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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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überbrücken vermocht hätte.
    »Ich will verdammt sein!«, murmelte der Chefwissenschaftler leise und monoton. Es glich mehr einem Gebet als einem Fluch.

6
    Michail Vasloff schlenderte durch den Mittelgang des Hauptquartiers der Sternenforschung und schaute auf die beleuchteten Darstellungen von Welten, die die Forschung entdeckt hatte. Hier lag eine Eiswelt unter dem blau-weißen aktinischen Punkt eines großen B2-Sterns; dort umkreiste eine luftlose Welt in geringem Abstand eine riesige rote Sonne; daneben hing eine Zwillingssonne hoch am purpurroten Himmel eines staubigen, windgepeitschten Wüstenplaneten. Wo auch immer er hinschaute, wurde Vasloff daran erinnert, dass das Weltall wenig für eine Rasse frecher Emporkömmlinge übrig hatte, die sich selbst das Prädikat Homo sapiens verliehen hatten. In der endlosen finsteren Weite des Alls gab es nur eine einzige Kugel, die für menschliches Leben ausgelegt war. Was war es doch für eine Vergeudung, Männer und Frauen auf der Suche nach einer neuen Heimat für die Menschheit auszusenden, wenn diese eine logische Absurdität war.
    Es stimmte zwar, dass hier und da die Forschung über Welten gestolpert war, die ansatzweise bewohnbar waren. Da war Luzifer mit seinen Lava speienden Vulkanen und dem kochenden Schlamm, wo die Kuppeln inmitten von Dampfsäulen trieben und die Habitate gekühlt werden mussten, wenn die Bewohner nicht bei lebendigem Leib in ihren Betten gegart werden wollten. Da war Malachi mit einer sauerstoffreichen sämigen Atmosphäre. Feuer brannten dort mit der Heftigkeit von Explosionen, und ein ungeschützter Mensch wurde durch ebenjenes Gas, das das Leben überhaupt erst ermöglichte, alsbald vergiftet. Da war Persephone, in einer ewigen Eiszeit gefangen, wo der Winterwind wegen einer Spur von Zyanid in der Luft nach Mandeln roch. Da war Rio Verde — von einem Spaßvogel so benannt -, wo es weder Flüsse noch Grün gab ...
    »Egal«, sagte Michail Vasloff sich und wandte sich von der prahlerischen Darstellung ab, die die letzte in einer langen Liste menschlicher Hochfahrt darstellte. Jeder kannte die Liste der Welten, die nur etwas weniger tödlich waren als die meisten. Wieso vermochten sie dann nicht die Ressourcenvergeudung zu erkennen, die mit der Gründung von Kolonien auf diesen Schlackehaufen einherging? Was war das für eine Marotte der Menschen, dass sie ein Leben unter Bedingungen verherrlichten, die man nicht einmal inhaftierten Schwerverbrechern zugemutet hätte? Was auch immer es war, Michail Vasloff hatte es sich schon vor langer Zeit zur Aufgabe gemacht, diesen irren Enthusiasmus zu bekämpfen, aufgrund dessen die besten und klügsten Köpfe der Erde ihr Leben so fern der Heimat riskierten - und noch dazu ohne jeden Sinn.
    Die Geschichte war nach Vasloffs Ansicht ein Dauer-Konflikt zwischen den Scharlatanen und denjenigen, die die beschränkten Ressourcen der Menschheit erhalten wollten, zwischen denen, die eine Wildnis als etwas ansahen, das gezähmt werden musste, und denen, die an der inneren Schönheit der Wildnis sich erfreuten. Michail Vasloff war mit der Welt zufrieden, die Gott den Menschen gegeben hatte, und sah auch keinen Grund, nach einem Ersatz zu suchen. Seiner Ansicht nach haftete den Risiken, die die Sternenforschung bei der Suche nach einer anderen Erde auf sich nahm, etwas Obszönes an. Selbst der eifrigste Verfechter der interstellaren Expansion gestand - mit etwas Nachhilfe - schließlich ein, dass er nicht wusste, was ihn dort überhaupt erwarten würde. Und wenn ein Raumschiff nun eine Seuche oder etwas noch Schlimmeres zur Erde brachte? Das Überleben der Rasse war zu wichtig, als dass man es für etwas so Triviales wie bloße Neugier riskieren durfte.
    Er hatte seine Karriere als eine politische »Schmeißfliege« begonnen, die das Parlament dazu bewegen wollte, die enormen Subventionen einzustellen, welche für die Erforschung der Sterne bereitgestellt wurden. Unterm Strich war sein Kampf erfolglos geblieben, auch wenn er sporadische kleine Siege errungen hatte. Schließlich hatte er durch seine Bemühungen die Aufmerksamkeit eines kleinen Zirkels wohlhabender Personen erlangt, die genauso dachten wie er. Mit ihrer Hilfe hatte er eine politische Graswurzel-Organisation gegründet, die er Terra Nostra nannte. Sie hatte sich zur größten und einflussreichsten Organisation im Kampf gegen die interstellare Expansion gemausert.
    Terra Nostra war konfessionell neutral, obwohl sie ihre spirituelle Kraft aus

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