Sternenfeuer
Kama ist ein Beweis dafür. Es müssen nur ein paar Schwermetalle und ein paar alte Toxine in die Umwelt gelangen, und schon ist unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht mehr gewährleistet.
Wo das Leben und seine Umwelt so präzise aufeinander abgestimmt sind, wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, dass wir jemals eine Welt finden werden, die für unsere Lebensform genauso gut geeignet ist wie die Erde? Sie dürfte gegen null tendieren! Diese Überzeugung wirft zwangsläufig die folgende Frage auf: Wenn es da draußen eh keine anderen >Erden< gibt, wieso sollten wir dann unsere wertvollen Ressourcen in die Suche danach investieren?«
»Ich hatte einen Professor an der Universität, der uns lehrte, dass die Entstehung von Welten terrestrischen Typs beinahe zwangsläufig erfolge, wenn der Planet die richtige Größe und Entfernung vom Zentralgestirn des Systems aufweist.«
»Ihr Professor hat sich geirrt.«
»Wir haben Dutzende von Welten mit Leben entdeckt und sogar Kolonien auf ein paar von ihnen gegründet.«
»Das Leben, das wir entdecken, ist entweder giftig, ermangelt der erforderlichen Nährstoffe oder hat zu viele Krankheitserreger. Und was unsere Kolonien betrifft, so sind sie kaum mehr als Vorposten und werden auch nie etwas anderes sein. Jeder Stützpunkt klammert sich krampfhaft an der Oberfläche von Welten fest, die für uns grundsätzlich lebensfeindlich sind. Die Kolonisten überleben nur in einer künstlichen Umwelt und mit Subventionen in Höhe von vielen Milliarden Credits pro Jahr. Streichen Sie diese Subventionen, und die Welten werden bald aufgegeben. Das, mein junger Freund, ist auch die Strategie der Terra Nostra. Man streiche die Subventionen und entziehe somit den Kolonien die Existenzgrundlage! Wir brauchen das Geld unter anderem dafür, um den Fluss Kama zu sanieren.«
»Sie scheinen sich Ihrer Sache ziemlich sicher zu sein, Micha. Aber wenn Sie sich nun irren?«
Vasloff nahm einen Schluck Bier und sagte: »Dann irre ich mich eben, und niemand wird mir noch zuhören. Aber ich irre mich nicht. Der Heilige Gral, den die Forschung sucht, existiert überhaupt nicht - aber sie setzen uns der Gefahr aus, indem sie dennoch danach suchen.«
»Welcher Gefahr?«
»Sie wissen, dass die Forschung sehr große Vorsicht bei den biologischen Proben walten lässt, die sie mit zur Erde bringt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Bislang hat noch kein außerirdischer Mikroorganismus in der Biosphäre der Erde zu überleben vermocht. Dieser Umstand an sich belegt doch schon meinen Standpunkt, dass die Planeten des Weltalls genauso individualistisch wie Schneeflocken sind. Wir vermögen nicht auf ihren Welten zu leben und sie nicht auf unserer. Falls wir jedoch eine Welt entdecken, auf der wir leben können, folgt daraus auch, dass die Krankheitserreger dieser Welt zur Erde wandern. Und wenn die Forschung eine Seuche einschleppt, Mark? Wie werden wir alle dann wohl zur Erforschung der Sterne stehen?«
»Sie können ziemlich überzeugend sein, Mischa.«
»Mein überzeugendstes Argument, weshalb wir nicht zu den Sternen ausgreifen sollten, haben Sie noch gar nicht gehört. Nehmen wir einmal an, Ihr Professor hätte recht, und jeder Stern, den wir am Himmel sehen, würde von einer terrestrischen Welt umkreist. Denken Sie dieses Szenario konsequent zu Ende. Was wäre die wesentliche Eigenschaft eines mit terrestrischen Welten angefüllten Weltalls?«
»Sie werden es mir sicher gleich sagen.«
»Wir wissen, dass unsere Umwelt zu einem bestimmten Zeitpunkt intelligentes Leben hervorbringt. Offensichtlich würde das auch für andere terrestrische Welten gelten. Wo sind sie also?«
»Wo ist wer?«
»Die anderen Arten, die auf der Skala der Intelligenz so weit oben stehen, um Raumschiffe zu bauen. Wenn wir schon dazu imstande sind, dann kann das jeder. Wieso haben sie uns noch nicht besucht oder wenigstens ein Radiosignal in unsere Richtung abgestrahlt? Diese Frage ist erstmals von dem Physiker gestellt worden, der in erster Linie für die Erfindung der Atombombe verantwortlich war. Es wird als das Fermi-Paradox bezeichnet und ist der endgültige Beweis, dass keine anderen Erden existieren. Sonst hätten ihre Bewohner uns nämlich längst gefunden. Dass sie bisher nicht erschienen sind, ist ein Beleg dafür, dass sie eben nicht existieren.«
»Ich verstehe nun, weshalb Sie beschlossen haben, Ihr Leben dem Kampf gegen die Raumfahrt zu widmen«, sagte Mark vorsichtig. Gunter Perlman hatte ihn im Vorfeld
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