Sternenfaust - 054 - Versklavt
ist beleidigt.«
»Weswegen?«
»Wegen deiner Reaktion vorhin. Der Kshagir hat versucht, die Frau zu retten, aber sie war schon zu stark durch den Xabong verletzt worden. Meine Güte, du bist Raumsoldatin! Hast du es nicht gelernt, Elend und Grausamkeit mit anzusehen, ohne gleich die Nerven zu verlieren? Ist wahrscheinlich doch etwas anders, wen man in seinem sterilen, klinisch reinen Raumschiff sitzt, in das das Blut der getöteten Feinde nicht hineinspritzen kann. Man drückt einfach auf irgendwelche Knöpfe oder – noch besser! – man befiehlt das seinen Untergebenen und dann registriert die Ortung wenig später eine Explosion. So laufen doch die Gefechte ab, an denen du teilgenommen hast!«
»Was soll das jetzt?«, fauchte Prost.
»Hier geht es ein bisschen anders zu. Das wollte ich damit sagen.«
»Dann erklär mir, weshalb der Xabong die Frau mitgenommen hat.«
»So etwas geschieht manchmal, Dana. Es verschwinden immer wieder Sklaven. Von manchen findet man nie wieder eine Spur, anderen fehlt nur der Kopf und die Zurückgebliebenen müssen zusehen, dass sie den Rest der Leiche beseitigen, bevor sie den Morax auffällt und es zu Strafaktionen kommt.«
»Wer steckt dahinter?«
»Es gibt hier Geschichten über ein Wesen, das der Unheimliche genannt wird.«
»Ist das auch ein J’ebeem?«
Bran Larson atmete schwer. »Keine Ahnung, Dana. Vielleicht existiert er nicht einmal. Und jetzt schlaf.«
Dana legte sich wieder auf den Boden. Sie schloss die Augen. Als sie irgendein Krabbeltier über ihr Gesicht laufen fühlte, schlug sie um sich. Sie spürte irgendetwas, hatte aber keine Ahnung, was es war. Etwas Spinnenartiges musste es sein, davon zumindest war sie überzeugt.
»Na, ärgern dich die Spinnchen auch?« Bran Larson lachte. »Die laufen hier überall und in jeder Größe und Form herum. Von jeder Welt, auf der die Sturmshuttles der Morax landen, werden irgendwelche Tiere eingeschleppt. Es wird immer schlimmer.«
*
Morgendämmerung.
Das, was in der Sklavenhalle an Bord der GRALASH geschah, war nichts anderes als eine grausame Parodie auf diesen Begriff. Urplötzlich wurden grelle Scheinwerfer am Deckengewölbe der Halle eingeschaltet. Gleichzeitig ertönte eine durchdringende Sirene.
Frost war sofort wach.
Sie blinzelte gegen das grelle Licht und vermochte im ersten Augenblick nichts zu sehen. Die gleißende Helligkeit machte es unmöglich. Erst allmählich gewöhnte sie sich daran.
Frost ging zum Wasserspender. Ein paar Frauen waren vor ihr dort. Sie wartete geduldig, bis sie fertig waren. Schließlich wollte sie keinen unnötigen Streit provozieren.
Die J’ebeem-Frauen musterten sie abschätzig und redeten dann in gedämpftem Tonfall. Wahrscheinlich über mich! , dachte Dana. Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass ich nicht verstehe, was sie sagen.
Schließlich war sie an der Reihe und trank. Das Wasser hatte einen metallischen Beigeschmack. Aber Danas Kehle war völlig ausgedörrt, also nahm sie so viel davon, wie sie herunterbekam.
Ein J’ebeem schubste sie zur Seite, um selbst zu trinken.
»Noch stehst du ganz unten in der Rangfolge«, erinnerte Bran Larson sie. »Aber bei deiner Zähigkeit könnte es durchaus sein, dass sich das in nicht allzu ferner Zukunft ändert.« Er grinste. »Vielleicht in einem halben Jahr …«
»Ich habe nicht vor, so lange hier zu bleiben.«
»Du scheinst ein Morgen-Typ zu sein, sonst würdest du nicht bereits zu dieser frühen Stunde Witze machen!«, erwiderte Bran, der daraufhin auf sein Chronometer blickte. Bis er die dort angezeigten Angaben in auf der Erde übliche Werte umgerechnet hatte, verging immer eine Weile.
»Wie läuft es jetzt weiter?«, fragte Frost.
»Wir werden gruppenweise zur Arbeit abkommandiert«, gab Larson Auskunft. »Das sind ganz unterschiedliche Aufgaben. Manchmal müssen die Röhren in den Energieerzeugungsaggregaten gereinigt werden, ein anders Mal wird das Leitungssystem erneuert oder ausgebessert. Manche von uns bedienen die Maschinen, mit denen die Nahrungsmittel für die Sklaven hergestellt werden und wir andere bekommen die Aufgabe, nach Fehlern im internen Rechnersystem von Modulen zu suchen. Manche müssen auch Diener spielen.«
»Scheint wohl daran zu liegen, was sie einem jeweils zutrauen«, meinte Frost.
»Könnte man so sagen. Aber sie differenzieren da nicht groß. Was ein Mensch ist, wissen die Morax nicht. Sie halten uns für J’ebeem – und bei J’ebeem gehen sie grundsätzlich davon
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