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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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schloss die Augen. Es war ein irritierendes Gefühl, auf einer Matratze zu liegen und sie dennoch kaum zu berühren. Träume flackerten am Rand seines Bewusstseins auf, und er wollte sich fallen lassen, aber dann drang eine Unterhaltung vom anderen Ende des Saals durch die Stille an sein Ohr.
    »Einer von uns muss die Abschottung aus der Kommandozentrale aufheben«, sagte eine Stimme.
    »Das können wir machen, bevor wir gehen.«
    »Nein. Jemand sollte hierbleiben.«
    »Ich will mit euch gehen.«
    »Du bist der Einzige, dessen Leute nicht da unten sind.«
    »Ich weiß nicht, wo mein Papa ist!«
    Kieran wollte so gern schlafen. Aber ihm war klar, was die Jungen da planten. Es beunruhigte ihn, dass er es nicht vorhergesehen hatte. Müde hakte er sich vom Bett los, stieß sich zur Decke ab und zog sich an den Rohren entlang, bis er über den vier Jungen schwebte.
    »Ihr könnt da nicht runtergehen«, sagte er.
    Tobin Ames funkelte ihn an. »Du warst nicht angesprochen. Kümmer dich um deinen eigenen Kram.«
    »Es ist mir egal, mit wem ihr gesprochen habt. Wenn ihr versucht, da runterzugehen, tötet ihr alle auf dem Schiff.«
    »Nein, werden wir nicht. Wir müssen das erste Sicherheitsschott öffnen, aber wir versiegeln das zweite – und das sorgt dafür, dass keine Radioaktivität in die oberen Decks gelangt.«
    »Okay. Und dann? Wie kommt ihr zurück? Ihr werdet das dritte Sicherheitsschott versiegeln müssen, korrekt? Also verlieren wir ein weiteres Deck.« Kieran strich sich mit der Hand über das Gesicht, während er die Idee der Jungen überdachte. »Damit verlieren wir die gesamte exotische und tropische Sektion, den ganzen Regenwald. Die Lungen des Schiffs. Uns wird der Sauerstoff ausgehen, bevor wir New Earth erreichen.«
    »Meine Mutter ist da unten!«, protestierte Austen Hand. »Und sie reagieren nicht mehr auf das Interkom. Ich kann sie nicht einfach …«
    Der Junge konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Er vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Wir öffnen das Sicherheitsschott nur für eine Sekunde«, bettelte Tobin.
    »Eine Sekunde reicht, um uns alle zu töten. Nicht sofort vielleicht, aber langsam und qualvoll. Ganz zu schweigen davon, was das mit unserer Fruchtbarkeit anrichtet. Und wenn die im Eimer ist, dann ist die Mission gescheitert.«
    »Es gibt sowieso keine Mädchen mehr«, merkte Austen trotzig an.
    »Die Mädchen kommen zurück«, sagte Kieran bestimmt.
    »Aber wie kriegen wir sie da raus?« Tobins sommersprossiges Gesicht verzog sich qualvoll.
    Kieran wusste keine Antwort. Die Jungen hatten die Situation von sich aus verstanden: Die Erwachsenen würden nicht wiederkommen. Niemand musste es ihnen sagen, aber jemand hätte es tun sollen.
    »Wartet hier«, sagte er und zog sich über die Decke in die Kommandozentrale, wo Seth Ardvale sich flüsternd mit Sarek unterhielt. Das Gesicht des Moslem-Jungen nahm einen betont nichtssagenden Ausdruck an, sobald er sah, dass Kieran in den Raum schwebte. Kieran ignorierte beide, schob sich nach unten zur Kom-Konsole und drückte den Rufknopf für den Maschinenraum. Es dauerte lange, und während er wartete, spürte er, wie Seth und Sarek auf seinen Hinterkopf starrten. Der Vidschirm flackerte, und Kieran sah das Gesicht von Austens Mutter, Victoria Hand. Sie war kaum wiederzuerkennen. Ihr Gesicht war stark angeschwollen, und die Adern unter der Haut waren geplatzt, so dass sich erschreckende Hämatome gebildet hatten.
    »Kieran, ich habe nicht viel Zeit –«
    »Mrs. Hand, die Kinder hier müssen mit ihren Eltern sprechen.«
    »Wir haben keine Zeit dafür übrig. Wir wollen, glaub mir –«
    »Victoria«, sagte Kieran bestimmt, »schaff alle Eltern sofort zum Video-Terminal. Ansonsten werden die Jungen versuchen, nach unten zu gehen. Und ich habe keine Ahnung, ob ich sie aufhalten kann.«
    Victorias Gesicht erschlaffte, und als sie schließlich wieder sprach, flüsterte sie, und Tränen rannen ihr aus den Augen. »Wir wollen nicht, dass sie uns so sehen.«
    »Sie wissen, was kommt, Vicky. Sie sind selbst darauf gekommen. Sie müssen euch sehen, damit ihr es ihnen erklären könnt. Und außerdem …« Er brach ab. »Vicky, es gab … viele … Verluste. Im Backbord-Shuttle-Hangar.«
    Sie schluckte. »Ich weiß.«
    »Was unternehmen wir deswegen?«, flüsterte Kieran.
    Eine Sekunde lang stand sie einfach nur da und ließ den Kopf hängen. Schließlich sagte sie: »Du musst die Leichen in die Luftschleuse schaffen und sie nach draußen blasen. Alle

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