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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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dass Mark besitzergreifend den Arm um Lisa gelegt hatte und wie sie sich an ihn schmiegte, während sie mitten im Abteil hingen, ließ Pavel sich jedenfalls nichts anmerken.
    »Mitkommen, Leute. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Sar-Say widmete sich seiner Lieblingsbeschäftigung. Er hing vor dem Sichtfenster in seiner Kabine in der Luft und schaute auf die halb erhellte und halb dunkle Kugel der Erde. Der Planet füllte das Sichtfenster aus — ein Anzeichen dafür, dass das PoleStar- Habitat sich dem erdnächsten Punkt seines stark elliptischen Orbits näherte. Das Habitat überflog gerade den vergletscherten südlichen Kontinent und näherte sich dem Terminator. Der Name des Kontinents lautete Antarktika, wie Sar-Say in Erfahrung gebracht hatte. Er hatte aber keine Ahnung, weshalb man ihn so nannte.
    Der Abschnitt des mit Eis bedeckten Lands, der noch im Sonnenlicht lag, war so gleißend hell, dass es ihn blendete. Voraus wich das gleißende Licht schnell einer großräumigen Dunkelheit ohne die Lichter von Städten. Die Gletscher der antarktischen Nacht wurden nur vom flackernden, elektrostatischen Glühen einer gelbgrünen Aurora erhellt, die über dem dunklen Horizont des Planeten waberte. Das war ein Lieblingsanblick von Sar-Say.
    Eine Aurora war eigentlich nichts Neues für Sar-Say, der bereits die lange Reise nach Sselt unternommen hatte, dem achten Planeten eines blauweißen Sternriesen. Solche Sterne waren zu kurzlebig, als dass sich Leben auf den sie begleitenden Planeten zu entwickeln vermocht hätte. Sselt war ohne Leben gewesen, als broanische Forscher erstmals ein Sternentor in das System gestellt hatten, um auf den jungfräulichen Welten, die kürzlich aus einer urzeitlichen Staubwolke entstanden waren, nach Schwermetallen zu suchen. Sselt hatte sich als Fundgrube für transuranische Elemente erwiesen — und zwar als eine so ergiebige, dass die Broa beschlossen hatten, die sterile Welt mit ihrer Lebensform zu besamen. Das Projekt war teuer gewesen, doch letzten Endes erfolgreich. Nach 10000 Zyklen - nachdem die ersten Saatschiffe ihre Bakterienladungen in die obere Atmosphäre gekippt hatten -, beherbergte der Planet eine reichhaltige Ökologie und eine Population fleißiger Vierbeiner.
    Als achter Planet - vom Stern aus gesehen - holte Sselt auf seinem Orbit so weit aus, wo in normalen Systemen Gasriesen zu finden sind. Doch selbst auf diese Entfernung war der stecknadelkopfgroße Stern noch so energiereich, dass flüssiges Wasser einen großen Teil der Planetenoberfläche bedeckte. Ein Nebeneffekt der verschwenderischen Energieabgabe des Sterns war eine Aurora, die unablässig über der Nachthälfte des Planeten tanzte. Der Nachthimmel von Sselt besaß das Prädikat eines der schönsten Anblicke in der ganzen Souveränität.
    Sar-Say hatte die lange und beschwerliche Reise nie bereut, die ihn zu dieser weit entfernten Welt geführt hatte. Es war eine Reise gewesen, die Ähnlichkeit mit derjenigen hatte, die ihn in diese missliche Lage gebracht hatte. Trotz ihrer seltsamen Vorstellungen und zügellosen Ideen erinnerten die Menschen Sar-Say an seine eigenen Leute. Das war auch kaum verwunderlich, war doch die Welt, die sie hervorgebracht hatte, fast ein Zwilling seiner Heimatwelt und des Sterns, der sie beschien. Dass die Erde in seinen Augen eine Schönheit war, würde sich von unschätzbarem Wert für ihn und seine Sippe erweisen, sollte er je wieder nach Hause gelangen.
    Das Thema der Heimkehr war auch das, das ihn zurzeit beschäftigte. Lisa war vor zehn Tagen zur Erde geflogen. Sie hatte ihm nicht den Grund für ihre Abwesenheit genannt, doch der Umstand, dass etliche Wissenschaftler gleichzeitig verschwunden waren, war ein Indiz dafür, dass etwas Wichtiges vorging. Die Nachrichtenkanäle brachten aber weiterhin nur die übliche Mischung aus Verbrechen, Skandalen und politischen Ränkespielen. Genauso wenig hatten die Medien die erste Begegnung der Menschheit mit intelligenten Aliens erwähnt. Seit Sar-Say Standard so gut beherrschte, um die Nachrichten zu verstehen, waren sie mit keinem Wort auf die Geschehnisse in diesem fernen System zu sprechen gekommen, in dem man ihn gefangen genommen hatte. Stattdessen hatte er des öfteren gehört, wie scheinbar gelehrte Menschen pastoral verkündet hatten, dass Homo sapiens wohl die einzig intelligente Spezies im ganzen Universum sei. Die Selbstzentriertheit solcher Behauptungen verwunderte Sar-Say, der selbst schon mit mehr intelligenten Spezies zu

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