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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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»Öffentlichkeitsarbeit ist angelaufen«. Nun musste Vasloff nur noch einen Weg finden, seine Erkenntnisse weiterzuleiten.
    Das gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet. Anfangs hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich in der Mercanter's Wind zu verstecken. Mit etwas Glück hätte er dort auszuharren vermocht, bis er die Äquatorialstation erreicht hatte. Und ohne dieses Glück hätte er versucht, eine Botschaft von der Orbital-Fähre abzusetzen. Leider hatten die Ereignisse ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Obwohl die meisten Leute Vasloff für einen Agitator hielten, war er in Wirklichkeit ein Spezialist für Öffentlichkeitsarbeit. In einer Welt mit einer fast unendlichen Anzahl von Kommunikationskanälen war es nahezu unmöglich, auch nur einen winzigen Bruchteil der Menschen mit einer Botschaft zu erreichen. Um ganze Populationen zu bewegen, war es notwendig, die volle Aufmerksamkeit von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden Kommunikationskanälen über einen langen Zeitraum zu haben. Er hatte Terra Nostra im Wesentlichen mit dem Wissen aufgebaut, wie und wann er die Massenmedien manipulieren musste.
    Leider hatte in den letzten drei Wochen auf den Nachrichtenkanälen eine Geschichte Konjunktur gehabt, die mit Außerirdischen nichts zu tun hatte. Zu dem Zeitpunkt, als Vasloff sein heimliches Verschwinden geplant hatte, war die Kunde von einem großen Helium-3-Fund auf Triton, dem größten der acht Neptunmonde, an die Öffentlichkeit gedrungen. Helium-3 war die wertvollste Substanz in der Geschichte - buchstäblich Millionen Mal wertvoller als Gold -, und die Nachricht hatte einen Hype ausgelöst, wie die Welt ihn seit dem Goldrausch in Kalifornien vor einem halben Jahrtausend nicht mehr erlebt hatte.
    Im vergangenen Monat waren Schiffe eilig mit Veredelungs-Ausrüstung bestückt worden und in die Schwärze des Alls aufgebrochen, um zuerst eine Veredelungsstation zu errichten, in der das wertvolle Helium-Isotop aus dem eisigen Ammoniakmeer von Triton getrennt wurde. Unbestätigten Berichten zufolge hatte die Sternenforschung sogar eins ihrer wertvollen Raumschiffe vermietet, um Verarbeitungs-Ausrüstung nach Triton zu transportieren. Direktor Bartok hatte die Meldung natürlich dementiert, doch Vasloff glaubte inzwischen gar nichts mehr von dem, was Bartok sagte.
    Normalerweise hätte allein schon die Andeutung, dass die Menschheit einen Kontakt mit intelligenten Aliens hergestellt hatte, die Schlagzeilen beherrscht. Doch wo nun das Helium-3-Fieber ausgebrochen war, befürchtete Vasloff, dass seine Warnung in der Rubrik »Vermischtes« unterging. Noch schlimmer, die Nachricht würde vielleicht nur die akademischen Informationsnetze erreichen, wo wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht wurden. Der Normalbürger würde vielleicht nie davon hören, oder — falls er doch davon erfuhr — zur Bekanntgabe der aktuellen Fußballergebnisse umschalten.
    Also hatte Vasloff beschlossen, den Gefängnisausbruch zu verschieben, bis die Neptun-Geschichte nicht mehr das Tagesthema Nummer eins war. Am Vorabend hatte eine neue Fähre am PoleStar- Habitat angelegt, und Dieter Pavel hatte ihn zu einer Besprechung beordert.
    »Also, Michail Sergejewitsch!«
    Dass Dieter Pavel seinen Vatersnamen benutzte, irritierte Vasloff, aber er ließ sich nichts anmerken, denn das wäre ja nur ein Zeichen von Schwäche gewesen. »Sie wollten mich sprechen, Sir?«
    »Was würden Sie zu einem kleinen Ausflug sagen?«
    »Ausflug? Wohin denn?«
    »Nach Luna. Die Mannschaft, die mit der Untersuchung von Sar-Say's Schiff befasst ist, benötigt seinen Rat. Meine Anweisung lautet, in vollem Umfang zu kooperieren, und wir hätten noch eine Koje frei, wenn Sie mitfliegen möchten.«
    »Wie lange wird Sar-Say denn weg sein?«
    »Nicht lange. Wieso? Haben Sie schon etwas anderes vor?« Pavel lächelte freundlich, doch Vasloff fragte sich, ob das nicht ein dezenter Wink mit dem Zaunpfahl war.
    »Wo ich so darüber nachdenke, steht momentan nichts Wichtiges in meinem Terminkalender«, erwiderte er mit gut dosiertem Humor. Ich kann dieses Spiel auch spielen, du Bastard!
    »Gut. Packen Sie Ihre Sachen und seien Sie in zwanzig Minuten bei Mark Rykand an der Luftschleuse drei.«
    »Zwanzig Minuten? Das hätten Sie mir aber auch schon früher sagen können.«
    Dieter Pavel lächelte, aber seine Augen nicht. »Ja, das stimmt wohl.«
    Die meisten Leute stellen sich den Mond hell vor, obwohl er in Wirklichkeit erstaunlich düster ist. Seine

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