Sternenfaust - 133 - Angriff auf Lor Els Auge
Mess-Broar!« schrie Mitchell, und seine Stimme überschlug sich dabei.
»Ist diese Schnabellose Ihnen bekannt?«, wollte der Kridan wissen.
»Nein.« Mitchell schnaufte.
»Sie ist eine Ungläubige, so wie Sie. Bei ihr ist es egal, ob sie lebt oder tot ist.«
»Das werden Sie bereuen! Wenn Sie dieser Frau auch nur ein Haar krümmen, werden Sie es bereuen. Das schwöre ich Ihnen. Und Sie werden sehen, was der Schwur eines Gottlosen bedeutet.«
»Gott ist auf unserer Seite, Mensch!«
Die jammernde Frau wurde zu Mess-Broar geschoben. Dieser drückte sie auf die Knie. Ihre blonden lockigen Haare leuchteten im Schein der Projektoren. Mess-Broar klackerte mit seinen Schnabelhälften, zog seine Waffe und tötete die Geisel. Bluttropfen schossen durch die Projektion von Mitchells Gesicht. Das Bild wellte sich, dann wurde es wieder klar.
Savanna wendete den Blick ab und drückte ihre Stirn gegen die Kunststoffröhre. Fieberwellen strömten durch ihren Körper. Erst heiß, dann kalt. In ihrem Schädel tobten Zorn und Trauer.
In einiger Entfernung knisterte die defekte Plasmaleitung.
Die Geiseln stöhnten kollektiv, einige schluchzten, der eine und andere fluchte. Über der Kommandozentrale machte sich eine stille, verzweifelte Panik breit, die bis zu Savanna hinaufstieg.
Ich muss helfen! Irgendetwas muss ich tun!
Da war es, da, ganz vorne auf ihrer Zunge. Mehr als ein Blitz, mehr als ein Wort. Ganz nah und so fern. Fast hätte sie die Lösung gehabt, aber sie entwischte ihr wieder einmal, so wie Sand einem durch die Finger rann.
»Das werden Sie bereuen«, hörte sie Mitchell sagen.
»In genau einer Stunde wird sich diese Situation wiederholen. Es sei denn, diese Demonstration konnte Sie zum Einlenken bewegen.«
Keine Antwort. Savanna nahm an, dass Mitchell sich ausgeklinkt hatte.
Verdammt, das kann doch nicht sein, dass mir die Lösung nicht einfällt!
Sie hatte das Gefühl, das wichtige Wort, den wichtigen Satz, was auch immer, überhört zu haben. Sie war viel zu angespannt gewesen, um alles, was der Kridan gesagt hatte, jede gelieferte Information über die Situation auf der Station zu erfassen und zu verarbeiten.
Wir haben die gesamte Station gescannt. Jeder Mensch, der sich versteckte, wurde gefunden …
Das hatte der Kridan gesagt. Vergangenheitsform. Die Suche war beendet. Sie hatten gescannt und … – Sie hatten Savanna nicht gefunden.
Sie haben mich nicht gefunden!
Irgendetwas schützte sie. Machte sie für die Scanner der Kridan unsichtbar. Mikrowellen. Störfunk. Abschirmung. Plasmaleitung. Defekte Plasmaleitung.
Das war es!
Um Haaresbreite hätte sie gejubelt. Sie stützte sich mit den Händen ab und vergaß für einen Moment ihre verletzten Finger. Ein feuriger Schmerz jagte durch ihren rechten Arm. Sie ignorierte ihn.
Es war ihr eingefallen! Sie war sicher, weil sie sich in der Nähe der defekten Plasmaleitung aufhielt.
Sie konnte nicht gescannt werden. Das bedeutete, sie konnte die STERNENFAUST anfunken, denn auch die Quelle des Funkspruchs würde durch die verdeckende Strahlung nicht offenbart werden. Vielleicht störte die Plasmaleitung sogar ihren Funkversuch?
Vermutlich nicht, also konnte sie mit Taglieri sprechen. Er würde eine Lösung finden. Er fand stets eine Lösung! Das erste Mal in ihrem Leben merkte sie, wie groß ihr Vertrauen in diesen Mann war, und sie bekam eine große Sehnsucht nach ihm.
Niemand wusste, dass sie sich hier aufhielt. Niemand ahnte etwas von ihr. Das war ihre Waffe, die sie strategisch nutzen musste.
Sie konnte endlich etwas tun, um den Geiseln zu helfen.
*
Taglieri trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf dem Tisch in seinem Bereitschaftsraum neben der Brücke herum. Er kochte innerlich. Der Ratsvorsitzende ließ ihn nun schon seit einer geschlagenen Viertelstunde in der Warteschleife schmoren. Angeblich befände er sich in einer Besprechung. Er benötigte aber die neuesten Informationen über Lor Els Auge . Jetzt!
Endlich meldete sich Jasper Mitchell. Seine wasserblauen Augen schimmerten feucht, sein Blick drückte Irritation aus.
Taglieri musterte den Ratsvorsitzenden misstrauisch. »Was ist geschehen?«
Mitchell seufzte. »Die Kridan haben eine Geisel erschossen!« Der Ratsvorsitzende berichtete Taglieri alles, was er erfahren hatte und was geschehen war.
Der Admiral schwieg. Seine Gesichtsfarbe verdunkelte sich innerhalb weniger Sekunden, und er zog scharf die Luft ein. Schneidend sagte er: »Das also waren unsere Verhandlungen,
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