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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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wässrig blauen Augen funkelten zornig. »Ja, verdammt, Vijay, aber was würdest du an meiner Stelle tun?« Die beiden Männer kannten sich schon seit Jahren. Mitchell sah zur geschlossenen Gleittür seines Büros. »Dieses Bündnis mit den J’ebeem ist eine einmalige Chance. Zu einmalig, um sie ungenutzt und aus den falschen Gründen verstreichen zu lassen.«
    »Und ich soll allein mit einer Horde Marines nach Kridania fliegen und die außenpolitischen Trümmer zusammenfegen, die der Hohe Rat hinterlassen hat?«
    Mitchell nickte. Er spürte, wie seine Narbe pochte. »Beruhige die Kridan und ihren Raisa. Biete ihnen an, womit auch immer du sie ködern kannst. Es muss Gras über die Sache wachsen. Wende dich an Satren-Nor. Mach den Kridan deutlich, dass wir lediglich unsere Handelsbeziehungen zu den J’ebeem verbessern wollen und dass noch nichts entschieden ist. Auch sie können dadurch Vorteile erlangen.«
    »Wann soll ich fliegen?«
    »Die S.C.S.C. STARLIGHT wird in diesem Moment startbereit gemacht. Dein Flug nach Matlanor geht um 1130.«
    Gustaffson stand auf. »Irgendwelche Datenpads, als Reiselektüre?«
    Jasper Mitchell reichte dem 66-Jährigen ein Pad mit allen notwendigen Informationen. »Viel Glück«, sagte er mit fester Stimme. »Du wirst es brauchen.«
     
    *
     
    Kridania, Matlanor, Palast des Friedens
     
    Satren-Nor saß auf einem einfachen Stuhl mit nach hinten abstehendem Kniebrett in dem karg eingerichteten Gemach von Sun-Tarin. Sun-Tarin betrachtete den Miru-Raisanin aufmerksam. Nie war ihm aufgefallen, wie alt der Prediger inzwischen wirkte. Sein Schnabel wurde immer gräulicher. Die dunklen Falten und Furchen in seiner federlosen Gesichts- und Halshaut erzählten von einem bewegten Leben.
    Neben dem Prediger lag Milgor zusammengekauert zu dessen Füßen. Das lemurenartige Tier schien zu schlafen.
    Auch Milgor ist alt geworden. Sun-Tarin legte den Kopf leicht schief, als könne er seine Gäste so noch intensiver erfassen.
    »Du wolltest mich sprechen, Miru-Raisanin?«
    »Ja. Ich habe den Eindruck, mein Schüler entgleitet mir. Er zieht uns und die Solaren Welten mit seinem Ultimatum in einen neuen Krieg.«
    Sun-Tarin richtete den Kopf wieder geradeaus. Mit seiner weiten Sicht verlor er Milgor nicht aus den Augen, obwohl er den Prediger direkt anblickte. Dabei bemerkte er ein leises Geräusch aus seinem Schrank, das ihn aufhorchen ließ. Er ließ sich nichts anmerken und sprach weiter mit seinem Gast, als seien sie unter sich. Nur sein Körper spannte sich kampfbereit.
    »Du musst ihm die Möglichkeit offen lassen, sein eigenes Urteil zu fällen. Bis hierhin hast du ihn begleitet. Aber jetzt steht sein Amtsantritt bevor. Alle wissen es. Alle spüren es. In den letzten Wochen gehen sie noch ehrfürchtiger mit ihm um als zuvor. Selbst wir sprechen ihn außerhalb von geschlossenen Räumen ehrerbietiger an.«
    Satren-Nor sah bekümmert auf den Mosaikfußboden des Palastzimmers.
    »Ich zweifle immer wieder, Sun-Tarin. Was, wenn das, was ich tat, falsch war? Wenn der eine Gott den Krieg wünscht, und die Zeit des Friedens nur eine Periode der Erholung war?«
    »Ein weiser Kridan sagte mir einmal: Alles, was geschieht, wird von Gott gelenkt.«
    Der Prediger klackerte hell, als Sun-Tarin seine eigenen Worte wiederholte. »Ja, das ist gewiss. Danke, dass du mich daran erinnerst.«
    Er erhob sich und nahm den schlafenden Milgor behutsam auf seine Arme. Der Gengo zuckte leicht mit den Läufen, schmatzte aber schlaftrunken weiter. Vermutlich träumte er. von den fetten Braten in der Palastküche.
    »Es tut mir leid, dich aufgesucht und gestört zu haben, Sun-Tarin. Letztlich kannst du mir nicht helfen. Alles, was kommt, kommt von Gott.«
    Sun-Tarin musste unwillkürlich an eine alte Weisheit der Menschen denken, die Meister William ihm vor einer Ewigkeit zitiert hatte: »Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen.«
    Er zuckte leicht zusammen, ob des blasphemischen Gedankens. Nachdenklich begleitete er den Prediger zur Tür. Nachdem er sie geschlossen hatte, ging er zu dem Schrank, in dem seine schwarzen Büßer-Gewandungen lagen. Er riss ihn auf, griff hinein und zerrte die junge Kridan heraus, die sich darin versteckt hatte.
    »Was, bei allen Heiligen, machst du in meinem Schrank?«
    Seine Schwester versuchte erst gar nicht, sich gegen seinen Griff zu wehren.
    »Ich will mit dir reden.«
    »Du belauschst mich?«
    »Ich wollte nicht, dass der Prediger mich hier sieht. Offiziell

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