Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)
Praktikabilität orientiert. De Pentos Gruppe hatte am Ende den Zuschlag für nur sechs der zwanzig Schiffe bekommen.
Und die klapperten sie jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit ab, wie Ashkono fand. Fünf von ihnen hatten sie schon hinter sich, und der Mediziner hatte weiß Gott schon mehr als genug gesehen. Zwar war es jedes Mal wieder aufregend und neu, in ein fremdes Schiff einzusteigen – selbst der bloße Vorgang des Einstieg-Findens wurde aufgrund der außerirdischen Architektur mitunter zu einer Art Abenteuer für sich –, doch hatte sich diese Faszination bisher immer sehr schnell wieder abgenutzt.
Denn von innen waren sich die Wracks – trotz aller Unterschiede, trotz aller Fremdartigkeit – leider sehr ähnlich. Funktionale Zweckbauten , dachte Tregarde mit mehr als nur einem Hauch von Enttäuschung, bei denen die wichtigsten Bedienelemente einem halbwegs in der Raumfahrt bewanderten Menschen schnell erkennbar und erfassbar werden. Auch ohne die rudimentärste Kenntnis der betreffenden Kultur und Sprache. Nicht zuletzt, weil sie so … alt wirken. Veraltet, nahezu.
Obwohl – so ganz gerecht wurde er dem Ereignis nicht, das musste er schon zugeben. Schon das erste Schiff, das sie besucht hatten – ein klobiges, metallenes und von zahlreichen Meteoriteneinschlägen gezeichnetes Ungetüm mit großen Lücken in der Außenhülle –, hatte sich eigentlich als sehr aufschlussreich erwiesen. Zumindest in den Augen des Anthropologen Finch, der sich von der Architektur und den kulturellen Hinweisen in seinem Inneren ganz begeistert gezeigt hatte.
Finch hatte eifrig katalogisiert, fotografiert und vermutlich auch in Gedanken memoriert, was immer ihm auf ihrem knapp zweistündigen Gang durch die leeren, dunklen Korridore und Räume des Wracks begegnet war. Für die anderen Teammitglieder hatte es jedoch wenig zu tun gegeben. Keine Gegner, die aus dem Off gesprungen waren und sich auf sie gestürzt hatten. Keine Alien-Technologie, die noch rettbar oder reaktivierbar gewesen wäre. Selbst Überreste einer Crew hatten sie nirgends gefunden. Mittlerweile vermutete Ashkono, dass es sich um ein rein mechanisches Schiff gehandelt haben musste, das irgendwann einmal einem vorprogrammierten Befehl gefolgt, aber schließlich hier geendet war. Geendet und auch verendet , dachte er schmunzelnd.
Und sehr zu seinem Leidwesen waren die folgenden vier Exemplare nur wenig ergiebiger gewesen. Einmal nur waren sie bisher auf Leichname gestoßen. Sie stammten von einer Spezies, die offenbar von geringem Körperwuchs war, dafür aber über sechs Extremitäten verfügte und die von hellgrüner Hautfarbe war. Letzteres konnte er allerdings nur vermuten, da die Körper, die sie gefunden hatten, nahezu mumifiziert waren. Er würde sie erst in seinem Labor an Bord der STERNENFAUST untersuchen müssen, um verlässliche Angaben über ihre Physiognomie und Biologie machen zu können.
Bei mindestens einem weiteren Wrack hatte es zweifellos auch eine kleine Crew gegeben, doch machten die klaffenden Löcher in der Außenhülle des Schiffes deutlich, welch grausamer Tod sie ereilt haben musste. Vermutlich trieben ihre Mitglieder schon seit Jahrtausenden tot durchs All, wenn sie nicht längst im Orbit eines Planeten verglüht waren. Das Einzige, was Ashkono sicher von ihnen sagen konnte, war, dass sie amphibisch gewesen sein mussten und über eine Schriftsprache verfügten, die irdischen Hieroglyphen nicht ganz unähnlich gewesen war. Doch auch dieses Schiff hatte nicht zu dem unscharfen Temuran-Foto gepasst. Ob es irgendwo dort draußen noch eine Welt gab, die sie vermisste?
»In Ordnung, Gentlemen«, drang Juan de Pentos Stimme durch den Funklautsprecher des Helmes von Tregardes schwerem Raumanzug. »Wir befinden uns nun in direktem Anflug auf unser letztes Ziel. Es handelt sich um ein längliches Schiff unbekannter Bauart. Etwa 200 Meter lang, 30 Meter hoch und 80 Meter breit, glatte Form ohne erkennbare Erhebungen oder andere Auswüchse. Machen Sie sich schon einmal auf den Ausstieg bereit – wenn ich nicht irre, sind auch hier genügend Löcher in der Außenhülle vorhanden, um unseren Transporter gleich ins Schiffsinnere zu fliegen.«
Ashkono sah, wie sich Finch, van Houten und Fryson zu den Sichtfenstern beugten, um einen ersten Blick auf den nächsten »Riesen« zu erhaschen. Widerwillig folgte er ihrem Beispiel – und runzelte die Stirn. Irgendetwas kam ihm hier sonderbar vertraut vor.
Auf der anderen Fensterseite wuchs
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