Sternenfaust - 105 - Notlandung auf Rudra VII
…«
*
Morten Jackville hörte ein unartikuliertes Krächzen in seinem Helm.
Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass er selbst es war, der diese seltsamen Laute von sich gegeben hatte.
»MIKE. Ich bin auf MIKE! Alles war nur ein Traum.« Er versuchte, wach zu bleiben. »Das in der Kapsel … war ein Traum. Mann, warum bin ich so fertig?« Er wollte aufstehen, doch die Schmerzen, die Beanspruchung jeder einzelnen Muskelfaser, die er nur geträumt zu haften glaubte, erwiesen sich mit einem Mal als sehr real.
Und plötzlich war auch die akute Lebensgefahr, in der er sich befand, wieder mit voller Wucht da.
Ich fasse es nicht , dachte er. Ich bin wirklich eingeschlafen. Wie lange …? Er rief sich den Chronometer auf sein Helmdisplay und sah erleichtert, dass es nur etwa eine halbe Stunde gewesen war. Da habe ich ja mal Glück gehabt, dass ich im Schlaf nicht vom Felsen gerollt bin!
Er musste zurück zum Jäger, Emma holen und nachsehen, ob es ihr wieder gut ging. Vorsichtig machte er sich an den Abstieg, er wollte sein Antigravpack so wenig wie möglich belasten.
Es dauerte eine Weile, dann stand er endlich am Fuß der linken Felsnadel, ohne abgestürzt zu sein oder sich etwas gebrochen zu haben.
Er wollte sich kurz orientieren und dann über die Sandebene zurück zum Jäger gehen, doch da stockte er.
Was war das?
Der Schreck fuhr ihm in alle Glieder. Bewegte sich da etwas? Er riss die Augen auf.
»Emma?« Sein Ruf verhallte in der Leere. Idiot , dachte er sich dann. Mein Funk funktioniert nicht, er rauscht nur. Selbst wenn sie wach wäre, könnte sie mich nicht hören.
Ich werde wohl langsam verrückt. Jetzt sehe ich schon Gespenster. Nein, Emma ist das nicht. Nur der Sand. Wahrscheinlich von Wind bewegt – sofern man bei der dünnen Atmosphäre auf diesem Felsbrocken von Wind überhaupt reden kann. Aber der Sand hat eine leichte Dünung und irgendwoher muss die ja auch kommen.
Er ging ein paar Schritte – oder besser, er sprang sie, und dachte dabei: Schade. Wäre auch zu schön gewesen, wenn es hier Leben gegeben hätte. Und ich es auch noch entdeckt hätte!
Morten schüttelte unwillig den Kopf und hüpfte weiter auf den Jäger zu.
Der Sand hinter ihm bewegte sich abermals.
*
»Na los, etwas mehr Bewegung, wenn ich bitten darf!«
Commander John Santos’ Stimme schallte unüberhörbar durch die Gänge der Pilotenunterkünfte. Dana Frost hatte den Chef der Jägerstaffel gebeten, alle verfügbaren Piloten in den Besprechungsraum zu befehlen.
Nun machte der Wing Commander Druck, damit sich auch die Nachzügler schnellstmöglich zum Briefing im großen Besprechungsraum auf dem Hangardeck einfanden. Das Gemurmel verstummte, als Captain Frost sich vor die Truppe stellte, die nicht nur aus den Jägerpiloten, sondern auch aus Shuttlepiloten und einer Anzahl Marines einschließlich Major Terry Mortimer bestand.
»Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ohne Umschweife zur Sache kommen. Wir haben den Kontakt zu Jäger Nummer Eins verloren. Besatzung sind Lieutenant Emma Kalani und Pilot Morten Jackville. Einige von Ihnen waren ebenfalls auf Aufklärungsflügen zur Erforschung des Sonnensystems, deswegen kann ich mir sicher weitere Erläuterungen sparen. Fakt ist, wir haben den Kontakt zu unseren Leuten verloren. Und ein Auffinden war bis zur Stunde mit den technischen Mitteln der STERNENFAUST nicht möglich. Alles weitere erläutert Ihnen nun Commander Santos.«
Der Captain nickte dem Wing Commander zu.
»Damit wir alle auf dem selben Stand sind, will ich folgendes festhalten: Pilotin Kalani war auf einen Erkundungsflug. Wir registrierten leichte Hintergrundstörungen in unseren Kommunikationssystemen während des Anfluges des zugeordneten Zielmonds. Das Rauschen im Funkverkehr nahm plötzlich deutlich zu. Dann hörten wir entweder Kalani oder Jackville gequält und schmerzerfüllt aufstöhnen. Dies geschah mehrmals. Der Kontakt brach ab. Schließlich verloren wir den Jäger aus dem Folgeradar.«
Santos atmete hörbar ein und aus. Sein Blick wanderte über die versammelten Piloten. Zufrieden nahm der Chef der Jägerstaffel wahr, welcher Art das Schweigen seiner Piloten und Pilotinnen war: Sie bemerken die Ungereimtheiten.
Er straffte seinen Körper. Zuletzt blieb sein Blick auf George Yefimov hängen, der sich an die Rückwand des Raumes neben den Major gelehnt hatte. Wahrscheinlich überlegte auch Yefimov mit seiner Stellvertreterin Mortimer, wie man unter den gegebenen
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