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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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nicht alle von ihnen«, entgegnete Waverly nachdenklich, und ihr Blick wanderte zu Anne Mather. Glaubte diese Frau wirklich, was sie sagte? Oder war all das nur Show? Mather sah sie triumphierend an, als sei das eigentliche Ziel dieser Vorführung, Waverly zu zeigen, wie viel Macht sie wirklich besaß.
Sie hat sie davon überzeugt, dass sie von Gott bevorzugt werden,
dachte Waverly,
und dass ihr Leben einen besonderen Sinn hat.
Sie wusste, wie sie die Menschen dazu bringen konnte, sie zu lieben. Ja, dachte Waverly, das war Mathers Macht.
    Nach endlosen Lesungen, trällernden Liedern von Josiah und dem Rest des Chors und einem weiteren Applaus für Waverly und die Mädchen endete schließlich der Gottesdienst. Waverly ließ sich von Samantha auf die Beine helfen, doch sobald sie stand, trat Anne Mather an ihre Seite und drängte Samantha fort. Waverly war überrascht.
    »Ich hoffe, das hat euch Mädchen gefallen«, sagte Mather mit zufriedenem Lächeln. »Ich wollte euch unsere Dankbarkeit zeigen.«
    Amanda gesellte sich zu ihnen. »Eine wunderbare Predigt heute, Anne.«
    »Danke sehr.« Mather sah Amanda mit echter Zuneigung an.
    »Anne war früher mein Babysitter, Waverly. Damals, als …«
    »Amanda war wie eine Tochter für mich«, unterbrach Mather sie.
    Waverly nickte. Die Liebe zwischen den beiden war spürbar, und Mather war es wichtig, Amandas Zustimmung zu finden.
    »Waverly«, sagte Amanda und hakte sich bei Mather unter, »wusstest du, dass Anne als Lehrerin angefangen hat? Sie hat Josiah und mir das Lesen beigebracht.«
    »Ich war nicht besonders gut darin«, sagte Mather mit einem Kopfschütteln.
    »Wirklich?« Amanda klang überrascht. »Ich glaube, das ist etwas, das ich eines Tages gern ausprobiert hätte. Vorausgesetzt, es hätte hier tatsächlich Kinder gegeben.«
    »Jetzt sind welche da«, sagte Waverly. Sie hatte plötzlich eine Idee, wie sie und Samantha miteinander kommunizieren konnten. »Amanda, wieso machst du für uns Mädchen nicht eine Schule auf? Für die älteren zumindest?«
    Mathers graue Augen schossen zu Waverly, aber diese lächelte sie nur an.
    »Das ist eine gute Idee!«, rief Amanda begeistert.
    »Du wärst bestimmt eine hervorragende Lehrerin«, sagte Waverly.
    »Ich weiß nicht, ob die Mädchen schon bereit dafür sind«, wandte Mather ein, und Waverly meinte, Schweißperlen auf ihrer Stirn zu sehen.
    »Ich habe den ganzen Tag Langeweile«, sagte Waverly und fügte hinzu: »Außerdem wäre es toll, meine Freundinnen mal wieder zu treffen.«
    »Bitte lass es mich machen, Anne!«, rief Amanda. »Ich kann nicht rund um die Uhr malen. Und es wäre gut für die Mädchen.«
    Waverly versuchte, unschuldig auszusehen, während Mather sie wütend anstarrte. Sie wusste, dass die Pastorin sich nicht täuschen ließ. Es war ihr egal. Offensichtlich wollte Mather, dass Amanda sie für eine heilige Führerin und nicht für eine durchtriebene Lügnerin hielt. Und genau das gab Waverly Macht über sie.
    »Ich denke darüber nach«, sagte Mather vorsichtig.
    »Was gibt es da nachzudenken?«, fragte Amanda verwirrt. »Sie sind junge Mädchen. Sie müssen lernen.«
    »Es gibt noch anderes zu bedenken.«
    Josiah rief Amanda, um sich an einer Unterhaltung mit dem Chor zu beteiligen, und sie ging fort und ließ Mather und Waverly allein.
    »Diese Leute scheinen dich wirklich zu lieben«, sagte Waverly mit bedrohlich tiefer Stimme. »Besonders Amanda.«
    »Wir sind eine Familie«, gab Mather mit rosigen Wangen zurück.
    »Würden sie dich immer noch lieben, wenn sie wüssten, was du alles getan hast?«
    Mather sah sie überrascht an.
    Waverly drehte sich um und humpelte von der Bühne.

Schule
    E s war merkwürdig. Eines Morgens weckte Amanda Waverly und überreichte ihr einen gelbbraunen Kittel, braune Kniestrümpfe und ein Strickbarett. Die Zusammenstellung erinnerte Waverly an Bilder von Pfadfindern aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die sie gesehen hatte.
    »Ich konnte ihnen die Uniformen nicht ausreden«, sagte Amanda mit einem entschuldigenden Schulterzucken.
    Waverly war es egal, wie dämlich sie aussah. Sie wollte einfach nur ihre Freundinnen sehen.
    Auch Amanda trug einen Kittel und braune Strümpfe, aber statt des lächerlichen Baretts ein schwarzes Halstuch. Nach dem Frühstück aus braunem Reis, Bananen und Honig führte sie Waverly ins Wohnzimmer und nahm ihr gegenüber Platz. Ihre Hände ruhten auf dem bereits anschwellenden Bauch.
    »Ich dachte, wir gehen los«, sagte Waverly.
    Amanda

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