Sternenfaust - 084 - Der Fremde
nur das«, unterbrach ihn Tregarde, »werden wir dadurch genau das erfahren, was wir wissen wollen – sobald die Störungen aufhören, wenn er im Tiefschlaf liegt, haben wir den Beweis dafür, dass er dafür verantwortlich ist. Und wenn die Störungen dadurch nicht aufhören, haben sie wahrscheinlich eine andere Ursache, und wir wecken ihn wieder auf. Ich habe damit nicht das geringste Problem.«
»Natürlich nicht!«, erwiderte Jennings kalt. »Mir ist durchaus bekannt, wie es um Ihre Ethik bestellt ist!«
Tregarde zog die Augenbrauen zusammen. »Nun, Dr. Jennings, ich denke in erster Linie an das Wohl des Schiffes und damit auch …«
»Ich danke Ihnen beiden, meine Herren!« Dana Frosts Stimme peitschte kalt in den Zank der beiden Ärzte hinein. »Seien Sie so freundlich und versuchen Sie, Ihren persönlichen Zwist aus dieser Diskussion herauszuhalten. Ich halte so ein Benehmen in dieser Situation doch für äußerst unprofessionell.«
Die beiden Ärzte schwiegen überrascht. Der eine sah beinahe beschämt aus, während der andere sich zu ärgern schien, so als wäre er bei etwas Unangenehmem erwischt worden.
Dana wandte sich wieder den versammelten Offizieren der STERNENFAUST zu.
»Lieutenant Jefferson, haben Sie schon einen Grund für das Problem ermitteln können?«
»Nein, Ma’am. Die Aggregate scheinen jetzt wieder zu funktionieren. Jedenfalls können Fähnrich Kumara und Fähnrich Morales mit den Diagnosemodulen keine Fehlfunktion feststellen. Aber ich würde auf jeden Fall von einem weiteren Sprung in den Bergstromraum abraten, bevor wir den Fehler nicht eindeutig identifizieren können.«
»Zustimmung. – Miss Quaid?«
Rana sah so ratlos aus wie schon zu dem Zeitpunkt, als sie vergeblich versucht hatte, den Fehler in Santos’ Navigationskonsole zu finden. »Ich habe keine Ahnung, Captain, woran die Störungen liegen könnten. Ich kann keinen Hardware- oder Softwarefehler erkennen.«
»Wenn Sie mich fragen, Captain, ich teile Dr. Tregardes Ansicht darüber, dass der Unbekannte für die Störungen verantwortlich ist«, ergriff nun Bruder William das Wort.
»Sie meinen, er ist doch ein Telepath?«
Bruder William zuckte mit den Achseln. »Ich nehme nicht nur das an. Ich glaube, er hat ähnlich große telepathische oder kinetische Kräfte wie Denuur.«
Er sah in die Runde und bemerkte unangenehm berührt, dass ihn jeder gespannt ansah.
»Ich habe das nicht gespürt , falls Sie das meinen«, sagte der junge Christophorer hastig. »Aber es scheint doch so zu sein. Ich habe mit Professor MacShane geredet und die Zeiten verglichen, in denen er meditiert und in denen die Störungen in unseren Systemen gehäuft auftreten. Beides tritt in der Regel wirklich parallel auf. Seit wir ihn durchs Schiff geführt haben und seit der Professor gezielt mit ihm an Bildern und der Konstruktion der STERNENFAUST arbeitet, fallen gezielt die Antriebssektionen und die Navigationscomputer aus, beziehungsweise die Computer, mit denen diese Geräte auf irgendeine Weise verbunden sind.«
»Korrekt«, warf Jefferson ein. »Wir sind ein relativ kleines Schiff, wir können uns nicht leisten, sämtliche Geräte und Computer von unabhängigen Stromkreisen speisen zu lassen. So hängen die Geräte in der Tat alle in irgendeiner Form zusammen.«
»Damit scheint es klar zu sein, dass der Fremde diese Störungen verursacht«, fasste van Deyk zusammen. Er wandte sich an Bruder William und MacShane. »Können Sie ihm klarmachen, dass er sich bei uns nicht in Gefahr befindet?«
Der Christophorer und der Kryptologe sahen sich an und nickten dann beide. »Captain, es wäre einfacher, wenn Sie ihm und uns vollen Zugang zu allen Daten gewähren könnten, damit wir ihm anhand der Geräte zeigen können, was wir ihm übermitteln wollen.«
Dana warf Yngvar MacShane einen warmen Blick zu. »Gewährt, Professor. Doktor Tregarde, Sie werden mit uns auf die Brücke kommen und ihn beim geringsten Anzeichen einer Fehlfunktion wirklich betäuben. – Nein, Dr. Jennings«, sie hob die Stimme und unterbrach den alten Schiffsarzt der STERNENFAUST, bevor dieser etwas sagen konnte. »Ich weiß Ihre ehrenvolle Absicht zu schätzen«, fügte sie mit einem deutlichen Seitenblick auf Tregarde hinzu. »Und in der Regel würde ich Ihnen auch recht geben. Aber in diesem Falle muss der Gedanke an die Besatzung im Vordergrund stehen. Bis jetzt hatten wir Glück und unser Lebenserhaltungssystem war von den Ausfällen nicht betroffen. Daher nehme ich zu
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