Sternenfaust - 090 - Der goldene Kubus (1 of 2)
offenbar immer wieder regeneriert haben, müssten wir dazu unermessliche Mittel haben. Und die haben wir nicht.«
Patrisha ließ die Nudeln genervt von der Gabel fallen. Dieser Tag gehörte definitiv nicht zu ihren Besten. Erst der Fauxpas mit Sayam Valor, dann dieser freche Markes Irendal und jetzt dieses Gespräch hier. Gerrrass hatte absolut recht. Es würde weder den Menschen, noch den J’ebeem oder den Starr möglich sein, das Fluidum zu reproduzieren, solange man die Quelle nicht kannte. Und die lag wahrscheinlich nicht mal im Einstein-Raum. Wie hätte man sie da vermessen sollen? Sie hatte jedenfalls noch keine Möglichkeit gefunden, in diesen seltsamen Parallelraum zu sehen. Und das vorhandene Fluidum, das ihnen im Kubus noch zur Verfügung stand, konnte jederzeit in einer Kettenreaktion verdampfen und dabei ein eigenes Mini-Blackhole erzeugen – dass es instabil war, hatte sie ja bereits erkannt. Vielleicht lässt sich über die Erforschung der chemischen Umwandlungsprozesse eine neue Antimateriebombe entwickeln , dachte Patrisha halb sarkastisch, halb resigniert.
Das war aber auch alles. Und Patrisha interessierten Waffen herzlich wenig.
Sie hatte immer nach Möglichkeiten gesucht, das Leben der Menschen zu verbessern. Nicht, es zu vernichten.
»Ich wünschte, wir könnten das Fluidum nutzen, um in ein neues Zeitalter aufzubrechen.«
»Alle Sternenvölker träumen.« Der Starr schob seinen leer gegessenen Teller fort. Patrisha bemerkte, dass die Schüssel mit dem teerartigen Brei so sauber ausgeputzt war, als hätte der Starr sie ausgeleckt. Wahrscheinlich entsprach das sogar der Wahrheit. Sie verdrängte den Gedanken rasch. »Aber die Realität sieht anders aus.«
Patrisha arbeitete nun lange genug mit den Starr zusammen; um die Übersetzung, die ihr ihr Translator von Gerrrass’ Worten gab, als eindeutig verbittert einzustufen.
Vielleicht sollte ich mich mal von meinen Vorurteilen befreien und etwas netter sein , dachte sie.
»Das Arashlan setzt Sie ganz schön unter Druck, was?«, meinte sie dann nach einer Pause.
Der Starr schloss die Augen. »Nicht nur das.« Der Sauroide sah sich um und vergewisserte sich, dass niemand ihnen zuhörte und zusah. Dann legte er eine kleine Petrischale vor Patrisha auf den Tisch, die mit einer durchsichtigen Spezialfolie zusätzlich versiegelt war. Die Folie spannte sich wie eine Halbkuppel über die Schale und ließ durch ihre besondere Beschaffenheit chemische Messungen im Inneren zu. Innerhalb der Halbkugel flimmerte ein winziger schwarzer Lichtschein.
»Verstecken Sie das, Doktor Roycee. Ich dürfte es Ihnen eigentlich nicht geben. Wir haben es im G-Sektor des Kubus gefunden und das Arashlan würde mich töten lassen dafür, dass ich es Ihnen zur Verfügung stelle.«
Patrisha schluckte.
Gerrrass sah gerade nicht so aus, als würde er Witze machen oder es nicht ernst meinen. Aber – war das vielleicht eine Falle? Vorsichtig nahm sie die Schale an sich. »Was ist das?«
»Ihr Menschen würdet wohl sagen: Die Büchse der Pandora. Es ist ein unbekanntes Element. Eines, das ich so noch nie gesehen habe. Wir haben es in einer der Leitungen entdeckt, die direkt zum Zentrum des Kubus führen. Wahrscheinlich ein Abfallprodukt der zentralen Energiequelle. Im Moment ist es gasförmig. Seine Aggregatzustände verändern sich stündlich, ohne dass es dafür eine logische Erklärung gibt. Als hätte es einen eigenen Willen. Vielleicht ist es auch morphogenetisch mit einer anderen Substanz verbunden. Außerdem scheint es sich irgendwie nur halb in diesem Universum zu befinden – ihr Menschen würdet wahrscheinlich sagen, es liegt halb im X-Raum.
Holen Sie es sicherheitshalber nicht aus der Schale heraus. Erforschen Sie es so. Ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich es nicht länger mit mir herumtragen muss. Mir macht es Albträume.«
»Albträume? Hat es eine Strahlung, die schädlich auf das Gehirn oder den menschlichen Körper wirkt?« Fasziniert betrachtete Patrisha das schwarz fluoreszierende Licht innerhalb des durchsichtigen Schutzmantels.
»Keine, die wir ermitteln konnten. Wir haben auch keine weiteren Spuren hiervon gefunden. Sie haben jetzt die eine Hälfte. Ich habe die andere. Halten Sie es geheim, bis das Ultimatum der Dronte abgelaufen ist. Danach können Sie behaupten, Sie hätten es selbst gefunden. Wenn das Arashlan erfährt, dass ich Ihnen das hier gegeben habe, bin ich tot.«
»Danke.« Patrisha sah noch einmal erstaunt auf die Petrischale.
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