Sternenfaust - 109 - Ankunft der Erdanaar
ist.
Und doch sind sie gekommen. Sie sind trotz der Warnung wiedergekommen. Und es sind noch mehr als beim ersten Mal und mehr als beim zweiten.
Das darf nicht sein. Auch sie müssen eliminiert werden.
Die Anderen hätten dies nicht gewünscht. Aber sie waren seit Äonen nicht hier.
Und so können sie nicht um Rat gefragt werden.
Es gibt keine andere Möglichkeit.
Wir müssen die Gekommenen ebenfalls zerstören.
Zorn.
Zorn!
ZORN!
*
Mauritio Abbo griff sich an den Kopf.
Er ärgerte sich. Warum hatte er ausgerechnet hier, auf der STERNENFAUST, auf der ersten Mission – und vielleicht seiner letzten auf einem Star Corps-Schiff – nur auf einmal einen seiner berüchtigten Migräneanfälle? Und noch dazu einen ganz besonders heftigen, wie es schien.
Er rieb sich die Schläfen, was für ein paar Sekunden seinen Schmerz ein wenig betäubte. Er hatte schon zeit seines Lebens unter diesen ekelhaften Schmerzen gelitten, doch sie waren immer wieder schnell verschwunden. Ein paar Stunden Schlaf im Dunklen, vielleicht ein oder zwei Schmerzhemmer, dann war das Problem nach spätestens zwölf Stunden wieder im Nichts verschwunden. Und ja, das wollte er auch dieses Mal.
Doch etwas war anders und jagte dem jungen Christophorer-Novizen Angst ein.
Übelkeit, eingeschränktes Sehvermögen, ein leises Klingeln in den Ohren, ja, das kannte er von seinen Migräneattacken. Soweit nichts außergewöhnliches, wenn man es gewohnt war und die Symptome einordnen konnte.
Aber er glaubte, schon seit Stunden – ziemlich genau, seitdem eine unpersönliche Stimme über den Bordcomputer in sein Quartier gemeldet hatte, man habe jetzt das Saturnsystem erreicht – ein Flüstern im Ohr zu haben. Stimmen.
Ich höre Stimmen. Mauritio spürte Wut in sich aufsteigen, als er diesen Satz vor sich hinsagte. Stimmen! Jetzt reicht es mir langsam. Früher hatte ich immer nur ein bisschen Kopfweh. Manchmal mochte ich dann keinen grellen Sonnenschein und musste ein oder zwei Lichter in meinem Zimmer ausmachen. Aber jetzt?
Jetzt höre ich Stimmen !
»Mauritio, haben Sie gehört, was ich über die partielle Differenzialgleichung gesagt habe?« Die Stimme von Abt Daniel klang ernst. Er hatte, solange die STERNENFAUST hier beim Titan war, den astrophysischen Unterricht von Mauritio selbst übernommen und würde auch die Jubar-Übersetzungen von Frida, die diese mit der Sprachexpertin Mary Halova zusammen durchging, kontrollieren.
Mauritio schreckte hoch. »Es tut mir leid, Abt, aber ich … ich habe mich nicht konzentriert. Ich …« Er massierte sich wieder die Schläfen.
Daniel Leslie nahm seine Brille, zog aus einer seiner Taschen ein Läppchen und begann, sie gründlich zu putzen. »Was ist mit Ihnen los, Mauritio? Ich kenne Sie gar nicht so fahrig und nervös.«
»Abt, es tut … es tut mir leid, ich habe schon den ganzen Tag Kopfschmerzen. Selbst meine üblichen Migränemittel helfen nicht mehr! Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, ich möchte mich ja wirklich gern auf die Ableitung dieser Differenzialgleichung konzentrieren, aber … ich kann nicht, dieses Kopfweh macht mich noch wahnsinnig!«
Leslie setzte seine Brille wieder auf und sah seinen Novizen aufmerksam an.
»Sie sagen, seitdem wir hier beim Titan sind, haben Sie Migräne?«
Mauritio nickte kläglich. »Es tut mir leid«, sagte er wieder.
Zu Mauritius Überraschung schien diese Information Abt Daniel extrem zu beunruhigen. Leslie stand auf. »Frida, Sie übersetzen die dritte Schriftrolle von Kanash über die 4. Dynastie des Hauses Novalar bitte allein weiter. Ich denke, Mauritio und ich müssen umgehend Dr. Tregarde aufsuchen. – Na kommen Sie schon, Mauritio.«
Verwirrt tauschte Mauritio noch einen Blick mit Frida, dann hastete er dem ungeduldig an der Tür wartenden Abt Daniel hinterher.
*
Haddiya Ghufran warf einen Blick auf das Shuttle hinter ihr. Es war schon rund sechzig Meter von ihr entfernt – 61,24 Meter, um genau zu sein, wie ihr HUD anzeigte. Sergeant Belpaire stapfte kurz hinter ihr durch den Eisschlamm.
Für einen Moment wünschte sich Ghufran, wieder im sicheren, warmen und trockenen Shuttle zu sitzen, keine Dosenluft zu atmen und nicht hier, auf einem eindeutig feindseligen Himmelskörper – und sie spürte seine Feindseligkeit, das hätte sie jedem beschworen – herausfinden zu müssen, was mit vier Menschen vor 200 Jahren hier passiert war.
»Ghufran, sehen Sie mal da hinten.« Haddiya folgte dem ausgestreckten Arm Belpaires
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