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Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Titel: Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Fußgelenken und betete, wie er es schon seit Tagen tat. Stunde um Stunde lag er im größten Tempel Matlanors auf dem Boden – als gutes Vorbild für seine gläubigen Anhänger, die in ihm Satren-Nor sahen. Doch er war kein gutes Vorbild. Er betete nur noch für sein eigenes Seelenheil. Die Albträume wurden schlimmer, quälten ihn Nacht für Nacht. Inzwischen kam es schon vor, dass er an manchen Tagen glaubte, Satren-Nor zu sehen – den echten Satren-Nor. Klin-Tar war überzeugt, Gott bestrafte ihn für sein Handeln.
    Ewiger Herr, schicke mir Erleuchtung. Ist dies noch der richtige Weg? Ich bin dein untertänigster Diener, doch ich habe mich verlaufen.
    Heute hatte sich Feran-San nicht gemeldet. Das verunsicherte Klin-Tar zusätzlich. Sonst erfolgte täglich ein Rapport. Es musste gute Gründe geben, warum sich der Mar-Tanjaj nicht gemeldet hatte.
    Was ist der rechte Weg? Bin ich in die Irre gegangen? Oder erfülle ich deinen Plan?
    Er sah die beiden Tanjaj in Uniformen, mit Handgrasern bewaffnet, die in den Tempel schritten, zwischen den Reihen seiner gläubigen Anhänger hindurch. Nein. Sie waren nicht seine Anhänger, korrigierte er sich innerlich. Es waren die Anhänger Satren-Nors.
    Klin-Tar stand auf. Wenn er es verlangen würde, würden diese Kridan für ihn in den Tod gehen. Bedingungslos.
    Er blickte den bewaffneten Tanjaj entgegen und wusste mit einem Mal: Sie waren gekommen um ihn zu holen. Sie kannten die Wahrheit. In ihren Augen konnte er die grimmige Wut sehen, die ihm das Wort »Verräter« entgegenschleuderten. Das Spiel war aus.
    Sollte er die Unschuldigen opfern? Schon standen die ersten auf, drängten sich schützend um ihren vermeintlichen Prediger. Sie bildeten einen lebenden Schutzwall, bereit ihr Blut und ihr Leben zu geben.
    Der Größere der beiden Tanjaj hob die Waffe. »Aus dem Weg! Wir werden diesen Kridan mitnehmen!«
    »Nur über meine Leiche!«, schluchzte eine junge Eierlegerin, die Klin-Tar noch nie gesehen hatte. Sie stand ganz vorne in dem schützenden Ring und sah trotzig und ergeben zugleich zu ihm zurück. Langsam ging er auf sie zu. Er blickte in ihre hellgrauen Augen, berührte ihren Schnabel und streichelte ihn zärtlich. Die Kridan stand erstarrt, als sei die Zeit angehalten.
    »Es ist gut«, sagte Klin-Tar mit ebenso volltönender Stimme wie Satren-Nor. »Sie kommen im Namen Gottes. Alles was kommt, kommt von Gott. Zweifle nicht. Glaube.« Er schob die junge Eierlegerin behutsam zur Seite und ließ sich von den beiden Bewaffneten widerstandslos abführen.
     
    *
     
    Milgor war überglücklich, als er Satren-Nor auf dem Bildschirm erblickte. Dana musste schmunzeln, als der Gengo immer wieder den Schirm berührte, als könne er so seinen Herrn anfassen.
    »Milgor ist gerettet! Satren-Nor ist frei!«
    Auch Satren-Nor legte seine Hand auf den Schirm. Fast sah es aus, als wolle der Prediger Milgor segnen. »Ich komme zurück, mein Freund. Eines unserer schnellsten Schiffe ist bereits auf dem Weg, mich abzuholen. Bald können wir einander wieder in die Arme schließen.«
    Milgor weinte. »Und dann gehst du nie wieder weg. Ohne dich ist es einsam in Matlanor.«
    Der Prediger keckerte leise. »Du musst eben noch besser auf mich aufpassen.«
    »Oh ja, das werde ich. Noch viel besser. Wie ein Musketier. Ich kaufe mir ein Florett und einen Mantel, und …« Milgor redete weiter und weiter.
    Dana musste schmunzeln. Seitdem sie Milgor alte irdische Filme zur Verfügung gestellt hatte, schien der Gengo eine Vorliebe für diese entwickelt zu haben.
    »Ich überlasse Ihnen mein Büro eine Weile«, meinte sie zu Satren-Nor und ließ den Prediger mit seinem kleinen Freund auf dem Bildschirm allein.
     
    *
     
    Endlich ließ Stephan van Deyk ihn allein.
    Er hatte noch versucht, mit Sun-Tarin zu reden. Der Kridan verstand das, es war der Wunsch danach, alles verstehen, alles erklären zu wollen. Der Glaube allein war den Menschen nie Erklärung genug. Aber er hatte nie eine intensive Beziehung zum Ersten Offizier der STERNENFAUST gehabt. Van Deyk war niemand, dem er sich anvertrauen wollte.
    Und besonders in dieser Situation wollte Sun-Tarin mit niemandem über das reden, was ihn wirklich beschäftigte. Und schon gar nicht mit einem Menschen.
    Sein Plan, Satren-Nor zu befreien, war schon vor Wochen entstanden. Es war klar, dass er nur eine Möglichkeit haben würde, an den Prediger heranzukommen: In dem Moment, als Sun-Tarin ihn töten wollte. Sun wusste, dass er sich dazu das Vertrauen

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