Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken
auch mal was anderes im Kopf hast als deine Arbeit. Was hast du denn ausgeheckt?«
Hanor war gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Kindern gekommen.
»Etwas Besonderes, mein Freund«, sagte Akunin geheimnisvoll. »Du hast sicher Verständnis dafür, dass ich es erst bekannt geben werde, wenn alle meine Gäste eingetroffen sind.«
»Du hast noch mehr eingeladen?«
»Ja, alle meine guten Freunde und ihre Familien.«
Hanor machte ein erstauntes Gesicht. »Nun, in dem Fall bin ich doppelt gespannt, was uns erwartet.«
»Macht es euch bequem und amüsiert euch«, forderte Akunin ihn auf und begrüßte die nächsten Gäste.
Innerhalb einer Stunde trafen alle ein, die er geladen hatte. Zu seiner Zufriedenheit hatten sie zumindest ihre Frauen und etliche von denen wiederum ihre Kinder mitgebracht. Alles in allem waren 103 J’ebeem gekommen.
O Götter, es sind so wenige! , dachte er verzweifelt. Doch was soll ich tun? Was hätte ich tun können? Wenn ich die Regierung informiert hätte, hätten sie mich nur ausgelacht oder für verrückt erklärt. Niemand hätte mir geglaubt. Aber wenigstens diese paar Leute werden, wenn alles gut geht, überleben.
Nachdem der letzte Gast gekommen war, verschwand Akunin in einem unbeobachteten Augenblick. Er verschluss den Haupteingang der Siedlung und versteckte sämtliche Schlüsselkarten an einem Ort, von dem er sich sicher war, dass sie dort niemand vermuten würde. Anschließend kehrte er zu seinen Freunden zurück.
»Akunin! Nun sag uns endlich, weshalb du uns eingeladen hast«, rief ihm Murel Hanor entgegen, als er zu ihnen zurückkehrte.
»Ja, sag es uns«, forderten auch andere.
Akunin wusste nicht recht, wie er beginnen sollte. Auf einmal verstand er genau, wie sich alle Boriakin der vergangenen Jahrhunderte gefühlt haben mussten. Doch es half alles nichts. Er musste mit dieser Situation fertig werden.
Wenn wir es überleben, werden sie mir danken , war er überzeugt – oder hoffte es doch zumindest. »Ich habe euch hierher eingeladen, weil Serotis von den unbekannten Feinden angegriffen wird. Wir haben keine Möglichkeit, den ganzen Planeten zu evakuieren, und ich denke, dass hier unten der sicherste Ort des ganzen Planeten ist.«
Einen Moment herrschte Schweigen. Offenbar fiel es den Anwesenden schwer zu begreifen, was er meinte.
»Akunin«, sagte Hanor schließlich, »soll das ein Scherz sein? Ich meine, wir haben zwar alle die Warnung der Hauptwelt gehört, aber darin war nur davon die Rede, dass Serotis eine von fünf möglichen Angriffszielen dieser Unbekannten sein könnte . Dein Bestreben, uns in Sicherheit zu bringen, in allen Ehren, aber wie hast du dir das vorgestellt? Sollen wir hier unten wochenlang warten, bis Ebeem Entwarnung gibt?«
Akunin sah ihn ernst an. »Es wird keine Entwarnung geben. Serotis ist das nächste Angriffsziel. Ich weiß nicht, wann sie kommen werden, aber sie werden kommen.«
»Akunin, ich wusste noch gar nicht, dass du dich von fernem Drachengebrüll erschrecken lässt«, versuchte Rinon Boriak, einer seiner Cousins die Sache von einer lustigen Seite zu sehen. »Es ist doch nicht dein Ernst, dass du uns hierher geladen hast, um dich mit uns hier unten zu verstecken. Die Chancen, dass Serotis angegriffen wird, stehen immerhin eins zu vier. Niemand kann wissen, ob wir wirklich in Gefahr sind.«
»Ich weiß es«, beharrte Akunin. »Ich heiße nicht nur Boriak, ich bin auch ein Boriak. Habt ihr alle vergessen, was die Boriakin für eine Fähigkeit besitzen?«
Erneutes Schweigen, unsicher diesmal.
»Akunin, ich bin auch ein in die Familie hineingeborener Boriak«, erinnerte ihn Rinon, »aber diese … Hellsichtigkeit, die die Boriakin angeblich haben, ist doch nur ein Mythos.«
»Das ist sie nicht! Ich weiß, dass nicht jedes Mitglied unserer Familie und auch nicht jeder, der unseren Namen trägt, ein Boriak ist. Aber ich bin es. Und ich sage euch, Serotis wird angegriffen werden. Deshalb habe ich euch hierher geholt. Hier unten sind wir einigermaßen sicher.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir auf unbestimmte Zeit hier unten bleiben, Akunin.« Murel Hanor klang jetzt ungehalten. »Wir alle haben Verpflichtungen und Arbeitsplätze, denen wir nicht einfach fernbleiben können. Bisher habe ich dich für einen vernünftigen J’ebeem gehalten, aber diese Aktion hier lässt mich an deinem Verstand zweifeln.«
»Das verstehe ich sogar«, antwortete Akunin resigniert. »Das ist der Fluch, den die
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