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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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lächelte. »Oh, das tun wir«, sagte sie.
    Ein Klopfen ertönte an der Tür, zwei harte Schläge.
    »Sie sind da«, sagte Amanda und reichte Waverly ihren Gehstock.
    Vor der Tür standen Integrationshelfer und hinter ihnen die ältesten Mädchen der
Empyrean,
alle in Kittel und Barett. Felicitys Blick war leer. Samantha hatte ihr Barett abgenommen und zerknüllte es in der Faust. Sarah starrte Waverly aus harten Augen an.
    »Sind wir fertig für die Schule?«, fragte der Mann mit der Narbe Waverly. Den Hohn hinter seinem süßlichen Lächeln schien er nur mit Mühe verbergen zu können.
    Sie ignorierte ihn, humpelte an den anderen Mädchen vorbei und stellte sich neben Samantha und Sarah.
    »Hi.« Samantha lehnte sich zu Waverly hinüber und wollte gerade etwas sagen, als ein Ausruf des anderen Integrationshelfers sie stoppte.
    »Ihr werdet zusammenbleiben, Kinder. Ihr werdet nicht umherschlendern. Und ihr werdet nicht reden.« Der Mann lächelte und zeigte mit einem Finger auf sein Ohr. »Ich höre alles. Und ihr wollt euch doch an eurem ersten Schultag nicht mit Tratschereien ablenken, sondern eurer Lehrerin eine Freude machen.« Er strahlte. »Ihr möchtet doch sicherlich ebenso wie wir, dass alles reibungslos funktioniert. Damit diesem schönen Tag noch viele weitere folgen können.«
    Waverly knurrte stumm, und die implizite Warnung in den Worten des Mannes entging ihr nicht. Wenn sie Ärger machten, würde Mather den Unterricht aussetzen. Sie wandte den Blick von dem Mann ab und versuchte, unbeeindruckt auszusehen.
    »Dann alle hübsch in Zweierreihen. Kommt, Mädchen, wir ziehen los!«, rief der Mann nun, als würde er sie zu einem großen Sportereignis führen, und sie trotteten in einer Doppelreihe hinterher. Waverly hatte gehofft, beide Integrationshelfer würden an der Spitze bleiben, so dass sie mit Sarah und Samantha sprechen konnte, aber der Mann mit der Narbe hängte sich ans Ende. Sie konnte seinen Blick auf sich spüren, während sie, auf ihren Stock gestützt, dahinhumpelte.
    Sie marschierten durch Gänge, die sich durch den Bauch des Schiffs wanden, bis sie einen Raum im administrativen Sektor erreichten. Es gab keine Bullaugen; er war vollgestopft, und das Licht war gedämpft. Kleine Schreibtische und Stühle, identisch mit denen auf der
Empyrean,
standen in Reihen, außer dass diese hier jungfräulich waren – keine Graffiti, keine Dellen, überhaupt keine Abnutzungsspuren.
    Der Integrationshelfer reichte Amanda ein Stück Papier, und als sie es sah, sanken ihre Schultern nach unten. Sie warf dem Mann einen erstaunten Blick zu, wirkte aber resigniert, als sie ankündigte: »Mädchen, wir haben einen Sitzplan entworfen, um mir dabei zu helfen, mich an eure Namen zu erinnern.«
    Sie führte jedes der Mädchen zu seinem zugedachten Sitzplatz, und als alle saßen, war Waverly in der hinteren Ecke, Samantha in der ersten Reihe und Sarah in der Mitte der Gruppe. Sie konnten sich nicht drehen, um einander anzuschauen, und waren zu weit voneinander entfernt, um zu flüstern.
    Amanda teilte Gedichtbände aus, und die Mädchen mussten ein sehr altes Gedicht aus der nordamerikanischen Vergangenheit von einem Dichter namens Walt Whitman lesen, und dann sprachen sie darüber. Die meisten Mädchen schwiegen, schweiften in ihre eigenen Welten ab, aber einige schienen auch aufzublühen, wieder in einem Klassenzimmer zu sitzen, und meldeten sich, um sich an der Diskussion zu beteiligen. Waverly lehnte sich zurück, beobachtete die Integrationshelfer, die mit freundlichem Lächeln durch die Gänge patrouillierten und sich immer wieder zu einem der Mädchen herunterbeugten, als wollten sie helfen oder interessierten sich besonders für die eine oder andere geäußerte Meinung. Waverly suchte nach einer Schwachstelle im System, die sie nutzen konnte. Ihr fiel auf, dass Amanda die Helfer mehr als einmal wütend anfunkelte, und sie unterbrach sogar den Unterricht, um sie zu bitten, mit den Ablenkungen aufzuhören. Die Männer lächelten nur und drehten weiter ihre Runden. Einmal drehte sich Samantha auf ihrem Platz um, um Waverly anzuschauen, aber der Mann ohne Narbe war sofort bei ihr, fuhr ihr lächelnd über das Haar und säuselte: »Aber, aber, junges Fräulein, wir wollen doch aufmerksam zuhören, nicht wahr?«
    Samantha drehte sich wieder um und saß kerzengerade da.
    »Mädchen«, wandte Amanda sich einmal mehr betont fröhlich an die Klasse. »Da ihr jetzt ein Beispiel von Whitman gelesen habt, möchte ich,

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