Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
technologisch fortgeschrittenen Spezies absuchten. Bei einer Sichtung fiel dann eine Kampfschiffflottille über Dutzende neu fokussierter Sternentore in diesem System ein. Für gewöhnlich genügte eine Demonstration der Stärke, dass eine Spezies sich der Herrschaft der Broa fügte. Manchmal kam es aber auch zu Kämpfen, doch am Ende lief es immer auf das Gleiche hinaus: Eine Spezies unterwarf sich entweder den Oberherren oder wurde ausgerottet.
    Dies war jedoch das erste Mal, dass solche Außenseiter ihrerseits die Zivilisation entdeckt hatten. Die Situation barg große Risiken, aber auch ein großes Potenzial. Wenn man es richtig anstellte, würden Sar-Say und seine ganze Linie einen ordentlichen Profit dabei einstreichen. Alles hing davon ab, wie er diesen Wesen die Situation zwischen den Sternen darstellte. Wenn sie ihn der Lüge überführten, wäre das katastrophal. Es würde wahrscheinlich sein Leben und alle Träume vom Reichtum beenden. Nur dass die ganze Wahrheit genauso katastrophal wäre. Wie viel durfte er diesen fremden Zweibeinern offenbaren, und wie viel musste er verschweigen? Das war das Dilemma.
    Er hatte sich nicht kompromittieren müssen, solange seine Häscher sich mit seiner Beobachtung begnügten. Mit der Ankunft dieses Wissens-Suchers war seine Bedenkzeit jedoch abgelaufen. Irgendwann musste er auf ihre Kommunikationsversuche eingehen. Sobald er sich darauf einließ, würde er ihnen etwas über die Zivilisation sagen müssen, und was auch immer das war, es würde glaubhaft klingen müssen. Er hatte die Zeit in der Gefangenschaft genutzt, um ein paar Versionen »der Wahrheit« zu kreieren. Jede hatte ihre Vorteile und Risiken.
    Das Problem bestand darin, dass jede fortschrittliche Spezies - definitionsgemäß - über Computer verfügte! Mit Computern kommt die Informationstheorie, und die mündet wiederum in eine wissenschaftliche Theorie der Sprache. Kurz nach der Erfindung des Computers entwickelten die meisten Spezies bereits eine Software, die die Sprechweise einer Person analysierte - auch die eines Gefangenen — und anhand des Inhalts zu ermitteln vermochte, ob diese Person die Wahrheit sagte. Die Methode funktionierte natürlich nicht mit hundertprozentiger Genauigkeit und bei Aliens noch unzuverlässiger als bei Artgenossen. Doch mit einer hinreichend großen Probe und genügend Zeit für die Analyse der Aussagen des Probanden würden die inneren Widersprüche zwangsläufig zutage treten. Kein denkendes Wesen vermag sich an alles zu erinnern, wenn es gezwungen wird, reale Erfahrungen eines längeren Zeitraums durch ein fiktives Konstrukt zu ersetzen.
    Weil Sar-Say damit rechnete, dass seine Häscher diese Technik auch bei ihm anwenden würden, durfte er sich nicht allzu weit von der Wahrheit entfernen. Überhaupt würde er immer weniger verbergen können, je länger die Zweibeiner ihn studierten. Nein - wenn er schon lügen wollte, dann würde er diese Lüge auf etwas Einfaches, aber Elementares beschränken müssen. Um eine Entlarvung zu vermeiden, müsste das Geheimnis klein sein und von einem dichten Nebel der Wahrheit umwabert werden.
    Sar-Say ließ ein letztes Mal Revue passieren, was er von diesen Leuten und ihrem derzeitigen Kenntnisstand wusste und was sie in der Zukunft über ihn in Erfahrung bringen würden. Er überlegte und grübelte und traf dann eine Entscheidung. Sein Doppelherz schlug schneller. Denn er stand am Scheideweg. Ab jetzt war er ein Akteur in diesem Spiel. Es gab kein Zurück mehr.
    Sar-Say setzte sich und beobachtete, wie das Weibchen vielleicht zum zwölften Mal seine einstudierte Pantomime aufführte. Wieder hallten die zwei Silben »Liii... Saaa« im Abteil wider.
    Langsam, als ob das Verstehen sich erst in diesem Moment einstellte, beugte Sar-Say den Arm und führte ihn an die Brust. Er zeigte auch die Zähne, obwohl dieser Ausdruck unter seinesgleichen eher eine Herausforderung zum Kampf als ein Zeichen von Witzigkeit war. Dann öffnete er den Mund und ließ die Laute heraus, die er im Geiste tausendmal geprobt hatte.
    »Sssarrr... sssaayy ...«
    Seine periphere Sicht war ziemlich gut, jedenfalls besser als die seiner Häscher, wie er glaubte. Deshalb nahm er auch eine kurze Aufwallung hinter dem Glas wahr, ohne sich jedoch der Ursache bewusst zu sein. Selbst wenn er den Fluch gehört hätte, der Raoul Bendagar entfuhr, hätte er ihn nicht verstanden - obwohl der emotionale Inhalt durchaus die Kluft des Nichtwissens zwischen den Spezies zu

Weitere Kostenlose Bücher