Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Titel: Sternenfaust - 084 - Der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
Vom Netzwerk:
öffneten sie nach seiner Anweisung noch während er seinen schweren Kampfanzug trug. Falls tatsächlich ein Selbstzerstörungsmechanismus dadurch aktiviert worden wäre, war die Wahrscheinlichkeit so am geringsten, dass jemand etwas davon abbekam. Außerdem hätte man beim ersten Anzeichen dafür die Kammer sofort aus der Schleuse ins All gestoßen.
    Aber alles verlief glatt. Danach war es Routine, den Fremden auf die Krankenstation zu bringen, wo sich Tregarde, Jennings und Scott um ihn kümmerten, während sich Morales, Sandor Kumara und ein Techniker-Team zusammen mit von Schlichten daran machten, die Stasiskammer zu studieren und möglicherweise die Informationseinheit der Kammer zu entschlüsseln.
    Die eingehenden Untersuchungen des Fremden ergaben eindeutig, dass er genetisch bis auf sehr geringfügige Abweichungen tatsächlich ein Mensch war. Abgesehen von seiner anhaltenden Bewusstlosigkeit war er gesund und seinem Allgemeinzustand nach zu urteilen biologisch nicht älter als höchstens dreißig. Wenn man allerdings das vermutliche Alter seines Schiffes berücksichtigte und das seiner toten Kameraden, so musste er schon seit über 43.000 Jahren leben, eine unvorstellbare Zeitspanne, selbst wenn er die meiste Zeit davon in Stasis verbracht hatte.
    Immerhin waren sich die Doktoren Jennings und Tregarde zur Abwechslung einmal darüber einig, dass es aufgrund der Physiognomie des Fremden vertretbar war, ihm ein paar kreislaufstabilisierende Spritzen zu geben sowie einen Vitamincocktail und andere Aufbaupräparate. Sobald deren Wirkung einsetzte, würde er – nach menschlichem Ermessen – in absehbarer Zeit aufwachen.
    »Ich finde es äußerst interessant, dass seine Muskeln nicht atrophiert sind«, stellte Jennings fest. »Trotz der immens langen Stasis hat der Mann Muskeln und Knochen wie ein Hochleistungssportler.«
    »Was vermutlich daran liegt, dass die Stasiskammern eine Vorrichtung haben, die die Muskeltätigkeit stimuliert, während die Insassen schlafen«, zog Tregarde den daraus folgenden Schluss. »Das ist beachtenswert – eine sehr ausgefeilte Technik! Das war bei unseren alten Generationenschiffen wie der NEW HOPE noch nicht machbar. Das lässt darauf schließen, dass derartige Reisen für diese Mannschaft nichts Ungewöhnliches waren, möchte ich meinen.«
    »Richtig«, meinte Jennings und beugte sich erneut über den immer noch Bewusstlosen. »Wir haben den Bergstromflug erfunden, bevor wir die Technik der Generationenschiffe weiterentwickelt haben. Aber davon abgesehen: Ich frage mich, woher ein physiologisch gesehen moderner Mensch kommt, in dessen Heimat es schon vor über 40.000 Jahren eine derart fortschrittliche Technik gab, um ein solches Hybridschiff bauen zu können? Dass es außerirdische Intelligenzen gibt, vermuteten wir ja schon im 21. Jahrhundert, aber dass es welche gibt, die so nahe verwandt mit uns sind, hätte wohl niemand vermutet.«
    »Nun, wenn man berücksichtigt, dass die Außenhaut seines Schiffes der von den Schiffen der Basiru-Aluun ähnelt und falls es sich dabei nicht um eine zufällige Ähnlichkeit handelt, liegt der Verdacht auf der Hand, dass entweder die Basiru-Aluun oder die Toten Götter etwas mit diesen ›Menschen‹ zu tun haben oder hatten.«
    Bevor Jennings etwas darauf erwidern konnte, meldete sich Kendra Scott. Sie hatte während der gesamten Zeit seine Vitalfunktionen überwacht und versucht, sich dabei möglichst unsichtbar zu machen, um nicht zwischen die Fronten von Tregardes und Jennings’ Streit zu geraten. Sie empfand es allerdings als gelinden Trost, dass auch ein erfahrener Schiffsarzt wie Miles Jennings nicht immer die Gelassenheit aufbrachte, Ashkono Tregardes Sticheleien und Arroganz entweder zu ignorieren oder treffend zu kontern. Sie war schließlich oft genug sein bevorzugtes, weil einzig greifbares Opfer. Deshalb empfand sie beinahe einen Anflug von Unmut, als die Vitalzeichen des Fremden anstiegen und sie Tregarde darauf aufmerksam machen musste.
    »Sir, Herzfrequenz und Blutdruck des Patienten steigen. Atmung wird tiefer. Er müsste wohl gleich erwachen.«
    »Müsste er das?«, meinte Tregarde mit einem halb freundlichen, halb spöttischen Lächeln. »Hoffentlich ist er auch gut erzogen und tut, was er Ihrer Meinung nach müsste.«
    In diesem Moment schlug der Fremde die Augen auf und enthob Scott einer Antwort. Er zwinkerte ein paar Mal, um sich an das Licht zu gewöhnen.
    Atemlos sahen die drei Ärzte auf ihn herunter. Es schien ihnen

Weitere Kostenlose Bücher