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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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gefallen.«
    »Da bin ich froh. Anne sagte, dass sie für euch Mädchen etwas Besonderes geplant hat. Es täte mir sehr leid, wenn du es versäumst.«
    Na wunderbar,
dachte Waverly, als sie ihre Beine aus dem Bett schwang.
    Ihr verletztes Bein war steif vom Schlafen und schmerzte immer noch. Sobald Amanda den Raum verlassen hatte, zog sie den schwarzen Kittel an und band sich das Tuch über ihre Haare. Sie hasste es, wie sie in dieser Kleidung aussah. Der Kittel bauschte sich in einer hässlichen Beule um ihre Hüften, und das Tuch umrahmte unvorteilhaft ihr Gesicht.
    Sie humpelte ins Wohnzimmer, wo Amanda und Josiah auf sie warteten. Beide trugen ebenfalls einfache schwarze Kleidung, die an Trauergewänder erinnerte.
    Josiah trat vor und nahm Waverlys Hand. »Du siehst gut aus«, sagte er.
    »Danke.« Waverly hatte nie gefragt, und sie hatten es ihr nie gesagt, aber er musste derjenige gewesen sein, der die Eizelle befruchtet hatte, aus welcher der Embryo hervorging, der in Amanda wuchs. Also hatte er sich auf irgendeine Art und Weise mit Waverly gepaart, tat aber so, als sei er ihr Vater. Es ließ sie innerlich vor ihm zurückschrecken.
    »Josiah hat dir ein Geschenk gemacht«, sagte Amanda.
    Josiah griff hinter die Couch und zog einen wunderschönen, aus Hickory geschnitzten Gehstock hervor. Der Griff war mit Weinreben und kleinen Vögeln verziert und lag überraschend gut in der Hand. Es gab sogar eine Schlaufe, die sie sich um das Handgelenk legen konnte, so dass sie ihn nicht verlor. Wenn sie sich darauf stützte, fühlte sie sich viel sicherer auf den Beinen. »Wow«, sagte sie. »Danke.«
    »Er hat die ganze Zeit, während du gelegen hast, daran gearbeitet«, sagte Amanda.
    Josiah lächelte stolz. »Ich habe ihn mit Bienenwachs versiegelt, um ihn so zum Glänzen zu bringen.«
    Waverly strich mit der Hand über die samtige Struktur des Holzes. Der Gehstock fühlte sich schwer in der Hand an, fast wie ein Knüppel. Er könnte nützlich sein, wenn es so weit war. »Er ist sehr schön.«
    Josiah errötete.
    »Komm schon«, sagte Amanda und gab ihm einen spielerischen Klaps. »Genug angegeben. Wir sollten losgehen, damit Waverly rechtzeitig kommt.«
     
    Sie kamen nur langsam voran. Waverly musste alle paar Minuten anhalten und ausruhen, aber die Getreidehalle war nicht so weit von ihrem Quartier entfernt, und bald schon durchquerte sie den riesigen Raum und lauschte den widerhallenden Stimmen der Glaubensgemeinschaft.
    »Bis bald, Mädels«, sagte Josiah, ehe er seinen Platz bei den anderen Musikern auf der Bühne einnahm.
    Der Platz für den Gottesdienst war mit Heuballen und getrockneten Blumen dekoriert, und das auf den Boden gestreute Heu fühlte sich unter Waverlys Füßen wie ein knisternder Teppich an. Die Sitze waren bereits zur Hälfte belegt, die anderen Leute standen noch oder liefen umher und unterhielten sich.
    Eine sehr kleine Frau kam zu Waverly, ergriff ihre Hand und warf sie dabei fast um. Die Frau war rotwangig und gedrungen, und wenn sie lächelte, glühte ihr Gesicht. »Oh, ich wollte nur für das danken, was du für mich getan hast!«, sagte sie.
    »Was? Ich –«
    »Es bedeutet mir so viel. Du hast mir ein neues Leben gegeben.« Die Frau wischte sich Tränen aus den Augen. »Danke sehr! Ich werde deiner immer gedenken!«
    Waverly wurde klar, dass die Frau einen ihrer Embryonen tragen musste, und ihr Hals zog sich zusammen. Amanda nickte freundlich, zog Waverly aber von der anderen fort und führte sie zu einem Sitz in der ersten Reihe.
    »Amanda«, fragte Waverly mit schwankender Stimme, »wie viele sind es?«
    »Wie viele was, Liebes?«
    »Du weißt, was«, sagte sie durch zusammengebissene Zähne. »Wie viele Frauen tragen meine Babys?«
    Die Farbe wich aus Amandas Wangen, als sie Waverly anschaute.
    »Sag es mir!«
    »Achtzehn«, sagte Amanda schließlich. »Achtzehn sind schwanger.«
    »Was? Wie können es so viele sein?«
    »Sie haben dir Medikamente gegeben. Im Essen«, sagte Amanda. »Viele deiner Eizellen sind gereift.«
    »Und du findest das in Ordnung?«, rief Waverly so laut, dass sich Leute zu ihr umdrehten.
    »Sie haben mich nicht nach meiner Meinung gefragt, Waverly«, antwortete Amanda düster.
    »Und wenn sie es getan hätten?«
    »Dann hätte ich ihnen gesagt, dass sie deine Erlaubnis einholen sollen. Weil es anders einfach nur verabscheuungswürdig ist.«
    Auf der Bühne saß Anne Mather zwischen ihren beiden Lektoren und wartete darauf, dass der Gottesdienst begann. Der

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