Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
feines Gespür dafür, wann man die Geduld einer anderen Person über Gebühr strapazierte. Er beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Wann kann ich das Alien sehen?«
    »Jederzeit«, erwiderte Bendagar. Er warf einen Blick auf sein Chronometer und sagte: »Wahrscheinlich schläft es aber gerade. Sie können gern bis nach dem Abendessen warten. Wir werden Sie und Miss Arden dem Personal vorstellen und Sie dann zu Butch bringen.«

5
    Dr. Bendagar irrte sich. Das Alien schlief mitnichten. Es saß in seiner Zelle und war in Gedanken über die seltsamen Zweibeiner versunken, in deren Gewahrsam es sich befand. Diesen Gedanken hing es jeden wachen Moment nach, seit sie es an Bord ihres Schiffs gebracht hatten. Und sein Name war auch nicht »Butch«. Seine persönliche Kennung war Sar-Say; er war ein Abkömmling des berühmten Sar-Dva und Ortho-Cousins von Sar-Ganth - ein Name, der in Dutzenden von Sternsystemen, die über drei Quadranten der Zivilisation verteilt waren, einen guten Klang hatte.
    Sar-Says Spezies waren schon zu lange zivilisiert, um mit dem Schicksal zu hadern oder ihre Frustrationen über entgangene Chancen in emotionalen Ausbrüchen zu entladen. Dennoch hätte bei den Erfahrungen, die Sar-Say in jüngster Zeit gemacht hatte, selbst der lethargischste Stoiker sich gefragt, ob das Weltall einen persönlichen Groll gegen ihn hegte.
    Das Schiff, mit dem er gereist war, war die Hraal. Sie wurde von einem Vithianer namens Muulbra befehligt und hatte eine gemischte Besatzung aus Vithianern und Frels. Die Hraal hatte sich gerade auf der dritten Etappe der Reise von Vith nach Persilin befunden und Kurs auf das Sternentor am gegenüberliegenden Rand des Nala-Systems genommen. Sie hatten die Annäherung gestoppt, als der Sternentor-Computer von Nala bevorrechtigten Verkehr von achtern gemeldet hatte. Der Verkehr hatte sich als ein broanisches Kampfschiff der Rächer-Klasse herausgestellt, das mit hoher Geschwindigkeit näher kam. Anstatt nun das Tor anzufliegen, hatte der Rächer sich der Hraal bis auf tausend fel genähert und das Feuer eröffnet.
    Captain Muulbra hatte nicht einmal in Betracht gezogen, seine Energie mit Empörung zu vergeuden. Aus welchem Grund auch immer der Broa sein Schiff attackierte, er musste ihm hinreichend erscheinen - zumal die Oberherren sich nicht dazu herabließen, ihre Handlungen gegenüber den niederen Rassen der Zivilisation zu rechtfertigen. Anstatt zurück nach Nala zu fliehen, hatte Muulbra sein Schiff in der Hoffnung ins Sternentor gesteuert, im Persilin-System Zuflucht zu finden. Wenn er aber geglaubt hatte, dass der Rächer den Angriff nun abbrechen würde, wurde er herb enttäuscht. In dem Moment, als beide Schiffe die unsichtbare Grenze des Sternentors erreichten, schoss der Rächer einen hochenergetischen Strahl auf seine Beute ab.
    Dieser Strahl hatte sein Ziel nie erreicht. An Bord der Hraal war Sar-Say aus dem Ruhegestell in seiner Kabine geschleudert worden, als der Alarm durchs ganze Schiff schrillte. Der Schlag war nicht das laute Knacken eines auf Metall treffenden energetischen Strahls, sondern rührte von einem starken Beben im Weltraum her. Der Ruck, der durchs Schiff gegangen war, stammte von der starken Gravitationswelle, die eine Verschiebung des Brennpunkts eines Sternentors begleitet. Sar-Say hatte sich kaum wieder in sein Gestell gehockt, als Captain Muulbra berichtete, dass sie tatsächlich durchs Tor gesprungen seien - aber nicht ins Persilin-System. Eine Milliarde fel unter ihnen stand eine unbekannte gelbe Sonne.
    In gewisser Hinsicht hatten sie verdammtes Glück gehabt. Die Energiewelle, die den Tor-Brennpunkt um eine unbekannte Anzahl von Licht- vang versetzt hatte, hätte sie genauso gut in den tiefen interstellaren Raum verschlagen können. In diesem Fall wären sie verhungert, lange bevor die Hraal einen anderen Stern erreicht hätte. Stattdessen befanden sie sich in der Nähe eines Planeten, der im blau-weißen Widerschein einer Wasserwelt glühte. Sie hatten aber keine Zeit gehabt, zu triumphieren. Ein paar Momente nach der Durchsage des Captains gerieten sie schon erneut unter Beschuss durch die Energiestrahlen des Rächers.
    Captain Muulbra hatte - wobei die Hälfte der Crew tot war und sein Schiff im Flug verschrottet wurde - den nahen Planeten in der Absicht angesteuert, in die Rettungsboote zu steigen, bevor ihr Peiniger ihnen endgültig den Garaus machte. Sie hatten sich auf halbem Weg in die trügerische Sicherheit befunden, als sie ein

Weitere Kostenlose Bücher