Sternenfaust - 070 - Der Renegat
Dauerdurchsage. Keine Bewaffnung erkennbar. Keine feindliche Absicht erkennbar. Einstufung: keine Bedrohung.
Elorr beobachtete fasziniert, wie das Schiff näher kam und wünschte sich, sie könnte einen Blick auf die Wesen werfen, die sich in seinem Inneren befanden. Das Schiff besaß eine harmonische Form. Sicher galt das auch für seine Insassen. Wie mochten sie aussehen? Es gab so viele verschiedene Spezies dort draußen, und es wäre sicherlich interessant, sie einmal persönlich kennenzulernen statt sie immer nur durch die Aufzeichnungen KROLUANs zu betrachten. Sofern er über sie Aufzeichnungen besaß. Über diese Fremden hatte er keine.
Elorr blickte auf das näherkommende Schiff und hatte das Gefühl, dass darin Wesen saßen, die sie ihrerseits genauso neugierig betrachteten.
Ich grüße euch, ihr Fremden , sandte sie ihnen einen stummen Gruß. Wir werden uns nie persönlich begegnen, aber ihr sollt wissen, dass hier Snioranku leben, die euch und allen anderen Wesen im Universum wohlgesonnen sind .
Mit diesem Gedanken wandte sie sich von der Luke ab und setzte ihren Weg ins Innere fort, um dort ihrer Aufgabe nachzukommen.
*
Kkiku’h saß in der Zentrale der LEKKEDD und beobachtete fasziniert auf dem Bildschirm, wie sein Schiff sich der riesigen Station immer mehr näherte. Schon aus einer Entfernung von 50.000 Kilometern wirkte sie beinahe Furcht einflößend. Trotzdem wollte der Mantide unbedingt noch näher heran.
»Bringen Sie uns bis auf 100 Kilometer heran, Sekk’at«, befahl er seinem Piloten. »Gehen Sie danach auf Parallelkurs, und zwar so, dass wir langsam die Station in der Länge und anschließend in der Höhe einmal komplett umkreisen.«
»Halten Sie das für klug, Kkiku’h?«, fragte Trech’an, der Navigator der LEKKEDD. »Eine so große Nähe könnte Abwehrmechanismen auslösen.«
»Wir werden uns schon rechtzeitig in Sicherheit bringen, sollten die ihre Waffen ausfahren«, war Kkiku’h überzeugt.
»Falls wir ein Ausfahren ihrer Waffen überhaupt bemerken«, meinte Sekk’at trocken. »Ein Schiff, das über Technologie verfügt, die eine ganze Sonne bewegen kann, besitzt bestimmt auch Waffen, die derart hoch entwickelt sind, dass wir nicht einmal bemerken, dass wir beschossen wurden, bis wir tot im Jenseits ankommen und uns fragen, wie um alles im Universum wir dorthin gelangt sind.«
»Sekk’at, Sie sind ein unverbesserlicher Pessimist«, stellte Kkiku’h nicht zum ersten Mal seit Beginn der Expedition fest.
»Und Sie sind ein leichtsinniger Journalist, der vor lauter Eifer, eine Story zu bekommen, nicht nur sich selbst, sondern auch seine unschuldige Besatzung in Mitleidenschaft zieht«, konterte Sekk’at.
Da er und Trech’an Kkiku’hs Privatangestellte waren, hatten solche Worte keine Disziplinarmaßnahmen zur Folge, wie es im Militärdienst der Fall gewesen wäre. Außerdem war Kkiku’h dafür bekannt, dass er grundsätzlich die freie Meinung anderer Wesen gelten ließ, auch wenn sie seiner eigenen widersprach. Daher sahen weder Sekk’at noch Trech’an eine Gefahr darin, ihrem Chef zu widersprechen.
Leider zeigte das selten Wirkung, denn Kkiku’h war in der Regel zu sehr von der Richtigkeit – und Wichtigkeit – seiner Handlungen überzeugt. Immerhin war er der inoffizielle Chronist der Expedition und der offiziell mit der Untersuchung der Station Beauftragte. Sekk’at gab den von ihm gewünschten Kurs ein und brachte die LEKKEDD bis auf 100 Kilometer an die Station heran, auf der sich immer noch nichts regte.
Kkiku’h sprach währenddessen in ein Aufnahmegerät, was er auf dem Bildschirm sah und beschrieb es in allen Einzelheiten. Diese Aufnahmen würde er später nach ihrer Rückkehr in die Heimat zusammen mit den dazugehörigen Bildaufnahmen zu einer Dokumentation zusammenstellen, die von seinem Sender QXKG ausgestrahlt werden würde.
Leider ergaben die Messungen aus der Nähe auch keine neuen Erkenntnisse. Was immer das Material sein mochte, aus dem die Außenhaut der Station bestand, es war genauso undurchdringlich für Scanner wie die Emuyili-Beschichtung der WEITE REISE. Sie konnten nur die Oberfläche abtasten, aber nicht in die darunterliegenden Schichten dringen.
Kkiku’h zoomte einen Bildschirmausschnitt heran und betrachtete die neue Perspektive. Sie zeigte eine Art runder Luke, deren Oberfläche durchsichtig zu sein schien, denn dahinter schimmerte gelbrotes Licht. Er vergrößerte den Ausschnitt noch einmal. Jetzt war deutlich zu
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