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Sternenfaust - 071 - Amok!

Sternenfaust - 071 - Amok!

Titel: Sternenfaust - 071 - Amok! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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dem Marine keine scharfen Waffen in die Hand zu drücken. Eines der Gaussgewehre durchzuladen und zu entsichern hätte vielleicht nur ein, zwei Sekunden gedauert. Aber wie gehabt ging Harris vorneweg, wusste also Caans alles erfassenden Blick in seinem Nacken. Er war überzeugt: bevor es ihm überhaupt gelungen wäre, eines der Magazine in die Waffe zu laden und vom automatischen Standby in den aktiven Modus zu schalten, wäre er bereits tot gewesen – und vielleicht auch Rana Quaid, die immer noch hilflos auf dem Rücken des riesigen Morax hing. Harris konnte es drehen und wenden, wie er wollte, jeder Versuch, Nutzen aus der Situation zu schlagen, dass er auf einmal jede Menge Waffen zu schleppen hatte, wäre zum Scheitern verurteilt gewesen.
    Allerdings fiel ihm auf dem Rückweg zur Küche etwas anderes auf: Das Schiff schien plötzlich menschenleer zu sein. Jedenfalls ließ sich kein Marine und auch kein Besatzungsmitglied mehr blicken.
    Was haben die nur vor? Dabei hätten sie doch jetzt die besten Chancen, den Morax fertigzumachen! , dachte Harris ungeduldig. Die Unmassen an Waffen, die Caan in den Küchentrakt zurückschleppte, hätten ihn in seinen ansonsten blitzartigen Reaktionen zweifellos eingeschränkt. Doch wie – so musste der Marine sich augenblicklich selber eingestehen – hätte der Einsatz erfolgen sollen, ohne sein Leben oder das Ranas zu gefährden?
    Andererseits wurde der Kerl mit jeder Waffe, die er erbeutete, noch gefährlicher! Doch dann sah Harris ein, dass die Entscheidung, sich zurückzuziehen, mit Sicherheit die bestmögliche war. Das erklärte Ziel des Morax, weitere Geiseln in die Hand zu bekommen, wurde so fürs Erste erfolgreich verhindert. Und je mehr Zeit verging, desto größer wurden ihre Chancen. Noch war Caan, dank Captain Frosts Kaffeeration, aufgeputscht, hellwach und aufmerksam, aber irgendwann würde auch seine Wachsamkeit nachlassen. Es war richtig, auf Zeit zu spielen. Die Unberechenbarkeit und die lange aufgestaute Wut des Morax hatten schon viel zu viele Opfer gefordert.
    Harris fing an, sich über Caans Motive Gedanken zu machen. Was immer der Morax vorhatte, dieser ganze Ausbruch und diese Aktion mit der Geiselnahme schien im ersten Moment sinnlos zu sein. Es gab für sein Verhalten nur eine Erklärung: Er legte es geradezu darauf an, sich selbst umzubringen. Und das verband er ganz offenbar mit dem Ziel, vorher so viele seiner verhassten Feinde mit in den Tod zu reißen, wie er nur konnte. Harris fielen die verschiedenen Separatistenbewegungen auf der Erde ein. Es sah ganz so aus, als würden auch die Morax das Konzept des Märtyrer-Tods kennen, der eigentlich nur darauf abzielte, möglichst viele Unschuldige mit in den Tod zu nehmen.
    Trotzdem überkamen ihn Zweifel. Hatte Caan wirklich mit seinem Leben abgeschlossen? Vielleicht gab sich der Morax auch der Illusion hin, als einzelner Kämpfer gegen eine ganze Schiffsbesatzung bestehen zu können? Zum Ehrbegriff eines Morax hätte das jedenfalls gepasst.
    Aber Caan musste bewusst sein, dass er nicht gewinnen konnte. Bevor es ihm gelingen würde, die Brücke zu stürmen und das Schiff tatsächlich zu übernehmen, würde man ihn töten. Selbst dann, wenn das hieße, das Schiff selber dabei schwer zu beschädigen.
    Das Schiff zu beschädigen.
    Dieser Gedanke ließ Harris mit einem Mal innerlich erstarren. Verdammt! , durchfuhr es ihn. Sie schleppten genug Sprengstoff mit sich herum, um genau das zu erreichen! Vielleicht sucht er eine Stelle, wo eine gezielte Explosion letztlich das ganze Schiff zerstört!
    Diese Schlussfolgerung schien ihm mit einem Mal zwingend logisch. Die letzte Konsequenz eines Märtyrers! Er spürte, wie ihm erneut der Angstschweiß ausbrach und die physische Last, die er zu schleppen hatte, noch schwerer wurde. Er musste irgendetwas unternehmen.
    Nur was? Ohne die anderen zu gefährden?
    Zurück in der Küche sah Harris, wie Missie an ihren Fesseln zerrte. Die anderen Geiseln, die er und Rana Quaid halbwegs bequem in eine Ecke des Raums gelegt hatten, waren noch immer bewusstlos. Fieberhaft überlegte Harris, an welcher Stelle der STERNENFAUST Caan mit dem vorhandenen Waffenpotential, insbesondere dem Sprengstoff, den größten Schaden anrichten konnte. Zuerst dachte er natürlich an die Triebwerke und die Bergstrom-Aggregate. Aber das wäre aus Caans Sicht wenig effektiv. Das Schiff wäre in diesem Fall manövrierunfähig, es würde aber genug Zeit bleiben, die Besatzung auf die anderen Schiffe

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