Sternenfaust - 117 - Sternenjagd
Befehlsverweigerer ! Das ist die Crew der STERNENFAUST III! Die Crew des Schiffes, das unserer Mannschaft bereits ein Mal das Leben gerettet hat! Du erinnerst dich?«
Harry war aus seinem Pilotensitz aufgestanden und stemmte die Arme in die Hüften. Savanna stand ebenfalls, während auf dem Monitor – aus dem zugeschalteten Maschinenraum – eine leise Stimme zu hören war: »Die gehen gleich aufeinander los! Derek, auf die Brücke!«
»Ich bin doch nicht wahnsinnig«, murmelte eine noch leisere Stimme.
Savanna hörte kaum hin. Das Blut rauschte in ihren Ohren. »Und dieser STERNENFAUST, dieser Mannschaft willst du die Hilfe verweigern?« Sie zeigte anklagend auf Harrys Bauch, der sich ihr in einem braun schimmernden Overall entgegenstreckte. »Ohne die STERNENFAUST sähest du nicht so gut aus, Harry!«
»Jetzt mach mal einen Punkt, Miss Dionga! Die STERNENFAUST handelte damals im Auftrag der Solaren Welten! Die haben nur ihre Pflicht getan, nicht mehr! Natürlich bin ich dankbar über unsere damalige Rettung, aber deshalb muss ich mich mit meiner MERCHANT nicht auf die STARLIGHT stürzen, als wäre ich ein verdammter Kamikaze-Flieger im Zweiten Weltkrieg!«
»Es geht nicht um Kamikaze! Du hast das Manöver gerade schriftlich gesichtet! Wir sollen uns entdecken lassen und fliehen!«
»Fliehen! Vor einem Schiff mit Strahlenwaffen und einer immensen Reichweite!«
»Die STERNENFAUST wird schon dafür sorgen, dass die STARLIGHT beschäftigt ist! Wir müssen das Schiff nur nah genug an ihren Ortungsschatten heranlocken!«
»Wir sollen den Köder spielen!«
»Beim Angriff der Basiru-Aluun hast du dich auch nicht so geziert!«
»Das war etwas ganz anderes!« Harry brüllte inzwischen, seine Wangen waren gerötet. Er sah aus wie ein Stier, sein Kopf war gesenkt und Savanna wusste, dass sie – oder vielmehr das, was sie sagte – das rote Tuch war, auf das er sich jede Sekunde zu stürzen drohte.
»Du vergisst hier, um was es geht«, versuchte Savanna es ein wenig ruhiger. »Es geht um die Geiseln und um die STARLIGHT selbst. Was ist die MERCHANT schon wert im Vergleich zu dem neuen Prototyp?«
Harry beruhigte sich tatsächlich. Er verzog das Gesicht, atmete aber ein wenig gleichmäßiger. »Dir geht es doch nur um diesen Admiral Taglieri! Du willst ihm gefallen!«
»Das ist nicht wahr.« Savanna verschränkte die Arme hinter dem Körper. Sie klang weit überzeugter, als sie es selbst war. Hatte Harry recht? Ging es hier auch um Vincent und sie? Savanna seufzte. Zumindest sich selbst gegenüber konnte sie nicht abstreiten, dass es sie unglaublich reizte gemeinsam mit Vincent gegen die Rebellen zu kämpfen.
Harry Chang musterte sie eindringlich. »Ich spiele nicht gerne den Helden, Savanna. Helden trägt man auf dem Schild heim.«
Savanna nickte. Sie selbst war als ehemalige Soldatin oft mit dem Tod konfrontiert gewesen. »Harry, ich verspreche dir, wir gehen ein geringes Risiko ein. Wir werden nicht die Helden spielen und wir werden die Shuttles die ganze Zeit über bereit halten, damit die Mannschaft selbst im Fall eines Hüllenbruchs oder einer Explosion sicher evakuiert werden kann. Selbst wenn wir das Schiff verlassen müssen – unsere Leben werden wir retten können.«
Harry sah sich um. »Ich will nicht nur mein Leben retten. Ich will mein Baby heil nach Hause bekommen. Meine MERCHANT.«
»Ich verspreche dir, der MERCHANT wird nichts passieren.«
Harry stützte sich mit seinen großen Händen auf einem der Brückensessel ab. »Okay. Wir helfen der STERNENFAUST, wenn die Mannschaft hinter uns steht. Aber nur, weil man ein Schiff wie die STARLIGHT nicht in fremden Händen lassen darf.«
Savanna spürte, wie ihr Gesicht vor Freude über ihren Sieg warm wurde. »Du wirst es nicht bereuen.« Sie war versucht Harry einen Kuss auf die Wange zu drücken, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Der kleinere Mann konnte mit überschwänglichen Gefühlsausbrüchen nicht gut umgehen.
Harry murmelte etwas unverständliches und setzte sich wieder in seinen Pilotensitz.
Savanna machte sich daran, eine Antwort für die STERNENFAUST zu schreiben.
*
STARLIGHT
McVellor hielt sich den Kopf. Er war müde und abgeschlagen. Ein dumpfes Dröhnen hallte in seinem Schädel wieder, als würde dort sein ganz privater Wandler arbeiten. Er sah zu Hagen Brenner hinüber, der ausgestreckt auf dem Bett lag. Sie hatten Ewigkeiten mit Warten verbracht. Zwei Mal waren Wachen gekommen, doch sie waren zu viert,
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