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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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ihm unterzeichnete Vertrag, weshalb er Stillschweigen bewahrte. Selbst wenn er sich wegen der Konventionalstrafe Sorgen gemacht hätte, wäre er durch die schiere Dimension von Sar-Says Enthüllungen von jeder moralischen Verpflichtung entbunden worden, die er vielleicht verspürt hätte. Das Wissen, das er mit sich trug, war viel zu wichtig, als dass solche kleinlichen Überlegungen wie ein persönlicher Eid oder rechtskräftige Verträge ihn davon abzuhalten vermocht hätten, diese Kunde in alle Welt hinauszuposaunen.
    Nein, seine Frustration resultierte vielmehr aus den Beschränkungen, die ihm an Bord der PoleStar auferlegt wurden. Die Forschung hatte sich an ihren Teil der Abmachung gehalten. Sie hatte ihm Zugang zu allen Daten gewährt und sogar einen Assistenten abgestellt, um ihm bei der Suche zu helfen -Mark Rykand. Zunächst hatte er den Motiven des jungen Dilettanten nicht getraut, doch dann hatte Rykand sich als nützliche Informationsquelle mit Blick auf das Alien und seine Zivilisation erwiesen. Im letzten Vierteljahr hatte Mark allein 300 Stunden der Beantwortung von Vasloffs Fragen gewidmet und ihm beim Nachschlagen in wissenschaftlichen Berichten geholfen. Und das zusätzlich zu seiner Hauptaufgabe als Assistent der Projekt-Astronomen.
    Die Situation, in der Vasloff sich zurzeit befand, passte nicht in sein bekanntes Raster. Normalerweise war er ein Außenseiter und stand am Rande. Nun war er ein Insider, hatte aber keinen Zugang zur Öffentlichkeit. Seine Kontakte zur Erde waren auf eine einzige 50-Wort-Mitteilung pro Woche beschränkt. Und die Botschaft war nicht einmal privat. Dieter Pavel verlangte von ihm, dass er die Nachrichten ans Kommunikationsbüro weiterleitete, wo ein Computer sie vor der eigentlichen Sendung noch einmal neu formulierte.
    Die Sicherheitsmaßnahme war natürlich nicht hundertprozentig wasserdicht gewesen. Während es eine Reihe von Codesystemen für das Einbetten von Informationen in scheinbar unverfängliche Nachrichten gab, machte der Neuformulierungs-Algorithmus jeden wortspezifischen Code hinfällig. Wenn »Katze« in einer verschlüsselten Nachricht etwas Spezifisches bedeutete, dann hatte »Haustier« wahrscheinlich nicht dieselbe Bedeutung. Und wenn es etwas noch Schlimmeres gab als eine verschlüsselte Botschaft, die durch eine Neuformulierung verhunzt wurde, dann war es die gleiche Botschaft, aber mit veränderter Bedeutung - womöglich noch mit dem genauen Gegenteil der eigentlichen Aussage.
    Vasloffs Code beruhte allerdings nicht auf bestimmten Codewörtern, sondern auf Code-Konzepten. In der ersten Botschaft hatte er Claris Beaufort nur mitgeteilt, dass er in der PoleStar angekommen sei und sich nicht in Gefahr befinde. Es spielte keine Rolle, wie die Worte in der Botschaft, die schließlich auf der Erde eintraf, umgestellt oder ersetzt worden waren - sie hatte auf jeden Fall die Kernbotschaft transportiert, dass er außer Gefahr sei. Dieses Konzept war Teil des Impromptu-Codes, den er und seine Assistentin entwickelt hatten. Er bedeutete: »Hypothese bestätigt.«
    Claris' Botschaften an ihn beruhten auf demselben System. Sie unterlag natürlich nicht dieser zahlenmäßigen Wortbeschränkung, sodass ihre Nachrichten generell »gehaltvoller« waren als seine. Das System war alles andere als narrensicher, aber es funktionierte - zumindest halbwegs. Diese Art der Kommunikation erinnerte Vasloff an die Probleme, mit denen U-Boot-Kommandanten in der Zeit zu kämpfen hatten, die als »Der Kalte Krieg« bekannt war. Damals hatten Wissenschaftler entdeckt, dass Funkwellen mit sehr niedrigen Frequenzen in die Tiefen der Meere vorzudringen vermochten. Sie hatten einen Funksender mit einer mehrere hundert Kilometer langen Antenne gebaut, um auf diesen Frequenzen zu senden. Der Niederfrequenz-Funk funktionierte zwar, hatte aber eine extrem geringe Bandbreite. Es hatte mindestens eine Stunde gedauert, um eine aus läppischen drei Zeichen bestehende Codegruppe zu übertragen.
    Vasloff wäre jedoch begeistert gewesen, wenn sein geheimer Kommunikationskanal genauso schnell gewesen wäre. Ein Aspekt pro Woche war jedoch das Maximum, das er zu realisieren vermochte. Dennoch war es ihm gelungen, im Lauf der Zeit wichtige Informationen zu übermitteln. Er hatte seiner Assistentin Folgendes gemeldet: »Hypothese bestätigt«, »einzelnes Alien« und »alle Vorbereitungen für eine Pressekonferenz treffen«. Ihre Antwort lautete: »Nachricht verstanden« und

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