Sternenfeuer
Abend, Techniker Vlacek«, sagte Raoul Bendagar, als sie die transparente Luftschleuse erreichten, die als ein Kontaminations-Kontrollpunkt diente. Der Techniker saß in einem offenen Gestell an einem Schreibtisch, der mit dem Boden verschraubt war.
»'n Abend, Doktor.«
»Irgendwelche Probleme mit Butch?«
»Nein, Sir. Er hat den ganzen Nachmittag einfach nur dagesessen. Hat dann ein Nickerchen gemacht und vor etwa einer Stunde den Holo eingeschaltet.«
»Sehr gut. Das hier sind Mr Pavel und Miss Arden, die Vorhut der Hilfe, die wir angefordert haben.«
»Wurde auch Zeit«, schimpfte der Techniker. »Wir sind völlig unterbesetzt, weil der Captain das Schiff für eine Rückkehr nach Neu-Eden vorbereitet.«
Bendagar hangelte sich zur mobilen Luftschleuse und sagte: »Ich werde zuerst durchgehen. Sie beide folgen der Reihe nach.«
Lisa war die Letzte, die den dahinterliegenden Gang betrat. Als sie die Dekontaminationsschleuse verließ, sah sie die anderen ein Dutzend Meter den Gang entlang um eine offene Luke versammelt. Sie bewegte sich zum Lichtfleck, der aus dem Abteil dahinter fiel. Dann stellte sie fest, dass die Luke überhaupt nicht offen war. Vielmehr war das Schott durch eine Platte aus Panzerglas ersetzt worden. Als Lisa die Glastür erreichte, drehte sie sich um und sah das Alien keine zwei Meter weit weg. Das Alien betrachtete sie mit gelben Augen.
Ihr erster Eindruck war, dass sie es mit einem Affen zu tun hatte.
Das Alien war klein, etwa anderthalb Meter groß, und von einem braunen Pelz überzogen. Der Kopf war rund, mit zwei Ohren, die ansatzweise menschlich wirkten und im rechten Winkel vom Kopf abstanden. Die Ohren verliehen dem Wesen den Charakter einer Comicfigur. Der Mund war ein Schlitz in einer Schnauze, die unmittelbar unter den Augen zentriert und mit etwas perforiert war, das wie Luftlöcher aussah. Dieser Teil der Anatomie mutete wie eine Blockflöte an - ein eigentümliches Arrangement. Die Nasen der Menschen und der meisten anderen Arten waren nach unten gerichtet — die Evolution hatte das so eingerichtet wegen der banalen Notwendigkeit, das Fluten der Nase zu verhindern, wenn es regnete. Diese Erfordernis galt doch sicherlich auch auf der Welt, von der Butch stammte. Oder etwa nicht?
Der Körper des Wesens war dünner als der eines Menschen und machte einen geschmeidigeren Eindruck. Die sechsfingrigen Hände hatten die Form einer Blume, die ihre Blütenblätter zur Sonne öffnet. Die Füße waren kompakte Fleischklumpen ohne Zehen und erweckten den Anschein, als ob Butch Mokassins trug. Außer einem Koppelgürtel um die Taille war das Alien unbekleidet. Es war männlich, aber nicht so offensichtlich, wie es bei einem männlichen Mensch mit dieser spärlichen Bekleidung der Fall gewesen wäre.
Und während sie Butch beobachteten, erwiderte er ihre Blicke mit einer Intensität, der sie kaum standzuhalten vermochten. Von einem gelegentlichen Blinzeln abgesehen bewegte er sich nicht.
Lisa fand schneller wieder Worte als Pavel. »Welche Fortschritte sind beim Kommunizieren mit ihm bisher zu verzeichnen?«
Bendagar berichtete über ihre Versuche während der Rückkehr nach Sol und seit sie das Alien an PoleStar überstellt hatten. »Unsere Kommunikationsversuche scheinen ihn gar nicht zu interessieren«, sagte er schließlich. »Wer weiß? Vielleicht sind seine Leute auch telepathisch veranlagt.«
»Mit diesen Lauschern kann er offensichtlich hören. Wie lange arbeiten Sie jeden Tag mit ihm?«
»Mindestens zwei Stunden.«
Sie nickte. »Genau das dürfte Ihr Problem sein. Um mit jemandem eine Kommunikationsbasis zu schaffen, lebt man am besten mit ihm zusammen. Wann kann ich dort einziehen?«
Dr. Bendagar war perplex. »Wo einziehen?«, stotterte er.
»Bei Butch natürlich«, erwiderte Lisa in einem Ton, als ob das die normalste Sache von der Welt sei.
»Sie können diesen Käfig nicht betreten. Das ist nicht sicher.«
»Inwiefern nicht sicher?«
»Einmal können wir das Risiko von artenübergreifenden Infektionen noch nicht völlig ausschließen. Was glauben Sie wohl, weshalb wir diesen Abschnitt unter Quarantäne gestellt haben?«
»Sie wissen ganz genau, dass die Wahrscheinlichkeit, sich bei ihm mit irgendetwas anzustecken, sehr gering ist. Sonst hätten Sie ihn doch gar nicht erst in diese Station gebracht.«
»Gering, aber eben nicht null. Es wird noch ein paar Monate dauern, um absolut sicher zu sein«, sagte Bendagar mit Nachdruck. »Bis dahin werden Sie wie der
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