Sternenfaust - 162 - Angriff der Alpha-Genetics
noch überlegte, ob er Leonard E. Humboldt wirklich trauen konnte, kontaktierte Cody die Brücke.
»Der Wandler ist wieder einsatzbereit«, meldete Commander Wynford. »Die Interferenzen sind offenbar verschwunden. Wir können jederzeit starten!«
»Dann haben die Interferenzen wohl nicht unbedingt etwas mit diesem Raumsektor zu tun«, sagte Cody, »sondern wurden von der Anwesenheit der Morax verursacht!«
»Erneut ein technischer Quantensprung für die Morax«, wandte Dr. Tregarde ein. »Und wir benutzten für den HD-Raum Techniken, die wir zum Teil selbst nicht verstehen.«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Commander Wynford, die ihren Kommunikator noch nicht deaktiviert hatte. »Wahrscheinlich traten die Probleme auf, als sich die STERNENFAUST und die Morax-Schiffe in relativer Nähe zueinander im HD-Raum bewegten. Die Interferenzen könnten ein zufälliges Nebenprodukt sein. Und die Morax haben einfach die Gunst der Stunde genutzt und angegriffen.«
»Wenn das so ist«, überlegte Cody, »müsste man doch die Interferenzen im HD-Raum nachverfolgen können. Commander Wynford, bitte informieren Sie Wing Commander Santos und Colonel Yefimov. In fünfzehn Minuten im kleinen Besprechungsraum zur Einsatzplanung.«
*
Genetics-Wandlerschiff FOUNTAIN, Sytar-System
19. Juni 2272, 13.52 Uhr
Sona schlug ungeduldig mit der Faust auf den Tisch des Besprechungsraumes der FOUNTAIN. Der Tisch, der eigentlich aus weißem stabilen Kunststoff gefertigt war, gab ein geräuschvolles Knacken von sich, und ein deutlich sichtbarer Riss zog sich von seiner Faust über die gesamte Platte. Ruun und Raht zuckten nicht einmal mit der Wimper.
Wäre ja auch noch schöner! , dachte der Anführer der Alpha-Genetics. Bei dem leisesten Knall schon Anzeichen von Schwäche zu zeigen.
Im Gegenteil, er spürte den Hauch von Aggressivität, der in der Luft lag und der nicht nur von ihm alleine auszugehen schien. Den beiden anderen Alphas erging es offenbar auch so. Eine Mischung aus unverhohlener Kampfeslust und Ungeduld strömte von ihnen aus. Oder war es noch etwas anderes, das ihn eine ständige Bedrohung fühlen ließ, insbesondere dann, wenn er mit anderen seiner Art zusammen war?
»Willst du hier weiterhin das Mobiliar zertrümmern, Sona?«, fragte Ruun ruhig. »Oder willst du nicht lieber deine Energie für etwas anderes verwenden?«
Sona sah seinen Stellvertreter mit zusammengekniffenen Augen an. Die genetische Aufwertung hatte ihm stahlblaue Augen beschert, um deren Pupillen sich, wie bei einem Raubvogel, gelbe Ringe gebildet hatten. Wenn er wollte, konnte er sich jede einzelne Pore im Gesicht von Ruun und Raht heranzoomen. Wobei ihm das Gesicht von Raht lieber war. Denn die Frau an Ruuns Seite hatte einiges zu bieten, das man sich gerne ansah.
»Die Infiltrationsaktion mit dem gekaperten Menschen-Shuttle hat doch wunderbar funktioniert!«, knurrte er. »Mahr und du habt die Soldaten ohne Probleme erledigen können. Diese gutgläubigen Narren! Wir sind ihnen noch genauso überlegen wie vor Jahrzehnten!«
Ruun grinste. Perlmuttfarbene Zähne, an den Schneide- und Mahlflächen leicht spitz zulaufend, schimmerten auf. Sona sah, wie einige von ihnen weniger Verfärbungen aufzeigten als andere.
Hat bei dem Angriff auf die JINZU wohl ein oder zweimal zu fest zugebissen , dachte er.
Sie waren die ultimativen Kämpfer, dazu geboren und ausgebildet, sich mit allem, was sie an Körper – oder am Körper – hatten, anzugreifen und zu verteidigen. Beißen war eine sehr wirkungsvolle Methode, den Gegner zu verletzen. Und ihre Schöpfer hatten vorgesorgt, für den Fall, dass dabei einmal ein Zahn auf der Strecke blieb. Im Tierreich nannte man es Revolvergebiss, ein Phänomen, das man vor allem bei Haien beobachten konnte. Fiel ein Zahn aus, wanderte ein bereits in zweiter Reihe hinter dem aktuellen Gebiss Nachwachsender nach vorne und ersetzte ihn.
»Ja, Sona, es hat alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben«, bestätigte Ruun. Raht hatte ihm mit einem bestätigenden Schmunzeln die langgliedrigen Finger auf die Schulter gelegt.
Sona nahm einen Hauch von Pheromonen wahr, der unter ihrer nun freiliegenden Achsel hervorströmte. Für einen Augenblick schoss ihm das Blut in den Schoß.
Grinsend wandte er den Blick von der Frau ab, die wie alle weiblichen Alphas nur ein knappes Top und Slip trug. Alles Weitere hätte die körperliche Freiheit beim Kampf behindert. Dann schloss er die Augen, um tief durchzuatmen.
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