Sternenfaust - 166 - Invasionsstufe Zwei
unzählige weiße Punkte funkelten. Die Säule war gewaltig. Vier Meter im Durchmesser und fünfzehn Meter hoch.
Es wirkte, als habe jemand in einem übergroßen Behälter endlos viele Glühwürmchen gesammelt.
Und die ganze Anlage bestand aus unzähligen dieser Säulen.
»Was ist das?«, wollte Savanna wissen. »Was bedeuten diese Säulen?«
»Das sind unsere Vorfahren. Das sind all jene, die auf das Große Wiedersehen warten!«
Savanna schüttelte den Kopf. »Ich verstehe gar nichts.« Das kann ja heiter werden , dachte sie. Wenn alle Antworten so kryptisch sind …
»Jedes individuelle Leben ist nichts anderes als ein Datenkonstrukt, bestehend aus energetischen, zeitlichen und räumlichen Werten. Diese Daten werden in temporalen Imprints hinterlassen, welche stets und für alle Zeiten abrufbar sind.«
Savanna nickte. »Sie hatten etwas Ähnliches gesagt, als sie Jan Theodopolos wiederbelebten.«
»Jan Theodopolos haben wir mittels einer Temporalschablone neu erschaffen. Zugleich besitzen wir jedoch auch die Möglichkeit, die physikalischen Größen Zeit und Energie sowie die Daten über molekulare Koordinaten zu komprimieren und konservieren. Das, was sie dort sehen, ist sozusagen der Bewusstseinsfunke derer, die bei uns das fünfundzwanzigste Lebensjahr erreicht haben.«
»Mit dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr bereits …«, flüsterte Savanna und ahnte, was Romana Hel’gara ihr sagen wollte.
»Auf Makato Zan ist nicht genug Platz. Wir waren Gefangene auf einem Planeten, allein im Nichts der multidimensionalen Verschiebung.«
»Von wie vielen Wanagi sprechen wir hier?«
»Von beinahe allen!«
Savanna hatte genau, verstanden, was Romana Hel’gara gesagt hatte. Zugleich konnte ihr Verstand es nicht fassen, daher sagte sie: »Wie bitte?«
»Nachdem unsere Vorfahren, die Erhabenen, mit ihrem Planeten Makato Zan in die Dimensionsverschiebung geflohen waren, um den Orphanen zu entkommen, waren sie gezwungen, diese Technik anzuwenden.«
»Und wie lange ist das her? Eine Million Jahre?« Savanna versuchte, sich im Kopf auszurechnen, wie viele Lebewesen sich in dieser Zeit angesammelt haben mussten, aber in der Aufregung brachte sie alle Dezimalstellen durcheinander.
»In dieser Säule allein befinden sich eine Billion Lebenskugeln«, erklärte Romana nüchtern. »Und auf Makato Zan gibt es über zweihundertvierzig dieser Säulen!«
240 Billionen!
Eine Zahl, die jedes Vorstellungsvermögen sprengte.
240 Billionen Lebewesen warteten darauf, ins Leben zurückzukehren. Man brauchte beinahe vierzigtausend erdähnliche Planeten, um ihnen allen ein neues Zuhause zu geben.
»Was ist mit der Zeit vor Makato Zan?«, fragte Savanna. »Mit dem Volk, das wir auch Tote Götter oder Erhabene nennen. Können auch sie ins Leben zurückgeholt werden? Zumindest als Kopie, über die temporalen Imprints?«
Romana Hel’gara schüttelte den Kopf. »Damals herrschte ein Krieg zwischen zwei Fraktionen. Man benutze Temporalbomben, welche die Temporalstruktur erschütterten, was die temporalen Imprints unbrauchbar machte. Gerade das machte diesen Krieg so grausam. Die Toten waren tot. Für alle Ewigkeit war ihr Dasein aus dem Raum-Zeit-Gefüge getilgt worden.«
Eine Grausamkeit, die bei uns noch immer für jeden Krieg gilt , dachte Savanna bitter.
»Wie wollen die Wanagi zwei Billiarden Lebewesen wiederbeleben?«
»Indem wir die Galaxis übernehmen«, kam die ungerührte Antwort. Savanna glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
»Wie bitte?«
Romana Hel’gara nickte. »Viele von uns glauben, die Wanagi hätten das Recht, sich die Galaxis Untertan zu machen. Sie sehen sich als die rechtmäßigen Eigentümer, als die Krone aller Schöpfungen. Ihr Menschen werdet lediglich … geduldet. Doch man wird gut zu euch sein. Es wird euch an nichts fehlen. Wir werden für euch sorgen.«
»Wir sind also nichts als Haustiere für euch. Tiere, die man gut behandeln sollte. Aber eben nur Tiere.«
»Die Menschen werden dennoch zu den Erwählten gehören.«
»Also kein Nutzvieh. Wie schön. Wen habt ihr dafür auserwählt? Die Morax?«
»Es bleibt abzuwarten, was mit Völkern wie den J’ebeem oder den Kridan geschieht.«
»Diese Völker werden sich wehren! Und auch die Menschen werden nicht tatenlos zusehen.«
»Ihr werdet abhängig sein. Abhängig von denen, die in der Lage sind, euch von allen physischen und psychischen Leiden zu befreien.«
»Wir werden also in goldenen Käfigen leben.«
Romana Hel’gara lächelte
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