Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
wirklich zusehen, wie die Farbe wieder in Valentinas Gesicht zurückkehrte. »Nur etwas, das den Gleichgewichtssinn ein wenig paralysiert und beruhigt … und deinen Magen wieder von außen nach innen stülpt:«
»Erwähne das Wort Magen bitte nicht wieder in meiner Gegenwart. Jedenfalls nicht, solange wir auf dem Schiff sind.« Valentina schluckte hart und trocken.
Wanda lehnte sich gegen die Reling und lenkte das Gespräch auf andere Dinge. »Man sagt ja, diese merkwürdige Sonne sei der Grund für die sagenhafte Algenvielfalt und die Menge, die hier anfällt. ›ALG-Food‹ dürfte tatsächlich ein steinreicher Konzern sein, denn ihre Produkte findet man überall.«
Valentina Duchamp machte eine abfällige Bewegung. »So reich wird man aber nur, wenn man mit brennendem Geiz gesegnet ist. Dieser Baal Senok wird Moll freiwillig keinen Silberling überlassen.« Mit jeder Minute fühlte sie sich wohler. Das Zeug, das Wanda besorgt hatte, hatte tatsächlich etwas von einem Zaubermittelchen. Sie konnte sich schon besser konzentrieren und selbst der leichte ständige Fischgeruch in der warmen und feuchten Luft ließ sie nicht mehr würgen. »Schau dir nur einmal die Erntemethode an, die hier angewandt wird. Hightech? Weit entfernt davon. Das sind Seelenverkäufer, mit denen die Skipper hier arbeiten müssen. Zudem stecken die Männer in Knebelverträgen, die sie zu besseren Sklaven von ›ALG-Food‹ machen.«
Valentina Duchamp war durch und durch Profi. Natürlich hatte sie sich vorab ausführlich über die Verhältnisse auf Marina III und die Machenschaften von »ALG-Food« informiert. Überraschungen mochte sie überhaupt nicht.
»Die Schiffe, die man den Skippern zur Verfügung stellt, sind eiserne Särge – man munkelt von ungezählten Kähnen, die mit Mann und Maus untergegangen sind. Und glaub nur nicht, dass es eine funktionierende Rettungsflotte gibt. Die spart sich ›ALG-Food‹ einfach mal so. Wer in schwere Seenot gerät, der kann nur hoffen, dass ein anderes Ernteschiff ihm hilft. Doch da die Skipper sich untereinander meist spinnefeind sind, passiert das nicht eben häufig.«
Längst hatte Valentina den uniformierten Lackaffen entdeckt, der sich den beiden Frauen näherte. Daher beendete sie ihren Diskurs über die Methoden von »ALG-Food« , denn den musste außer Wanda sicher niemand hören.
»Darf ich die Damen zu einem Besuch auf der Brücke einladen? Mein Name ist Kapitän Hunter. Mir untersteht die Marina – ein prachtvolles Schiff, nicht wahr?«
Valentina fragte sich, ob der grauhaarige Schleimer Kapitän für seinen Vornamen hielt, denn den ließ er ansonsten unerwähnt. Ein unangenehmer Mann mit stechenden Augen und einem viel zu weichen Händedruck. Valentinas erster Eindruck von einem Menschen war für sie meist äußerst prägend. Dennoch schlossen die beiden Frauen sich ihm an.
Und der Ausflug lohnte sich. Die Brücke der Marina war die schiere Hightech-Perfektion, zumindest klang es so, was Hunter zu erzählen hatte.
»Die Marina ist wirklich das schnellste Schiff auf den Meeren des Planeten – und sie gilt als absolut unsinkbar.«
»Das haben in der Vergangenheit schon andere Schiffe von sich behauptet. Viele von ihnen landeten auf dem Meeresboden.« Valentina konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen. Hunter tat sie mit einem mitleidigen Lächeln ab.
Wanda Ndogo allerdings hielt nicht hinter dem Berg mit dem, was ihr hier nicht gefiel. Auch wenn sie es erstaunlich diplomatisch formulierte.
»Die Männer, die auf Marina III die Algen ernten, können wirklich glücklich sein, mit so großartig ausgerüsteten Schiffen arbeiten zu dürfen, Kapitän Hunter. Ich bin beeindruckt – ›ALG-Food‹ scheint wirklich eine vorbildliche Organisation zu sein. Alles greift ineinander, alles läuft glatt.«
Man sah Hunter an, wie er um eine Antwort rang. Valentina und Wanda ließen den Mann eine ganze Weile zappeln. Dann beendete die rothaarige Frau die Sache. »Ist schon gut, Kapitän. Stellen Sie Ihre Bemühungen ein. Wir haben genug Hintergrundwissen, da dürfen Sie sicher sein. Zudem geht uns das alles ja im Grunde auch nichts an. Wenn die Männer da draußen Ihnen nicht auf die Füße treten, dann werden wir es sicher auch nicht tun.« Was ja nicht heißen musste, dass sie nicht vielleicht doch einmal einen Hinweis an die Netzdienste oder das Gesundheitsamt der Solaren Welten geben konnten.
Valentina hoffte, dieser Ausflug hier – die ganze Mission – würde rasch
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