Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
können. Die schrittweise Annäherung der ehemaligen Feinde sollte jetzt endlich zu einem konkreten Ergebnis führen und das konnte aus Sicht des Hohen Rats nur so aussehen, dass sich die Kridan Seite an Seite mit dem Star Corps den Dronte stellte, sie bekämpfte und vernichtete.
Ein kleiner Aspekt allerdings sprach bis dato gegen dieses Bündnis. Abgesehen von der unbestreitbaren Tatsache, dass die gegenseitige Verbitterung quer durch die jeweiligen Bevölkerungen noch immer enorm war, stellten die Dronte für die Kridan bislang keine unmittelbare Gefahr dar. Bis jetzt.
Dana war sich sicher, dass die offizielle Mitteilung dieser Entdeckung nicht lange auf sich warten lassen würde. Es gab keinen Grund für den Hohen Rat oder das Hauptquartier des Star Corps, daraus ein Geheimnis zu machen. Dennoch war sie froh, die Nachricht von Valentina Duchamp erhalten zu haben. Sie konnte sich besser auf die zu erwartenden Ereignisse vorbereiten.
»Gehen wir noch ein Stück«, sagte sie und durchbrach damit das Schweigen.
Sie bogen vom breiten, mit kleinen Steinen gepflasterten Weg auf einen schmalen, unbefestigten Pfad, der unter hohen Bäumen entlangführte. Bruder William hatte ohne nachzudenken diese Richtung eingeschlagen und ging voran. Büsche und Laub ließen nur einen Durchgang von weniger als einem Meter Breite, sodass sie hintereinander herlaufen mussten. Botschafter Maunga bildete den Schluss.
Schon nach knapp hundert Metern blieb William abrupt stehen und bückte sich. Aus dem Boden ragte ein kopfgroßer Stein hervor. Ein Hindernis, über das man leicht stolpern konnte.
»Schauen Sie«, sagte er und wies auf den Stein.
Botschafter Maunga drängte an seine Seite und zuckte ratlos mit den Schultern.
»Sieht aus wie getrocknetes Blut«, murmelte Dana.
»Dort ist noch welches«, sagte Bruder William. Er ging zwei Schritte weiter und bog einen Zweig mit großen Blättern heran.
»Meinen Sie?«, fragte Maunga zweifelnd.
»Bruder William könnte Recht haben«, sagte Dana. »Es sieht aus wie Blut, fragt sich nur von wem? Leben irgendwelche größeren Tiere hier im Park, weitläufig genug wäre er ja … Andererseits, diese Fußspuren … welches Tier trägt schon Stiefel …«
Außer im Märchen , fügte sie noch in Gedanken hinzu. Aber was sagt uns, dass Fuß- und Blutspuren miteinander in Zusammenhang stehen?
Inzwischen hatte der Christophorer weitere Spritzer an Ästen und auf Steinen gefunden. Sie folgten der Blutspur. Nach einem kurzen Stück kamen sie zur Mauer, die den Park umgab. Ein enger Pfad führte direkt an der Mauer entlang. Auch hier fanden sie weitere Blutspritzer. Der Pfad erweiterte sich etwas und ihre Füße raschelten durch das Laub.
»Da!« Dana zeigte auf einen unübersehbar großen Fleck an der Wand.
»Sieht so aus, als hätten wir den Ausgangs- oder Endpunkt des Dramas gefunden«, sagte Bruder William. In mehreren Bahnen war das Blut an der Mauer hinabgeflossen, um zwischen den Blättern im Boden zu versickern.
»Da ist eine Vertiefung in der Wand«, sagte Dana. Sie hob einen dünnen Zweig vom Boden auf und zupfte das noch daranhängende, trockene Laub ab.
»Was machen Sie da?«, fragte Maunga.
»Ich will nur sehen, wie tief das Loch in der Mauer ist …«, erwiderte Dana und schob den gerade gewachsenen, kaum zwei Millimeter dicken Zweig hinein.
»Gut und gerne sieben, acht Zentimeter«, sagte sie, als sie ihn wieder herauszog. »Also wenn ich mal wild spekulieren darf … Ich vermute, dass kein wildes Tier dieses Loch verursacht hat. Wer auch immer hier wem auch immer zum Opfer fiel, das sieht mir nicht nach dem Jagdverhalten irgendwelcher Raubtiere aus. Okay, Okay …« Sie hob beschwichtigend die Arme. »Ich kenne mich mit der kridanischen Fauna nicht besonders gut aus, aber …«
Sie wurde von einer Geste Bruder Williams unterbrochen.
Dann hörte sie es auch. Von der anderen Seite der Mauer erklangen gedämpfte Geräusche, die ihr bekannt vorkamen.
»Kann es sein, dass … äh … sich dort drüben der Platz des Triumphes befindet?«, flüsterte der Botschafter.
»Meine Herren«, sagte Dana, »was auch immer sich hier abgespielt hat, es geht uns im Grunde nichts an …« Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich fürchte, wir sind etwas spät dran. Wir dürfen unsere Gastgeber nicht enttäuschen …«
»Wir könnten einen weiten Weg abkürzen, wenn wir direkt hier über die Mauer …«
»Bruder William, ich hoffe, das war ein Scherz …«
»Natürlich, Captain.«
*
Vor
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