Sternenfaust - 073 - Gefangen im Zentrum (1 of 2)
Und wie gut, dass man uns in der Akademie immer noch beibringt, auch mit solchen Situationen zurechtzukommen.
Dabei war das Outdoor-Überlebenstraining, das Dana wie alle anderen Studenten an der Star Corps-Akademie zu absolvieren gehabt hatte, ihr anfangs von allen Kursen am überflüssigsten erschienen, obwohl ihr Ausbilder immer wieder betont hatte: »Es kann Ihnen jederzeit passieren, dass Sie mit Ihrem Schiff auf einem fremden Planeten abstürzen, der bar jeder Zivilisation ist. Stellen Sie sich vor, Ihr Schiff wird weitgehend zerstört und Sie können nur das Notwendigste retten. In dem Fall wären Sie gezwungen, mit nichts als einem Notfall-Kit zu überleben, bis Hilfe kommt. Immer vorausgesetzt, dass Sie das Glück haben und damit rechnen können, dass irgendwann Hilfe anrückt. Wenn nicht, müssen Sie trotzdem überleben. Und ich bringe Ihnen bei, wie man das macht.«
Jetzt waren es genau diese Lektionen, die Dana und ihre Leute dazu befähigten, aus den Naturmaterialien, die sie hier überall fanden, kleine Hütten als Unterkünfte für die Nacht zu errichten und in der Umgebung Nahrung zu finden. Die bestand zwar nur aus ein paar Flechten, Beeren und pilzartigen Gewächsen, von denen die Scanner behaupteten, dass sie essbar wären, aber sie waren in jedem Fall besser als nichts. Natürlich besaßen sie ihre Notfallration bestehend aus Nahrungsmittelkonzentraten, die sie mindestens einen Monat am Leben erhalten konnten. Doch die würden sie möglicherweise noch dringend brauchen, weshalb Dana entschieden hatte, sich anderweitig Nahrung zu suchen, sofern es möglich war.
Das Camp lag am Rande eines Geländes, das mit dichten Büschen bewachsen war und sich zur anderen Seite hin zu einer Ebene öffnete, auf der hüfthohe, grasähnlichen Pflanzen wuchsen. Die Marines und die Sicherheitskräfte der J’ebeem und Kridan hatten einen Ring aus Wächtern um das Camp gezogen und ließen die Umgebung nicht aus den Augen. Der Rest hatte sich nützlich gemacht und eine breite Fläche vom Gras und – so gut es eben ging – den winzigen Spinnchen befreit, um genug Platz für die Unterkünfte zu haben. In der Mitte des Lagers brannte ein großes Feuer, das für Wärme sorgte.
Mochte dieser Hohlplanet auch künstlich geschaffen worden sein, er besaß jedenfalls keine Heizvorrichtung außer der Sonne am künstlichen Himmel. War sie untergegangen, reagierte die Luft darunter offensichtlich wie die jedes normalen Planeten: sie kühlte ab. Wie weit die Temperatur noch sank, würde die kommende Nacht zeigen. Dana war in jedem Fall froh über die dünnen, aber reißfesten Isolierdecken, die zu jedem Notfall-Kit gehörten.
Während sie am Feuer saß und ihre kärgliche Mahlzeit aß, beobachtete sie ihre Leute unauffällig. Sie hielten sich alle überraschend gut, obwohl die Situation eher dazu angetan war, in Panik oder doch zumindest Verzweiflung zu geraten. Wer nicht mit Essen oder dem Anfertigen von Waffen aus primitivem Material beschäftigt war, legte sich in irgendeiner Hütte schlafen, um Kräfte zu sammeln.
Dana entdeckte Siron Talas am Rand des Lagers, wo er reglos wie eine Statue stand und in die Finsternis jenseits des Feuerscheins starrte. Er war wohl die Person, die am meisten litt. Es war fraglich, ob er über den Tod seiner Frau jemals hinwegkommen würde. Dana hatte Taila Sakala ebenfalls einmal kennengelernt. Trotz des offiziellen Anlasses für das damalige Treffen war es selbst für Außenstehende nicht zu übersehen gewesen, wie sehr die beiden einander geliebt hatten. Dana fühlte aufrichtig mit dem j’ebeemischen Kommandanten.
Es war nur gut, dass er nicht wusste, dass die Morax ihre toten Sklaven einfach in ihren Müllkonvertern entsorgten. Dieses Wissen würde ihn wohl endgültig um den Verstand bringen. Auch Dana durfte nicht darüber nachdenken, dass das mit Dr. Gardikov und den übrigen Crew-Mitgliedern geschehen war. Es war immer noch das ungeschriebene Gesetz beim Militär, dass auch die Toten nicht zurückgelassen, sondern nach Hause gebracht und dort würdig bestattet wurden. Sofern das möglich war. Dana hatte zwar schon mehrfach ihre Toten zurücklassen müssen, weil es einfach keine Möglichkeit gab, sie nach Hause zu holen. Aber noch nie hatte sie auch nur einen einzigen Gefallenen einem Morax-Müllschlucker überlassen müssen. Sie riss sich gewaltsam von diesem Gedanken los und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung.
Siron war nicht der einzige, der am Rand des Lagers stand und
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