Sternenfaust - 171 - Die Ritter der GRAFSCHAFT
den beiden Wanagi war nichts zu sehen.
Private Hobbes erhob sich und blickte fragend zu Dana. »Ma’am?«
Natürlich, sie haben das verdammte Portal umprogrammiert , dachte sie. Die können zwischenzeitlich sonst wo sein.
Als Captain Mulcahy hinter ihr ebenfalls den Raum betrat, wandte sie sich um – und erschrak. Auf seiner Stirn hatte sich eine Wunde gebildet. Keuchend atmete der Offizier ein, seine Wangenknochen traten hervor. Dana vergaß ihre Probleme mit den Wanagi, es gab Wichtigeres zu tun.
Dana trat zu dem Captain, ergriff seinen Arm, stützte ihn wortlos. Nach einigen Augenblicken fragte sie: »Geht es wieder?«
Er nickte. »Ich fürchte, von den Wanagi können wir weder Hilfe noch Antworten erwarten.«
Die Wanagi hatten sie in der Tat im Stich gelassen.
»Wir werden es auch ohne die Wanagi schaffen«, sagte Dana und bereute, überhaupt hierhergekommen zu sein. Sie hatten wertvolle Zeit verloren.
*
26. August 2263
(vor neuneinhalb Jahren)
Etwas Entsetzliche war geschehen.
Das wusste Cody in dem Moment, als er Sandrine erblickte. Seine sonst so fröhliche und aufgeweckte Freundin saß auf seinem Bett und glich einem Häufchen Elend.
»Was ist los?«
Sie griff nach dem Syntho-Drink auf seinem Schreibtisch. Ihre Schlucke waren groß – und gierig. Ihre Hand zitterte dabei.
»Ich war heute bei Doktor Rouchel«, stammelte sie. »Eine Routineuntersuchung.«
Sie schwieg, den Blick ins Leere gerichtet. Cody wartete.
»Sagt dir das Jakowlew-Syndrom etwas?«
Cody schüttelte den Kopf.
»Es ist sehr selten«, erklärte Sandrine, »und tauchte erstmals im Allister-System auf.«
Das Allister-System, natürlich , erinnerte sich Cody. Er hatte, um für die Aufnahmeprüfung der Star Corps-Akademie gerüstet zu sein, eine Menge Bücher über Politik, Geschichte und Raumfahrt studiert.
Das System war 56 Lichtjahre von der Erde entfernt und lag im Grunde bereits außerhalb dessen, was die Solaren Welten offiziell als ihr Siedlungsgebiet beanspruchten. Insgesamt fünfzehn Planeten umkreisten eine Sonne von doppelter Sol-Masse.
Der Allister-Freistaat hatte zwischen dem ersten und zweiten Kridan-Krieg – das System lag immerhin zwischen den Solaren Welten und dem Kridan-Imperium – von sich reden gemacht. Eine Gruppe Siedler hatte sich von den Solaren Welten abgespalten, als der damalige Ratsvorsitzende, Julio Ling, das System hatte aufgeben wollen. { * }
»Die ersten Siedler von Allister III merkten lange Zeit nicht, dass sie über die dort angebaute Nahrung ein unbekanntes Virus einnahmen. Dieser veränderte das Erbgut von schwangeren Frauen.«
Cody wurde bleich.
»Meine Eltern waren Teil des Allister-Freistaates, doch während des zweiten Kridankrieges kehrten sie zurück zur Erde.«
»Doch deine Mutter hat sich mit dem Jakowlew-Virus infiziert?«
Sandrine nickte. »Bisher war es nicht aktiv, und die Chancen, dass es ausbricht, sind eins zu tausend. Dennoch habe ich mich jährlich untersuchen lassen.« Eine Träne ran über ihre Wange. Sandrine wischte sie schnell ab.
Cody wollte seine Freundin in den Arm nehmen, ihr Trost spenden – doch sie blockte ab.
»Wie äußert sich die Krankheit?« Er hatte Angst vor der Antwort.
»Ich verliere nach und nach meine Sinne«, erklärte Sandrine. »Mein Gehirn degeneriert. Das Gehör, der Geruch, mein Sehvermögen, sogar mein Tastsinn, werden vollständigen erlöschen. Danach, wenn ich Gefangene meines eigenen Körpers bin, werde ich langsam meine Erinnerungen verlieren, bevor ich nur noch eine leblose Hülle bin.«
Cody wurde übel. »Können die Ärzte denn nichts dagegen tun?«
»Nicht einmal auf den Drei Systemen«, seufzte Sandrine. »Wahrscheinlich gibt zu wenig Menschen, die mit dem Syndrom geboren wurden, weshalb es wirtschaftlich unrentabel ist, nach einem Heilmittel zu forschen.«
Cody war fassungslos. Überrascht stellte er fest, dass auch er zitterte. »Wie lange hast du noch?«
»Die Degeneration hat bereits begonnen«, erklärte sie. »Vermutlich nur noch wenige Monate, vielleicht ein Jahr.«
Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Zusammengekrümmt lag Sandrine auf dem Bett und schluchzte. Behutsam beugte sich Cody über sie, nahm sie in seine Arme, war durch seine Nähe für sie da.
Er versuchte, alle Gefühle zu unterdrücken. So wie er es früher gemacht hatte, um den Dolorator zu ertragen. Er zog sich in einen winzigen Punkt seines Körpers zurück, dorthin, wo ihn kein Schmerz erreichen konnte.
Doch
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