Sternenfaust - 015 - Zwischen den Fronten
Ma’am.«
»Aber wir werden in den nächsten Stunden in Gefechtssituationen geraten, wenn kein Wunder geschieht. Sehen Sie es nicht als Zurücksetzung an, wenn ich hierfür jemanden bevorzuge, der mehr Erfahrung hat!«
»Natürlich nicht, Ma’am.«
»Captain«, setzte Tong noch einmal an. »Santos’ Unschuld ist noch nicht eindeutig bewiesen, auch wenn die Indizien ihn inzwischen entlasten. Nebenbei bemerkt: Ich halte ihn für unschuldig. Aber es ist noch nicht erwiesen! Ist es ratsam, in einer Gefechtssituation jemanden an der Steuerkonsole sitzen zu haben, der …?«
»Auf dessen Loyalität man nicht zu hundert Prozent bauen kann?«, fragte Dana. »Nein, natürlich nicht, Michael. Aber ich halte ihn ebenfalls für unschuldig, und wenn Ihre Untersuchung dies bislang bestätigt, reicht mir das.«
In diesem Moment betrat John Santos die Brücke. Er war etwas außer Atem. Fragend blickte er den Captain und den Ersten Offizier an.
Wortlos, mit einem Lächeln, deutete Frost auf seine Konsole, an der sich Fähnrich Al-Qamar gerade erhob …
*
Alarmsirenen schrillten auch auf Stützpunkt 1 – nur dass es sich dabei um ein hochfrequentes Ultraschallsignal handelte, dass von den menschlichen Gästen der Starr gar nicht wahrgenommen werden konnte. Lediglich die Ortungsmodule registrierten es.
Angesichts der Reaktion der Gastgeber lag die Bedeutung dieses Signals auf der Hand.
Während Jefferson und Stein sich in die Handhabung eines Programms hatten einweisen lassen, dass in Zukunft für die stenographische Verschlüsselung der militärischen Kommunikation zwischen Starr und Menschen Verwendung finden sollte, diskutierte Bruder William mit Kommandant Sharashtarr über die Möglichkeit, mit einem Gleiter zu den Blauen J’ebeem zu fliegen, für deren Kultur sich der Christophorer interessierte.
Für Kommandant Sharashtarr war das nicht im engeren Sinn Ziel gerichtete Forschungsinteresse des Ordensbruders kaum nachzuvollziehen, aber gerade deswegen versprach er William Unterstützung. »Ich äußerte ja bereits meine Bewunderung für das nicht nur zweckmäßige Forschertum der Christophorer. In einer lange zurückliegenden Zeit, als unser Volk noch von religiösen Vorstellungen geprägt wurde, gab es einen Forscher, der genau dieselbe Haltung propagierte und den von der Arashlan-Mehrheit propagierten Utilitarismus ablehnte. Sein Name war Hrasdarr, und er avancierte für einige Epochen zu einem Heiligen. Vielleicht rührt daher die Sympathie, mit der viele Starr die Aktivitäten Ihres Ordens betrachten. Sie tun das, was wir ebenfalls gerne tun würden, uns aber angesichts des feindlichen Universums, in dem wir uns befinden, nicht gestatten.«
»Dann sind wir der Gegenbeweis eurer herrschenden Philosophie!«, stellte William fest.
Er glaubte schon, etwas Verkehrtes gesagt zu haben, obwohl doch die Starr ansonsten Freude am argumentativen Widerspruch schon um seiner selbst willen zu empfinden schienen.
Das Gesicht des Kommandanten verzog sich. Die Riechzunge kam für einen Moment hervor.
»Es ist Alarm ausgelöst worden!«, erklärte der Starr plötzlich knapp. »Folgen Sie mir! Sofort!«
Bruder William gehorchte.
Draußen im Korridor traf er auch Stein und Jefferson. Da sie ihre Starr-Gastgeber um mehr als einen Kopf überragten, konnte William sie sofort sehen.
»Was ist geschehen?«, rief William ihnen zu.
»Dreißig J’ebeem-Schiffe greifen das System an!«, antwortete Stein. »Der Captain hat sich über Armbandkommunikator gemeldet. Eine Evakuierung ist derzeit nicht möglich.«
Eine Lautsprecherstimme war jetzt zu hören. Sie benutzte die an Zischlauten reiche Sprache der Starr, aber die Translatorsysteme der Menschen übersetzten die glasklaren Anweisungen. »Achtung! Es erfolgt ein Angriff des Feindes ohne Möglichkeit der Evakuierung auf die im Aradwan-System stationierten Kriegsschiffe. Laut des vom Arashlan der Starr gefassten Beschlusses gilt für diesen Fall Handlungsalternative 23, ohne dass darüber neu beraten wird.«
Alle anwesenden Starr schienen zu wissen, was unter Handlungsalternative 23 zu verstehen war. Für die menschlichen Gäste der Sauroiden galt das natürlich nicht.
»Folgen Sie mir!«, wies Kommandant Sharashtarr sie einfach an.
Zusammen mit den in dem kuppelartigen Bau befindlichen Starr traten sie ins Freie. Das Ganze ging erstaunlich diszipliniert von statten. Auch aus den anderen Baracken von Stützpunkt 1 strömten jetzt die Starr.
Sie strebten geordnet den
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