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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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nichts nach. Ein Dutzend Rohrleitungen, von denen jede fast die Durchflusskapazität des Nils hatte, hatte sich vom regengetränkten Hochland in Zentralafrika in nördlicher Richtung zur großen Wüste geschlängelt. Als sie das Ödland erreichten, verzweigten sich die Leitungen vielfach und transportierten die wertvolle Flüssigkeit zu Tausenden künstlicher Oasen. Gemäß dem Plan waren diese grünen Inseln die Kerne, von denen sich Leben ausbreitete, bis es die ganze Sahara bedeckte. Der Plan war kühn und großartig gewesen, hatte aber nicht berücksichtigt, dass man die Wüste nicht so leicht zu zähmen vermochte, wie der Mensch sich das in seiner Hybris vorstellte.
    Fünfzig Jahre lang hatten Tausende von Arbeitern malocht, um die Kultivierung zu einem Erfolg werden zu lassen, und sie hatten auch einen - zumindest vorübergehenden - Erfolg erzielt. Den Sand in Schach zu halten war jedoch eine Sisyphusarbeit, und die Menschen sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Schließlich wurde die Welt des endlosen Kampfs müde und setzte die beschränkten Ressourcen der Menschheit für sinnvollere Projekte ein. Langsam, fast unmerklich, kehrte die Wüste zurück und ergriff von den Oasen und Pumpstationen Besitz. Als die Rohrleitungen verfielen, wurde ihre Reparatur für zu teuer oder aufwendig befunden. Pumpen verschlissen und wurden nicht mehr repariert. Die Menschen wechselten zu anderen Jobs und wurden nicht ersetzt. Schließlich wurde das große Röhren-Netzwerk nicht mehr benutzt. Bald wurden Lücken ins Leitungsnetz gerissen, als die Beduinen, die die Wüste noch durchstreiften, sie als Altmetall-Quelle entdeckten. Andernorts wurden die verschlungenen Röhren im heißen, trockenen Wüstenklima konserviert. Nur vereinzelt gab es noch Spuren der gewaltigen Anstrengung, und selbst dort forderte der Sand sein Recht.
    In den letzten Jahrzehnten hatte die Ferienanlage Al-Hoceima sich mit einheimischen Besuchern über Wasser gehalten und mit den Touristen, die sich die Preise an der nördlichen Mittelmeerküste nicht leisten konnten. Umso dankbarer war der Ferienort für ein Angebot der Sternenforschung gewesen, eine Konferenz über die Dynamik der Sternevolution zu veranstalten. Die Finanzsituation des Hotels war derart angespannt, dass man sogar die extrem strengen Auflagen für das Personal akzeptierte.
    Raoul Bendagar, Professor Rheinhardt, Lisa Arden und Mark Rykand trafen von Tanger in einem klapprigen Flugbus ein, dessen asynchrone Kompressoren einen schrägen Eindritteltakt produzierten. Die Klimaanlage des Fahrzeugs arbeitete jedoch, was sie spätestens dann merkten, als sie nach dem Verlassen des Fahrzeugs in eine richtige Bruthitze gerieten. Sie eilten über einen gepflasterten Hof zur blendend weißen Fassade des Hotels, nur um dann im Zwielicht des Gebäudeinnern genauso wenig zu sehen. Eine agile junge Frau in der Uniform des Forschungs-Sicherheitsdiensts empfing sie direkt hinter der Tür. Sie führte sie am Empfang vorbei in einen Alkoven, wo jeder seinen Ausweis vorzeigen musste, bevor noch ein Netzhautscan durchgeführt wurde.
    »Herzlich willkommen in Al-Hoceima, meine Damen und Herren«, sagte Aretha Higgins, nachdem die Computer ihre Identität bestätigt hatten. »Ich hoffe, dass die Strapazen der Reise nicht allzu groß waren.«
    »Wieder auf der Erde zu sein entschädigt mich vollauf für solche Widrigkeiten«, erwiderte Dr Bendagar. »Wann soll die Konferenz beginnen?«
    »Die erste Tagung findet morgen im großen Ballsaal statt, Doktor. Sie werden die Delegierten um 09:00 Uhr begrüßen. Danach verteilen sich die Arbeitsgruppen auf die Konferenzräume und beginnen mit der Arbeit. Mittagessen ist um 12:00 Uhr und Abendessen um 18:00 Uhr. Man hat sich auf formelle Kleidung zum Abendessen geeinigt.«
    »Was ist mit ...?«, fragte Bendagar und wies mit dem Daumen auf die paar Angehörigen des Hotelpersonals, die sich auf der anderen Seite der Lounge aufhielten.
    Miss Higgins lächelte. »Sie werden ab morgen früh aus der Haupthalle verbannt. Wir werden stündlich nach elektronischen Abhörgeräten suchen, haben aber natürlich jetzt schon umfassende Vorkehrungen gegen Lauschangriffe getroffen. Ihr Wissenschaftler könnt Klartext reden, ohne dass ihr Angst vor fremden Ohren haben müsstet.«
    »Und was tun wir, wenn gerade einmal keine Tagung stattfindet?«, fragte Lisa.
    »Sie können schwimmen, tauchen und Ausflüge zu den umliegenden Dörfern unternehmen. Außerdem können Sie zu zweit oder

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