Sternenfeuer
Raumfahrer, der am Sensorbedienfeld saß.
»Ich sehe es, Benton. In Bereitschaft bleiben für Beschleunigungswarnung, Funkoffizier. In Bereitschaft bleiben für Energie, Ingenieur.«
Die Anweisungen wurden sofort bestätigt. Ein großer Krater, über dessen Boden Lichterketten gespannt waren, schwoll unter ihnen an. In einer Höhe von fünfzig Kilometern verdrängte er die Gedanken an alles andere und konzentrierte sich nur auf den Flug. Sie hatten keine Zeit gehabt, eine Landeautomatik in der Whale zu installieren. Außerdem hatte das Schiff durch die zylindrische Form eine so unausgewogene Massenverteilung, dass er eine automatische Landung sowieso nicht riskiert hätte.
»Reaktor hochfahren«, befahl er und leitete die ersten Steuerbewegungen ein. Die Darstellung ihres Landeplatzes wurde von einer Grafik überlagert, die Geschwindigkeit im Verhältnis zur Höhe anzeigte. Dan versuchte, das kleine Schiffs-Symbol genau zwischen den Linien zu halten, die die maximale Toleranz ihrer Anflugskurve darstellten.
»Zehn Kilometer«, meldete der Sensorenbediener. Der Warnhinweis erfolgte in diesem ruhigen, sachlichen Ton, der charakteristisch ist für Phasen hoher Anspannung an Bord von Raumschiffen. Er bestätigte die Meldung und richtete die Aufmerksamkeit auf den kleinen, absteigenden Lichtpunkt auf dem Bildschirm. Bisher verlief alles nach Plan.
»Ein Kilometer.«
»Gut. Funkoffizier, Landungs-Warnung!«
Die Durchsage hallte im behelfsmäßigen Habitat-Sektor des Whale wider. Überall im Schiff hielten die Leute die Luft an. Landon musste sich zwingen, das nicht auch zu tun. Die Landekurve verlangte nun eine stärkere Verzögerung, und er legte sich auf seine Liege und betätigte die Steuerung. Die Whale verlangsamte und verharrte dann zehn Meter über der zugewiesenen Landefläche, Landon überprüfte ihre Ausrichtung visuell und reduzierte die Leistung des Antriebsfelds. Langsam sank die Whale zur Oberfläche hinab. Das Feld wirbelte beim Kontakt mit der Oberfläche ein wenig Staub auf, und dann setzten sie mit einem leichten Ruck auf dem Mondboden auf.
Trotz der Schwerkraft von nur einem Sechstel g ächzte das Schiff hörbar beim Aufsetzen.
»Abschalten, Ingenieur.«
»Schalte ab, Captain«, entgegnete Laura Dresser.
»Funk. Die Mannschaft soll sich auf die Ausschiffung vorbereiten. Wir sind zu Hause, Leute!«
Michail Vasloff schaute aus seinem Bürofenster auf die alten Häuser, die das gegenüberliegende Ufer des Prinsen-Kanals säumten. Terra Nostra hatte ihr Hauptquartier in der Altstadt von Amsterdam - obwohl die Mieten, die für die alten Kanal-Häuser verlangt wurden, an Mietwucher grenzten. Das Renommee, das die Adresse auf dem Briefkopf der Organisation verlieh, machte die Kosten jedoch mehr als wett.
Es war ein typischer bewölkter Tag in Amsterdam. Hin und wieder fuhr jemand auf einem Elektro-Rad lautlos die schmale Straße am gegenüberliegenden Ufer entlang. Die Stadträte erwogen ein Verbot der modernen Apparate und wollten eine Renaissance des guten alten Hollandrads erzwingen, um den Tourismus zu fördern. Vasloff war aber nicht bekannt, dass man der Stadt auch den Vorschlag unterbreitet hätte, die stinkenden, benzinbetriebenen Kanalboote wieder in Dienst zu stellen, die vor zwei Jahrhunderten hier herumgetuckert waren. Nostalgie ja, aber bitte in Maßen.
Die Verwaltungsprobleme der Altstadt von Amsterdam fochten ihn allerdings auch nicht an. Er hatte größere Sorgen. Eine war das mysteriöse Forschungsprogramm, auf das Mark Rykand ihn aufmerksam gemacht hatte. Seine ersten Anfragen, was die Sternenforschung an Bord der PoleStar unternahm, waren bestenfalls zögerlich gewesen. In den darauffolgenden Wochen hatte er jedoch allmählich einen Durchblick bekommen. Aus Gründen, für die niemand eine Erklärung zu haben schien, wurde im Orbit ein riesiges Forschungsprojekt aufgezogen. Und dieses PoleStar- Projekt gründete sich auf ein so schreckliches Geheimnis, dass es auf keinen Fall gelüftet werden durfte — und noch schlimmer, er wusste nicht, was es war!
Mit gerunzelter Stirn wandte er sich vom Fenster ab und drückte die in den antiken Schreibtisch eingelassene Taste. Eine Minute später öffnete sich die Tür des Büros und gab den Blick auf eine schmale Stiege frei, die zu den unteren Stockwerken und zum Dachboden führte. In der Für stand Claris Beaufort, seine Assistentin, deren Büro hinter ihr zu sehen war.
»Kommen Sie rein und setzen Sie sich«, befahl er schroff. Er
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