkante hingen.
»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Sechs Stunden. Es ist fast zehn.«
»Wie geht es mit den Umbauten voran?«
»Ganz gut. Wir haben das mittlere Schott in beide Container eingeschweißt. Wir sind dabei, ein zweites Schott einen Meter vor dem ersten einzubauen. Wir müssten in etwa einer Stunde so weit sein, dass wir den ersten Drucktest für die Sauerstofftanks machen können.«
»Zwei Schotts?«, fragte Thorpe, immer noch darum bemüht, einen klaren Kopf zu bekommen. »Wer hat das
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