Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a
verdammt schlecht.
»Taktik?«
»Sir, es tut mir leid, wir müssen uns zurückziehen«, erklärte die Offizierin. »Die Gegner werden in Kürze die verbliebenen Gauss-Kanonen außer Gefecht setzen.«
Lieutenant Templeton schaltete sich ein: »Noch können wir einen Fluchtkurs einschlagen, doch die feindlichen Einheiten verteilen sich. Ich fürchte, dieses Mal werden sie uns nicht entkommen lassen.«
Auf dem Monitor verschwanden zwei der gegnerischen Schiffe, nur um kurz darauf in der Flugrichtung der AMSTERDAM wieder aufzutauchen. Es waren Kugelraumer, die offensichtlich neu bei Skoshu eingetroffen waren. Vermutlich war es lediglich dem Störsender zu verdanken, dass die Fremden die AMSTERDAM noch nicht zerstört hatten. Die Feinde wollten die neue Waffe.
»Ich korrigiere: Flucht ist keine Option mehr.« Al-Malik schüttelte bedauernd den Kopf, dann sprach sie wieder in ihr Headset.
War diese ganze Mission ein Fehler? Es sieht so aus. »Professor, wie lange brauchen Sie noch?«
»Ich gebe mein Bestes.« Von Schlichten hatte seine Arroganz verloren und schwitzte aus allen Poren. »Ganz so einfach, wie Sie sich das vielleicht vorstellen, ist eine solch hochkomplexe Arbeit nun einmal nicht.«
»Taktik?«
»Gauss 4 wurde soeben zerstört. Es bleibt nur noch Gauss 5.«
Michael schluckte. Mit einer einzigen Gauss-Kanone war ihre Verteidigung nur noch Makulatur. Sogar das Gauss-Shuttle war von den Gegnern vernichtet worden. Damit betrug die Anzahl an verlorenen Menschenleben mittlerweile zweiunddreißig.
»Professor, falls das Beiboot der Angreifer hier andockt, werden Sie ihre bisherigen Forschungsergebnisse umgehend vernichten.«
Nach dem, was im Sternstein-System trotz eines intakten Tinmann-Gitters geschehen war, verließ sich das Star Corps nicht länger auf einen Diebstahlschutz. Alle Schiffscomputer waren seit Kurzem mit Selbstzerstörungskapseln versehen. Ein einfacher Befehl vernichtete jeden Festwertspeicher sowie die Elektrik.
»Aber …«
»Das war ein Befehl.« Michael fixierte den Wissenschaftler mit eisigem Blick.
»In Ordnung«, gab der Wissenschaftler nach. »Aber geben Sie mir noch eine Minute.«
»Sie haben so lange, bis das Shuttle der Gegner andockt.«
Sein IO hatte den Zerstörungscode für die Alpha-Dateien, die sensible Informationen enthielten, bereits auf dem Monitor. Wenn die Fremden die AMSTERDAM erreicht hatten, musste es schnell gehen. Sie konnten es sich nicht leisten, ein Risiko einzugehen. Nicht gegenüber diesem Feind.
»Sir, wir haben soeben unsere letzte Gauss-Kanone verloren«, meldete Al-Malik. »Damit sind wir nicht länger in der Lage uns zu verteidigen«, fügte sie das Offensichtliche hinzu.
»Ich habe es!« Von Schlichtens Ausruf ließ nicht nur Michael zusammenzucken. Der Wissenschaftler strahlte über das ganze Gesicht. »Der Störsender funktioniert wieder.«
Das Shuttle der Angreifer näherte sich unaufhaltsam der AMSTERDAM. Dabei schien es für das kleine Gefährt nicht relevant zu sein, dass der Sondereinsatzkreuzer weiter beschleunigte.
Bisher hatte der Feind nicht einen Schuss auf den Antrieb abgegeben.
»Aktivieren!«
Zwei der fremden Schiffe hatten ihre Flugbahn der der AMSTERDAM angepasst, das Enterschiff holte zunehmend auf, ein weiteres Schiff hatte sich an ihre Fersen geheftet. Es war unmöglich, diesem Feind zu entkommen. Es blieb nur zu hoffen, dass die Aktivierung des Störsenders Verwirrung stiftete oder das angreifende Schiff in irgendeiner Form schädigte.
»Störsender aktiviert!« Von Schlichtens Stimme klang angespannt. »HD-Signal ist konstant.«
»Ortung, irgendwelche Auswirkungen feststellbar?«
Derek Batista nahm verschiedene Scans vor. »Tut mir leid, Sir, bisher tut sich nichts.«
»Das Störsignal erreicht seine volle Stärke … jetzt «, meldete von Schlichten. »Ha, es funktioniert! Die Übertragungen der Angreifer verlieren an Stabilität.« Einige Augenblicke später fügte er hinzu beinahe jubelnd: »Sie kollabieren!«
Gebannt starrte Michael auf die Schiffe auf dem Monitor. Doch die Unterbrechung schien keinerlei Auswirkungen zu haben. Das Enterschiff hatte sie fast erreicht und machte wie die anderen keine Anstalten zu stoppen.
*
Die Gesichtsfarbe glich altem Porzellan. Die Vitalwerte waren schwach, aber vorhanden. Trotzdem hob und senkte sich seine Brust nur durch die unterstützenden Geräte in gleichmäßigen Atemzügen. Zweifellos war der Fremde dem Tod näher als dem Leben.
»Auf seinem Anzug war die
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