Sternenfeuer
letzten beiden Tagen gab es eine Auseinandersetzung wegen der bevorstehenden Expedition.«
»Expedition?«, fragte Lisa. »Welche Expedition?«
»Direktor Bartok hat Koordinatorin Haistrom davon überzeugt, dass wir unbedingt die Zzumer-Sonne finden müssen.«
Den beiden Zuhörern klappte die Kinnlade herunter. »Der Mann muss die Überzeugungskraft eines Sektengurus haben«, sagte Mark, der sich als Erster wieder gefasst hatte.
»Seien Sie nicht so bescheiden, Mark. Sie und Lisa haben zumindest teilweise zu dieser Entscheidung beigetragen.«
»Wir?«
»Ihr seid doch diejenigen, die Michael Vasloff zur Konferenz mitgebracht haben.«
»Er hat uns gefunden, nicht umgekehrt!«
»Das sollte auch keine Kritik sein. Anscheinend hat der Direktor Koordinatorin Halstrom gesagt, dass, wenn Vasloff hinter das Geheimnis gekommen ist, andere auch dazu in der Lage sind. Die Koordinatorin will nicht an die Öffentlichkeit gehen, bevor wir Sar-Say's Geschichten nicht auf ihre Plausibilität überprüft haben.«
»Die Öffentlichkeit wird es früher oder später sowieso herausfinden«, sagte Mark.
»Vielleicht, aber wenn wir schnell handeln, können wir die Expedition vielleicht auf den Weg schicken, bevor jemand unser Geheimnis an die Öffentlichkeit verrät. Wenn die Schiffe erst einmal unterwegs sind, kommt es darauf auch nicht mehr an, nicht wahr?«
»Welche Vorbereitungszeit haben wir?«
»Die Expedition bricht in neunzig Tagen in den Weltraum auf, oder sie startet überhaupt nicht mehr.«
Mark stieß ein leises Pfeifen aus. »Ich kenne mich mit dem Betrieb von Raumschiffen zwar nicht aus, aber das erscheint mir doch ein wenig kurzfristig.«
Pavel lächelte. »Arg kurzfristig, wenn man bedenkt, dass wir ein Dutzend Raumschiffe siebentausend Lichtjahre weit ins All hinausschicken.«
»So weit?«, fragte Lisa.
»Wir sollten Gott dafür danken. Wenn Sar-Say uns nämlich die Wahrheit über die Souveränität sagt, sind siebentausend Lichtjahre noch ein viel zu geringer Abstand zwischen uns und ihnen.«
Mark runzelte die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass im Moment zwölf Raumschiffe im Sonnensystem stehen.«
»Das ist auch nicht der Fall. Die Forschung hat neun Schiffe im System. Drei andere sind draußen zwischen den Sternen. Die Koordinatorin hat dem Direktor nur einen Monat gegeben, sie zum Neptun zu bringen.«
»Er müsste schon ein wahrer Zauberkünstler sein, um das zu bewerkstelligen«, sagte Mark nachdenklich. »Und wieso gerade Neptun?«
»Das ist der Treffpunkt.« Er wandte sich an Lisa. »Welche Fortschritte machen Sie mit dem Erlernen der Broa-Sprache?«
»Sar-Say sagt, dass ich sie allmählich fließend spreche. Wieso?«
»Weil Sie und Sar-Say die Expeditionsteilnehmer unterwegs in einem Crashkurs in der Handelsterminologie der Broa fit machen werden. Sie werden natürlich an der Expedition teilnehmen. Wir brauchen eine Bezugsperson für Sar-Say.«
»Sie sagten, dass Sie uns beide sprechen wollten. Was soll ich denn tun?«
Pavel lächelte, lehnte sich auf dem Metallsitz zurück und legte die Finger aneinander. »Ach ja. Ich werde Sie mit einem Auftrag betrauen, bei dem Sie Ihr Talent voll entfalten können. Außerdem übernehmen Sie die Verantwortung für ...«
25
Michail Vasloff war wieder im Weltraum. Fast drei Monate war es her, seit er im PoleStar-Wabxtix. sein Domizil bezogen hatte, und die Raumkrankheit war nur noch eine böse Erinnerung. Allerdings war das auch nur ein schwacher Trost. Die durch die Mikrogravitation verursachte Übelkeit war nämlich einer anderen Krankheit gewichen, einer Krankheit der Seele. Nachdem er sich ein Leben lang dem langen Marsch der Menschheit zu den Sternen in den Weg gestellt hatte, hatte er schließlich den Beweis, dass sein Lebenswerk nicht vergeblich war. Sar-Says Beschreibung der Broa-Souveränität war nämlich schlimmer als jeder Albtraum, den Vasloff bisher gehabt hatte. Es war zwar schon ein paar Monate her, seit Michail Vasloff mit angehört hatte, wie der Pseudoaffe die Unterjochung einer Million empfindungsfähiger Spezies in seinem emotionslosen und geschäftsmäßigen Ton geschildert hatte, aber dennoch wachte er immer noch mitten in der Nacht auf, bekränzt von kleinen schwebenden Schweißperlen.
Es waren frustrierende Monate für den führenden Ludditen der Erde gewesen. Nachdem er bis ins Herz des geheimsten Projekts der Sternenforschung vorgestoßen war, fühlte er sich verpflichtet, ihr Geheimnis zu bewahren. Es war aber nicht der von
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