Sternenfaust - 109 - Ankunft der Erdanaar
abstellen.
Sie wusste, dass sie jetzt in ihrem Selbstmitleid ein wenig zu weit ging, aber es tat doch irgendwo gut. Besser immerhin, als andere Leute zu nerven, und das hatte sie heute auch schon hinter sich.
Sie hatte schon den ganzen Tag Kopfweh. Die Tabletten, die sie von Dr. Tregarde bekommen hatte, waren zugegeben besser als die, die sie vorher immer genommen hatte, aber dennoch schlug sie sich jetzt schon seit ihrem Start auf Ganymed damit herum und war genervt.
So schlimm genervt, dass sie sogar Mike Rossini vergrault hatte. Er hatte es genau eine Stunde mit ihr ausgehalten und war dann mit einem mitfühlenden Blick und einem Kuss doch sichtlich erleichtert wieder zu seiner Arbeit verschwunden.
Vielleicht hat der Doktor doch recht. Ich sollte ihn noch einmal sprechen. Immerhin überfällt mich der Kopfschmerz immer dann, wenn wir in die Nähe von bestimmten Himmelskörpern kommen. Mit diesem Kopf hätte ich wirklich nicht fliegen können, so bringe ich bloß meine »Earhart« und Morten in Gefahr.
So kann es nicht weitergehen.
Sie stand auf, fest entschlossen, Doktor Tregarde so lange auf die Nerven zu gehen, bis er sich eine Lösung für diese pausenlose Migräne ausgedacht hatte.
*
Berto Masukawa war der erste des Vortex-Teams, der aus dem Shuttle trat.
Sein Blick ging über die mit Eisbrocken übersäte Lyoness-Ebene, an deren Horizont die Dschanna-Berge zu sehen waren, die schroff in den Himmel ragten. Irgendwo da hinten kraxelten jetzt Belpaire und Haddiya mit ihrem Team herum. Seiner Ansicht nach hatte die Landschaft trotz ihrer Düsternis und der schweren rötlichen Wolken über ihnen eine unirdische Schönheit, die ihn eigentümlich berührte.
Wenn da nicht das Wrack der PROMETHEUS vor ihm gelegen hätte. Der Lander der HYPERION war halb im Boden versunken, vielleicht auch zugeweht, wer wusste das schon. Masukawa war ja selbst schon bis zu den Knöcheln im Methan-Wassereisschlamm versunken. Um seine Stiefel herum bildeten sich feine Nebelschwaden, als das Methan schmolz und sich verflüchtigte.
Er nahm sich zusammen und schaltete den Sprechfunk ein. »Suk, können Sie mich hören?«
»Klar und deutlich, Berto. Kein Problem. Wenn Sie sich nicht weiter vom Shuttle entfernen, sollte es keine Kommunikationsschwierigkeiten geben.«
Suks Stimme klang ruhig und gelassen, doch Masukawa wusste, dass Kim Suk Probleme hatte, die Verbindung zu Shuttle 5, das als Verstärker im Orbit kreiste, aufrecht zu erhalten. Aber gut, das war ein Pilotenproblem und das des Kommunikationsoffiziers der STERNENFAUST. Er selbst musste erst mal für Verbindung innerhalb seines eigenen Teams sorgen.
»Vortex zehn an Vortex-Team, könnt ihr mich hören? Durchzählen, wir müssen prüfen, ob die Verbindung ausreichend ist. Lieutenant Halova, Lieutenant Brandtner, Sie bitte auch.«
Gehorsam zählten seine Kameraden durch. Jeder meldete sich mit seinem Nicknamen, den er sich selbst gegeben hatte und der – wie sich das für das Vortex-Team gehörte – mit einem »V« begann. Am Schluss meldeten sich noch die beiden wissenschaftlichen Offiziere der STERNENFAUST und zu Masukawas Erleichterung war jeder einzelne ohne Rauschen zu hören.
»Vortex-Team, wir bleiben im Umkreis von 100 Metern um Shuttle 2. Keiner entfernt sich ohne meine Erlaubnis auch nur einen Schritt weiter. Das gilt auch für Sie, Lieutenant Brandtner und Lieutenant Halova. Vesuv und Viper, ihr bleibt bei Brandtner; Vulkan und Victor, ihr bei Halova. Lasst sie nicht aus den Augen. Vox und Volta, ihr sucht hier draußen nach irgendwas, was sich zu retten lohnt. Ich gehe mit dem Rest in die PROMETHEUS.«
Masukawa stapfte los.
Während sich je ein Marine und ein Schütze daran machten, mit Brandtner Bodenproben zu sammeln und die Geräte rund um die PROMETHEUS auf Datenspeicher zu untersuchen, machte sich der Corporal auf, den Lander der HYPERION selbst zu erkunden. Halova hielt sich dicht hinter ihm. Gut so , dachte Masukawa.
Das Eingangsschott der PROMETHEUS war geschlossen. Auf ein Nicken Masukawas hin sprang die Funkerin, die gleichzeitig in den Fire Teams der STERNENFAUST auch die Technikerin war, vor und untersuchte das Schott kurz.
»Sir, das Ding ist fest verschlossen. Geht nur mit dem passenden Code auf. Oder wir sprengen.«
»Wow, versuchen wir’s doch mal eine Nummer kleiner, Sandy. Wie wär’s mit einem Schneidbrenner?«
»Warten Sie«, unterbrach Halova. »Ich habe noch auf Ganymed nach den Codes der HYPERION gesucht. Lassen Sie
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